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Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
Autoren: V.A.
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Whisky geworden wäre. Und dieses dumme Mädchen ließ tatsächlich ihre Verwandtschaft sitzen und lief mit eben diesem Mann davon.«
    Ich lächelte vor mich hin, weil Miß Mattie uns nämlich von sich selbst erzählte, wie sie es mir gegenüber vor langer Zeit einmal getan hatte.
    »Aber dann schlug das Schicksal unerbittlich zu, meine Lieben, Stellt euch nur vor! Wißt ihr, dieser Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, nannte nicht nur blaue Augen sein eigen, sondern auch solche, die stets nur in die Ferne blickten. Auch seine Füße waren wanderlustig, deshalb verschwand er eines Tages, wie ein ehemals geliebtes Lied aus dem Gedächtnis schwindet, ohne daß man es zurückrufen könnte. Das Mädchen hatte ihn zu sehr geliebt, aber sie war eben noch zu jung gewesen, um den unruhigen Geist zu erkennen, der in dem Mann steckte, den sie geheiratet hatte. O ja, sie hatte ihn wirklich geheiratet – in einer Kirche mit vielen, vielen Kerzen –, aber als sie wieder nach Hause zurückkehrte, mußte sie feststellen, daß die Leute sich nur daran erinnerten, daß sie mit ihrem Freund durchgebrannt war. Sie hatte die Urkunde über die Eheschließung verloren, und die Leute riefen ihr Schimpfwörter nach.«
    »Und wie hätten sie dich nennen können, Liebling?« erkundigte Mr. O'Grady sich ernst und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »O'Gradys Mädchen«, stieß ich hervor.
    Die anderen lachten schallend.
    Mr. O'Grady ging wieder zu dem Grammophon hinüber und zog es ganz auf. Dann tanzten sie alle wieder, während Mr. Tod in seinem Sessel saß und den Takt angab, indem er in die Hände klatschte. Miß Mattie und Mr. O'Grady tanzten geradezu unermüdlich, bis ihnen schließlich doch fast der Atem ausging.
    Als die Musik nach einiger Zeit aufhörte, erhob sich Mr. Tod und schien damit eine Art Zeichen gegeben zu haben. Alle waren plötzlich damit beschäftigt, das Geschirr abzuwaschen, die Stühle an den Tisch zu schieben und die Vorhänge zuzuziehen.
    Die Gespräche wurden leiser und waren von einem leichten Lächeln begleitet, das nichts von lärmender Heiterkeit an sich hatte. Ich fror, obwohl sämtliche Fenster fest verschlossen waren, um die Kälte abzuhalten.
    Als das Geschirr und die Stühle wieder an ihrem Platz standen, schien der Aufbruch bevorzustehen. Niemand kümmerte sich um mich, deshalb stand ich in der Ecke und sah zu. Mr. O'Grady holte Miß Matties Umhang und legte ihn ihr über die Schultern. Dann waren sie bereit.
    Die Herren hielten die Tür auf, als die Damen hinausgingen und sich die Hand als Schutz gegen das grelle Sonnenlicht vor die Augen hielten. Dann versammelten sie sich alle am Gartentor und riefen Miß Mattie und Mr. O'Grady zu, sie sollten sich doch beeilen, der Weg sei noch weit.
    Miß Mattie löschte das Feuer, stellte der Katze eine Schüssel Milch auf den Boden und ging dann in Mr. O'Gradys Begleitung hinaus. Die anderen riefen noch immer nach ihnen, deshalb eilte sie an mir vorüber, ohne mich zu beachten. Ich winkte ihr noch einmal nach, aber sie drehte sich nicht mehr um. Aber Mr. O'Grady hatte mich nicht vergessen, denn er wandte sich um und grüßte wie ein Offizier. Dann waren sie alle kaum noch zu sehen, obwohl keiner von ihnen mehr als zweihundert Meter von mir entfernt sein konnte.
    Ich drehte mich um und wollte meinen Kopf gegen die Tür lehnen, die Miß Mattie eben zum letztenmal geschlossen hatte, als ich mich plötzlich Mr. Tod gegenübersah, den ich ganz vergessen hatte.
    »Bitte, Sir«, sagte ich und sah ihn bittend an. »Ich möchte mitgehen«, erklärte ich ihm. »Damit ich Miß Mattie Gesellschaft leisten kann und ...«
    Mr. Tod zog die Augenbrauen so sehr in die Höhe, daß sein Kneifer bis fast auf die Nasenspitze herunterrutschte. »Aber, aber, Billy Jay«, sagte er traurig.
    »Sie brauchen gar nicht so traurig zu sein«, sagte ich und war in diesem Augenblick wütender als jemals zuvor in meinem Leben. »Sehen Sie lieber in Ihrem komischen Notizbuch nach! Ich habe Sie gleich erkannt, aber Sie wußten nicht einmal, wer ich bin!«
    Mr. Tod holte sein Notizbuch aus der Tasche und las eine Seite nach der anderen durch. Auf jeder standen verschiedene Namen, die ich zum Teil noch nie gehört hatte. Er fuhr mit dem Zeigefinger die Liste entlang, bis er meinen Namen fand.
    »Billy Jay Lacey!« las er überrascht.
    Er murmelte etwas vor sich hin und schüttelte den Kopf. »Ich muß mich an so vieles erinnern, mein Junge. So viele Orte, so viele Menschen. Heute muß ich noch
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