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Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
Autoren: V.A.
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er die überwältigende Gabe der Versteinerung in den Händen hielt. In den starken Mauern der Burg konnte er alle, die auf ihn eindrangen, vernichten. Und in der Nacht, in seinem erleuchteten Raum, würde er den Eingang mit Statuen blockieren. Sicherlich würden sie froh sein, auf seine Bedingungen eingehen zu können, um Frieden zu haben!
    Ein Punkt jedoch machte ihm Angst. Selbst bei Tag könnten die Angreifer, wenn sie die Augen auf den Boden gerichtet hielten, dicht an die Mauern der Burg herankommen, ohne ihr Leben zu riskieren. Der Aufstieg zur Burg war von der Landseite her möglich. Aber dieser Pfad wand sich einige Meter weit an der hohen Mauer entlang durch eine enge Schlucht, die nur knapp einen Meter breit war. Nachdem er das Für und Wider gegeneinander abgewogen hatte, entschloß sich Jimsy, an dieser Stelle das eine der ›Augen‹ am Boden zu befestigen. Er grub ein Loch, das etwa drei Meter lang und siebzig Zentimeter breit war, quer über den Weg und legte dort das eine Auge auf einem weißen Teller hinein. Ein Angreifer, der den Blick fest auf den Boden gerichtet hielt, über den er ging, mußte unbedingt darauf blicken. Und ein glänzender weißer Teller in der Mitte eines offenen Grabens würde ganz sicherlich die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Natürlich würde das Graben dieses Loches, das in der ganzen Stadt bekanntwerden würde, Jimsys Prestige erschüttern. Es würde aussehen, als fürchte er sich. Aber jetzt, da sein Leben auf dem Spiel stand, zählte das Prestige nicht mehr so stark. Jimsy mußte sich auf seine Medusenaugen verlassen, auf sonst nichts. Wenn ich wollte, so dachte er, brauchte ich nur die ganze Stadt auf dem Platz zu versammeln, mich mit dem Rücken gegen eine Wand zu stellen und die gesamte Bevölkerung zu versteinern. Und das wissen sie sehr gut.
    Für das Aushauen des Loches brauchte er den Rest dieses Tages. Der einzige unangenehme Vorfall war, als Jimsy beim letzten Tageslicht zu der Grube ging, um dort mit geschlossenen Augen das ›Auge‹ auf den Teller zu legen, die Statue eines zu neugierigen Hirtenjungen über das Gemäuer fiel und mitten auf dem Weg, dicht neben Jimsys Kopf, zerschellte. Das würde ihn einen weiteren Kranz kosten, aber er schickte eine der Wachen hinunter ins Café, um die Leute durch den Dolmetscher davor zu warnen, daß sich jemand in die Nähe der Burg begab.
    Am nächsten Tag geschah nichts, aber in der Abenddämmerung machten sich Jimsys sämtliche Wachen sowie der Koch aus dem Staub, und Jimsy war jetzt völlig auf sich allein angewiesen.
    Am nächsten Morgen bereitete er sich sein Frühstück selbst zu und begab sich später hinaus auf die Mauern der Burg zu einem Platz, von dem aus er die See überblicken konnte, um eventuell ankommende Schiffe zu erspähen. Von hier aus konnte er auch das Geschehen in der Stadt überblicken. Gegen elf Uhr begaben sich die Einwohner der Stadt in einer langen Prozession zum Friedhof, um die übriggebliebenen Stücke des Hirtenjungen zu begraben, die die Wachen gestern auf ihrer Flucht mit in die Stadt genommen hatten. Es war ein heller, sonnenklarer Morgen, die See lag ruhig, kein Lüftchen regt sich, im Norden konnte man noch ganz schwach die Insel Santorin erkennen.
    Gegen Mittag entdeckte Jimsy das Schiff. Als es näherkam, bemerkte er, daß es nicht das gewohnte Schiff war, das einmal wöchentlich hier anlegte und mit dem der Bürgermeister die Insel verlassen hatte, sondern daß es größer war und auch schneller. Alle Schiffe, die sich einem Hafen nähern, erscheinen für jene, die es von der Küste aus beobachten, mit irritierender Langsamkeit zu fahren, Jimsy, der seine Ungeduld kaum noch ertragen konnte, hatte das Gefühl, daß dieses Schiff sogar minutenlang an der gleichen Stelle blieb; dann plötzlich wurde er sich bewußt, wie viele Einzelheiten er mit seinen scharfen und wachsamen Augen bereits entdecken konnte. Jeden Augenblick mußte er feststellen können, ob sich auf dem Deck viele oder wenige Passagiere befanden; und tatsächlich konnte er eine Menge menschlicher Gestalten erkennen. Jimsys Herz schlug höher. Er hatte erwartet, daß man eine starke Streitmacht ausrüsten würde, um sie gegen ihn auszusenden, daß diese aber, nachdem sie die Geschichte des Bürgermeisters gehört hatte, unter Deck bleiben würde. Dann aber fiel ihm ein, daß der Bürgermeister ja geflohen war, bevor der Junge auf dem Felsen über eine Entfernung von fünfhundert Metern versteinert worden war. Zweifellos
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