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Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
Autoren: V.A.
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lange. Der Mann hinter dem Bürgermeister, ein großer, stark gebauter Bauer, rief: »Achtung!«, blieb stehen und tastete sich mit einem Fuß bis zur Kante der Grube vor. Dann setzte er sich nieder, drehte sich um und ließ sich langsam hinab. Als seine Füße den Boden berührt hatten, beugte er sich nieder und fühlte den steifen Körper des Bürgermeisters mit den Händen. Dann befühlte er vorsichtig die Grube.
    »Hindernis«, rief er. »Drei Meter lang, siebzig Zentimeter tief, enthält Steinkörper vom Bürgermeister. Haltet euch an die Wand zur Linken und folgt mir.« Und dann hob er den Kopf und blickte Jimsy mit einem Paar dunkler, ausdrucksloser Augen direkt ins Gesicht. Jimsy zielte. Der Mann nahm keine Notiz von ihm, sondern kletterte aus der Grube und tastete sich mit der linken Hand an der Mauer entlang, während er mit der rechten die Kordel an seiner Hüfte lockerte und sie in der Hand hielt. Es war eine Schlinge.
    Und jetzt ging Jimsy ein Licht auf. Der Mann war blind; sie alle waren blind. Der Marsch mit den gesenkten Blicken hatte zu nichts anderem gedient, als um ihn zu täuschen; das hatte sich der Bürgermeister ausgedacht, damit Jimsy nicht zu früh bemerkte, daß sie blind waren und so seine Flucht nicht rechtzeitig vorbereiten konnte. Zum erstenmal verlor Jimsy den Kopf. Anstatt sich auf Zehenspitzen an der Reihe der Blinden vorbei wegzuschleichen und auf den Berg zu fliehen, geriet er in Panik und zog sich in den Burghof zurück. Die Chancen des Volksfeindes Nr. 1, in einem gestohlenen Fischerboot bei Nacht von Phorkos zu fliehen, waren in der Tat sehr gering, und noch unwahrscheinlicher war es, einen sicheren Platz zu erreichen. Der Rückzug hinter die Mauern der Burg aber bedeutete das Ende für Jimsy.
    Aber dieses Ende war nicht gnadenvoll und ereilte ihn nur sehr langsam. Es wurde sehr in die Länge gezogen, wie er es ohne Zweifel verdiente. Als der Bürgermeister das Gesundheitsministerium am Ende der langen Konferenz endlich davon überzeugt hatte, ihm die Erlaubnis zu geben, auf Kosten des Daily Hooter eine ganze Mannschaft blinder Männer aus dem gesamten Land zusammenzuholen, hatte er vorgeschlagen, daß nur Freiwillige genommen wurden, die wegen ihrer Stärke und Widerstandsfähigkeit ausgewählt wurden. Fast alle waren Bauern; fast alle waren von Geburt an blind; alle waren an harte Arbeit und rauhen Boden gewöhnt. Sie hatten den sechsten Sinn der Blinden entwickelt, sich an Mauern entlang fortzubewegen; ihre empfindlichen Ohren vermochten das kleinste verräterische Geräusch von Menschen oder Tieren zu vernehmen, selbst wenn sie schliefen, das Rascheln von Blättern, die Bewegung von Luft durch eine Tür. Für sie schien es kein großes Problem darzustellen, einen Mann aufzuspüren, ihn zu ergreifen und mit ihren Schlingen zu binden, wenn er sich in einer ummauerten Umgebung befand, die nicht größer als sechzig Meter im Durchmesser war. Zuerst unterschätzte Jimsy sie. Er sah sich selbst, jung und elastisch im Vergleich zu diesen langsamen, tastenden, blinden Männern, die bis zur Erschöpfung umherirren und dann für einen Augenblick vielleicht den Ausgang unbewacht lassen würden.
    Der erste Mann blieb am Eingang stehen, der zweite stellte sich auf der anderen Seite ihm gegenüber auf; niemand konnte an ihnen vorbeigehen, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Die anderen, angeführt durch die ruhige Stimme des Führers, betraten einer nach dem anderen mit bestimmten Schritten den Hof. Ihre Bewegungen wirkten sehr langsam, sehr unbeholfen – aber nur für Jimsy. Und als sich die Männer die Wand entlangtasteten und dann, einander bei den Schultern gefaßt, in einer geraden Linie vorwärtsschritten, fühlte sich Jimsy nicht mehr so sicher. Auf Zehenspitzen schlich er zum Brunnen, über dem ein Haken angebracht war; von dem aus eine Kette in die Tiefe führte, an der ein großer Behälter hing. Sollte er an der Kette hinunterklettern und in den Behälter, der wenige Meter über dem Wasser in der Tiefe hing, steigen? Er sprang auf den Rand des Brunnens, hielt sich mit der einen Hand an dem Haken fest und griff mit der anderen nach der Kette. Die Kette kreischte, und der Eimer polterte an die Wand des Brunnens. Jimsy warf einen Blick auf die Blinden; sie hatten die Geräusche gehört; sie gerieten in Bewegung, die in der Mitte beschleunigten die Schritte auf den Brunnen zu. Nein, das würde eine tödliche Falle sein.
    Dann hatte er eine sehr kluge Idee. Dadurch, daß die Reihe der
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