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Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein

Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein
Autoren: V.A.
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– wozu soll das etwas nützen?«
    »Ist das nicht klar?«
    Mason ließ sich am Fußende des Bettes nieder. Aus irgendeinem Grund, und nicht nur, um sie zu beschützen, wollte er seine Frau von der See fernhalten. »Verstehst du denn nicht, Miriam? Vielleicht sehe ich es nicht tatsächlich, im wörtlichen Sinn. Vielleicht ist es ... eine Halluzination oder ein Traum.«
    Miriam schüttelte den Kopf und umklammerte die Sessellehnen. »Das glaube ich nicht. Auf jeden Fall möchte ich wissen, was los ist.«
    Mason ließ sich langsam in die Kissen sinken. »Ich frage mich, ob du das auch richtig anpackst, so wie du es vor hast.«
    Miriam lehnte sich vor. »Richard, du nimmst das alles so ruhig auf, du akzeptierst diese Vision, als wäre sie eine Art seltsamer Kopfschmerz. Das erschreckt mich so. Wenn du dich vor dieser See wirklich fürchten würdest, dann machte ich mir gar nicht so große Sorgen, aber ...«
    Eine halbe Stunde später, nachdem er es aufgegeben hatte, Miriam die Nachtwache auszureden, schlief er im dunklen Zimmer ein. Miriams schmales Gesicht zeichnete sich als fahler Schattenumriß ab und blickte ihn unverwandt an.
     
    Das Murmeln von Wellen und das entfernte Zischen aufspritzenden Schaums rissen ihn aus dem Schlaf. Das tiefe, erstickte Donnern von Brechern und das Plätschern der Wogen dröhnten in seinen Ohren. Mason kletterte aus dem Bett und kleidete sich hastig an, als er das Sausen und Brausen des herandrängenden Wassers in den Straßen vernahm. In der Ecke, im schimmernden Licht, das die entfernte Gischt widerspiegelte, saß Miriam im Lehnstuhl und schlief. Über ihre Kehle fiel ein fahler Streifen Mondschein.
    Geräuschlos gingen Masons nackte Füße über das Pflaster den Wellen entgegen, stolperten über die nasse, glitzernde Erde, über die die züngelnden Wellen schon einmal hinweggelaufen waren. Mit einem tiefen Aufbrüllen stürzte eine Woge über sie hinweg. Auf Händen und Knien watend fühlte Mason das kalte, klare Wasser, in dem winzige Tierchen schwammen; es ergoß sich über seine Brust und die Schultern, rann ab, und schon stürzte der nächste Brecher über ihn hinweg. Die nassen Kleider klebten an seinem Körper. Mason starrte über die dunkle See. Immer mehr der weißen Häuser versanken im Wasser; nur noch der Kirchturm ragte heraus. Das Wasser stieg noch immer an, rückte immer weiter vor. Der Schaum reichte jetzt beinahe bis zu Masons Haus.
    Mason wartete auf eine Pause zwischen zwei Wellen, dann watete er durch das flachere Wasser auf die Straße zu, die zu den entfernten Hügeln führte. Inzwischen hatte das Wasser schon die dunklen Rasenflächen bedeckt und gurgelte an den Türstufen.
    Eine halbe Meile vom Hügel entfernt hörte er das Branden und Wogen des tiefen Wassers. Keuchend lehnte er sich gegen einen Zaun, während das kalte Naß ihm bis zu den Knien reichte. Plötzlich, aufgehellt durch die dahinjagenden Wolken, sah er die große fahle Gestalt einer Frau über der See an einer Steinbrüstung am Rande der Klippe stehen. Ihr schwarzes Gewand hob sich im Wind, ihr langes Haar schimmerte weiß im Mondlicht. Tief zu ihren Füßen klatschten die erleuchteten Wellen auf und nieder. Mason lief die Straße entlang auf die Gestalt zu, einen kurzen Moment versperrten ihm die Häuser die Sicht, so daß er sie aus den Augen verlor. Die Kraft des landeinwärts strömenden Wassers ließ nach; Mason erhaschte einen letzten kurzen Blick der Frau, die jetzt von den Schaumflocken eingehüllt wurde. Dann begann das Wasser allmählich zurückzufließen, die Ebbe setzte ein, die Häuser wurden wieder freigegeben, die Bewegung ließ nach.
    Während die letzten Wassertümpel auf dem Pflaster versickerten, suchte Mason mit den Augen die Hügel ab, aber die seltsame Gestalt war verschwunden. Seine nasse Kleidung trocknete, während er durch die leeren Straßen zurückwanderte, ein letzter Hauch von Salzwasser stieg aus den Hecken auf.
     
    »Es war doch nur ein Traum«, sagte er am nächsten Morgen zu Miriam. »Ich glaube, die See ist verschwunden. Jedenfalls habe ich in der letzten Nacht nichts gesehen.«
    »Gott sei Dank, Richard. Bist du auch ganz sicher?«
    »Ganz sicher.« Mason lächelte beruhigend. »Vielen Dank, daß du auf mich aufgepaßt hast.«
    »Ich werde heute abend wieder aufbleiben.« Sie hob die Hand, um seinen Protesten zu begegnen. »Ich bestehe darauf. Ich fühle mich nach der letzten Nacht ganz wohl und möchte diese Sache ein für allemal aus der Welt schaffen.« Sie
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