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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter
Autoren: Karen Gravano
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Aufnahme als einen der stolzesten Momente seines Lebens, wenngleich die Verbrennung des Heiligenbildes schmerzhafte weiße Brandblasen auf seinen Handflächen zurückließ.

Gerard und ich waren die anderen Errungenschaften, auf die Papa stolz war. Ich erinnere mich noch daran, wie Gerard geboren wurde. Ich war drei Jahre alt und völlig aus dem Häuschen darüber, dass er ein Junge war. Ich hatte mir eine Schwester gewünscht, eine kleine Puppe, die ich hübsch anziehen könnte. Von dem Augenblick an, als er aus dem Krankenhaus kam, war ich eifersüchtig auf ihn. Ich war das erste und einzige Kind gewesen, und nicht nur das: Ich war auch das erste Enkelkind mütterlicherseits. Nun widmete man Gerard die meiste Aufmerksamkeit. Vom Augenblick seiner Geburt an war er der Augapfel meiner Mutter. Gerard war ihr kleiner Mann. Das war eigentlich nur fair, denn vom Augenblick meiner Geburt an war ich der Augapfel meines Vaters gewesen. Rückblickend kann ich sagen, dass ich unserem Vater sehr ähnlich bin, während Gerard mehr nach unserer Mutter schlägt. Mama und Gerard sind beide stille, harmoniebedürftige und freundliche Menschen. Papa und ich wiederum sind hitzköpfig, stur, loyal und leidenschaftlich.
    Das erste Mal, dass ich einen kleinen Einblick in Papas nicht ganz so normales Leben bekam, war zu der Zeit von Gerards Geburt. Ich war im Kindergarten, und die Kinder unserer Gruppe sollten an der Haustüre Süßigkeiten verkaufen, um das Geld für einen Ausflug zusammenzubringen. Den besten Verkäufern winkten attraktive Preise. Ich hatte mein Auge auf eine Popcornmaschine geworfen. Die Maschine war einer der größeren Preise, also wusste ich, was ich zu tun hatte. Sobald die Erzieherin die Pakete mit Süßigkeiten verteilt hatte, wollte ich mich an die Arbeit machen und den Nachbarn etwas verkaufen, bevor mir jemand anderes aus der Gruppe zuvorkam. Unglücklicherweise spielte das Wetter nicht mit. Nach dem Kindergarten regnete es zu stark, um nach draußen zu gehen.
    Mein Vater sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Er werde so viel Süßigkeiten kaufen, dass ich meine Popcornmaschine bekäme. Ich fand jedoch, dass das Ganze etwas anders gedacht gewesen war. Soweit ich wusste, besagten die Regeln, dass ich mit dem Zeug hausieren gehen musste, und ich wollte nicht schummeln und Schwierigkeiten bekommen.
    Da schlug mir Papa ein Geschäft vor. Er wollte die Süßigkeiten in den Nachtclub mitnehmen, den er besaß, und sie an die Jungs verkaufen, die dort arbeiteten. Somit würde ich meine Waren an viele verschiedene Leute verkaufen, selbst wenn ich, technisch gesehen, nicht die ganze Nachbarschaft an der Haustüre abklapperte. Der Plan gefiel mir, und wir besiegelten die Vereinbarung mit einem Handschlag.
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, platzte mein Sammelumschlag vor lauter Geld aus allen Nähten. Das Blatt, auf dem ich die Namen meiner Kunden festhalten sollte, war mit seltsamen Namen wie Sally Dogs und Big Louie ausgefüllt. Keiner dieser Namen hatte einen Adresszusatz wie auf den Blättern meiner Spielkameraden. Zweifellos hatte ich jedoch genug Süßigkeiten verkauft, um die Popcornmaschine zu bekommen. Ich blickte auf einen Stapel Geld, hunderte von Dollar.
    Stolz brachte ich meiner Erzieherin das Bestellformular und das Geld. Sie war über meinen Erfolg gar nicht erfreut, sondern bestellte sofort meine Mutter in den Kindergarten, um die Sache zu besprechen. Sie war sich sicher, dass ich die Liste erfunden und das Geld von jemandem im Haus genommen hätte, um die Popcornmaschine zu ergattern. Immer wieder beteuerte ich, dass die Liste echt sei. Ich wusste, dass mich mein Vater niemals in Schwierigkeiten bringen würde.
    Als meine Mutter im Kindergarten eintraf, versicherte sie meiner Erzieherin, dass alle meine Kunden echte Menschen seien und ich mich für die Sache sehr engagiert hätte. Ich bekam meine Popcornmaschine und hatte noch genügend Punkte für ein paar weitere Preise übrig, ich beließ es aber bei der Popcornmaschine, weil ich mir sonst gierig vorgekommen wäre. Es war ohnehin der einzige Preis, den ich haben wollte.

    Ich lebte sehr gerne in Brooklyn. In der Nachbarschaft wohnten viele Verwandte, und Gerard und mir wurde es nie langweilig. Besonders gerne gingen wir zum Spielplatz im Gravesend Park, wo wir stundenlang schaukelten oder auf Plastiktieren wippten. An einem guten Tag bekamen wir ein Eis, wenn der Mann von Good Humor vorbeikam.
    Besonders deutlich erinnere ich mich an einen
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