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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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kann!« schrie der Wolf, und bei diesen Worten warf sich das garstige Thier über Rothkäppchen her, und verschluckte sie im Nu. Darauf, weil er zu voll war, schlief er ein, und schnarchte ganz greulich.

     
    Während er nun so schlief, ging der Jäger vorbei, und als er die Thüren offen stehen sah, und drinnen so laut schnarchen hörte, dachte er: Was ist das? Du willst doch ein Bischen hineinsehen. Als er nun den Wolf im Bette sah, aber nicht die Großmutter, so merkte er gleich, daß der Wolf die Großmutter würde gefressen haben. Aber er wollte nicht schießen, damit er die Großmutter nicht mit träfe: denn die möchte vielleicht wohl noch leben; er nahm also sein Jagdmesser, und schnitt dem Wolf den Bauch auf. Siehe, da springt erst Rothkäppchen heraus, und sagt: »Wie war ich erschrocken! es war so dunkel im Wolfsbauche.« Hierauf holt der Jäger die Großmutter auch hervor.

     
    Da waren alle drei vergnügt; Rothkäppchen aber am meisten. »Ach,« sagte sie, »Mutter hat mich wohl gewarnt vor dem garstigen Wolfe, aber ich habe ihr nicht gefolgt; nun will ich mein Lebtage nicht wieder thun, was die Mutter verboten hat!«

     

     
3. Die Grasmücke.

     

     
    Eine Grasmücke hatte einmal zwei Eier in ihr Nestchen gelegt, und war davon geflogen, um sich ein Paar Fliegen und Raupen zum Mittagessen zu holen. Es hatte sie aber ein träger Kuckuck von ihrem Neste wegfliegen sehen; da flog er hin, und warf eins von den Grasmücken-Eiern heraus, und legte dafür ein Kuckucksei hinein. Dann flog er wieder fort, und dachte: Die Grasmücke mag das Ei ausbrüten, und mein Kuckuckssöhnchen groß ziehen. Die Grasmücke hatte es aber nicht gemerkt, daß sie ein fremdes Ei in ihrem Neste habe, und brütete Tag und Nacht, bis sie nach einiger Zeit zwei junge Vögelchen ausgebrütet hatte. Sie sahen aber einander gar nicht ähnlich. Das junge Grasmückchen war gar zart gebaut, aber der junge Kuckuck hatte einen gewaltig großen Bauch, und schrie den ganzen Tag: »Mutter, essen! Mutter, essen!« Und wenn die Mutter mit einer Raupe oder Fliege nach Hause geflogen kam, so schnappte der Kuckuck immer zuerst danach, so daß das kleine Grasmückchen fast nichts bekam. Er machte sich auch in dem Nestchen so breit, daß das kleine Grasmückchen keinen Platz hatte zum Sitzen.

     
    Es waren aber noch nicht zwei Wochen vergangen, da sagte einmal der Kuckuck zum Grasmückchen: »Mache mir Platz!« Grasmückchen aber erwiederte: »Ich kann gar nicht mehr weiter rücken, du nimmst ja das ganze Nestchen allein ein!« – »Mache mir Platz!« schrie der Kuckuck, »oder ich fresse Dich!«

     
    Da setzte sich klein Grasmückchen auf den Rand des Nestes, und hielt sich mit dem Schnabel fest; aber der Kuckuck schüttelte und rüttelte sich, daß das kleine Grasmückchen sich nicht mehr halten konnte, und hinunterfiel auf den Boden: denn seine Flügel waren noch nicht gewachsen.

     
    Es ging aber ein kleiner Knabe unten am Bäumchen vorbei, der hörte das Grasmückchen schreien, und nahm es mit sich nach Hause, und fütterte es mit Würmern und Brosamen, und das Grasmückchen wuchs, und ward stark und munter. Es flog aber in der Stube umher, und fraß die Fliegen, und zwitscherte und sang gar munter und lustig. Wenn ihm aber der kleine Knabe rief: »Grasmückchen, komm!« so flog das Grasmückchen herbei, und setzte sich auf seinen Finger.

     
    Grasmückchen lebte bei dem Knaben den Herbst und Winter über, und ergötzte Alle durch seine Fröhlichkeit und sein munteres Wesen. Als aber im Frühjahr der Schnee von den Bergen geschmolzen war, und die Erde wieder anfing, grün zu werden, die Bäume Blätter bekamen, die Vögel lustig darein sangen, und die Sonne so freundlich zum Fenster hereinschien; da ward es dem Grasmückchen zu enge in dem kleinen Stübchen, und es wäre gar gerne draußen gewesen in dem grünen Walde bei seiner Mutter. Der Knabe merkte sein Begehren, und öffnete ihm das Fenster. Da flog es hinaus zu dem Bäumchen, wo seiner Mutter Nest gestanden hatte; aber es war nicht mehr da; auf dem Boden aber lagen Heu, Pferdehaare und ausgerupfte Federn umhergestreut, und es sah, daß jemand das Nest zerrissen haben mußte. Darüber betrübte sich Grasmückchen sehr, und flog in den Wald hinein, und fragte nach bei allen Vögeln, ob sie seine Mutter nicht gesehen hätten. Aber niemand konnte ihm etwas von ihr sagen. – Mit der alten Grasmücke aber war es also zugegangen.

     
    Nachdem nämlich der Kuckuck das Grasmückchen
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