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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zur Wache. Mann, wenn das nicht stimmt … wenn Sie das nur im besoffenen Kopf sagen … Wo soll das passiert sein?«
    Beißelmann nannte die Straße. Der Wachtmeister rief das Kommissariat II/a an. Wenig später kam Kriminalrat Weihbusch selbst hinunter zur Wache, drei Beamte folgten ihm, ein Wagen fuhr langsam aus dem Innenhof in die Toreinfahrt.
    »Beißelmann!« Weihbusch gab ihm die Hand.
    »Sie kennen mich noch, Herr Rat?«
    »Aber ja. Ihr Fall damals … na, Schwamm drüber. Und das ist also …« Kriminalrat Weihbusch sah den irr gewordenen Frerich nachdenklich an. »Wieso bringen Sie uns diesen Mann?«
    »Er hat soeben …«
    »Ich weiß. Sie machten die Anzeige. Aber woher wissen Sie …«
    »Ich war dabei, Herr Rat!«
    »Sie waren dabei?« Weihbusch kratzte sich die Oberlippe. »Aber wenn Sie dabei waren, Beißelmann, dann …«
    »Ich konnte es nicht verhindern, Herr Rat. Es ging so schnell, und ich war auch wie gelähmt. Als er plötzlich den Verstand verlor … ich konnte mich nicht rühren.«
    »Wie hat er es getan?«
    »Er hat sie beide erwürgt.«
    »Wie Sie damals, Beißelmann.«
    »Genau wie ich, Herr Rat.«
    Beißelmann nickte und sah Kriminalrat Weihbusch unbefangen an. Neben ihnen war Frerich in eine Stumpfheit gesunken. Er saß auf einem Stuhl, starrte vor sich hin und reagierte auf keinen Anruf mehr.
    »Fahren wir, meine Herren!« sagte Weihbusch. »Ist alles komplett?«
    »Fotograf und Spurensicherung sind schon vorausgefahren. Doktor Mertens kommt nach.«
    »Ich bin gespannt, was wir antreffen.« Es war eine Frage, die mehr an Beißelmann als an die Beamten ging. Beißelmann verstand sie.
    »Es ist wie bei mir, Herr Rat. Sie liegen nebeneinander, und sie ist auch so nackt wie meine Frau damals … Nur bin ich nicht irrsinnig geworden …«
    Weihbusch antwortete nicht. Er wartete, bis man Frerich zum Wagen gebracht hatte und winkte dann Beißelmann zu.
    »Nach Ihnen, Beißelmann.«
    »Aber ich bin doch nicht verhaftet, Herr Rat …«
    »Nein, es ist nur eine alte Gewohnheit von mir. Ich habe die Menschen lieber vor als hinter mir.«
    In der späten Abendstunde wurde Prof. Morus zu Hause ans Telefon gerufen. Er hatte sich gerade zum Weggehen fertiggemacht.
    »Ja? Morus? Kriminalrat Weihbusch? Ja bitte? Beißelmann?« Prof. Morus schob den Hut in den Nacken. »Was ist mit ihm? Mordzeuge? Er kommt später? Ja, wenn Sie ihn noch verhören müssen, kann man nichts machen. Ich rufe Sie in zwei Stunden wieder an. Ich wurde soeben aus dem Krankenhaus gerufen. Ein Massenunfall auf der Autobahn ist eingeliefert worden. Ach, Sie wissen? Mit zwei OP-Teams kommen sie nicht durch … der Alte muß also wieder hin und helfen. Ich könnte Beißelmann sehr gut gebrauchen, gerade jetzt … aber wenn es notwendig ist … Wer hat denn wen ermordet? Und wieso ist Beißelmann …?«
    Morus hörte den kurzen Bericht von Weihbusch an, dann legte er langsam den Hörer zurück. Die Reise Beißelmanns in eine neue Welt war damit unmöglich geworden.
    *
    Es waren zwölf Wochen, die vorbeigingen, bis der erste Schnee fiel, der Nachtfrost die Straßen zu Spiegeln putzte und die Krähen aus den Schrebergärten am Stadtrand bis hinein in die Häusermeere flogen, um sich mit den Spatzen um die Abfälle zu zanken.
    Im Krankenhaus lagen auf der Männerstation III längst andere Patienten. Peter-Paul Sencker, der sein eigenes Kind totgefahren hatte, hatte den Beruf gewechselt und eine Büroarbeit übernommen. Er ging immer zu Fuß und lehnte es sogar ab, von Bekannten und Freunden in deren Wagen mitgenommen zu werden. Lukas Ambrosius war in seinen Betrieb zurückgekehrt. Zimmer 5 hatte noch erlebt, wie man ihn zwang, ein Aufgebot zu bestellen. Eines Tages war ein hübsches Mädchen auf der Station erschienen, hatte herzzerreißend geweint und Ambrosius gestanden, daß sie ein Kind von ihm erwarte.
    »Du bist ein erbärmliches Schwein, wenn du sie nicht heiratest!« hatte Paul Seußer zu ihm gesagt, als das Mädchen wieder gegangen war. »Und wir brechen dir die Knochen, wenn du dich drückst, verstanden?!«
    So war Lukas Ambrosius an einem Septembermorgen zum Standesamt gefahren und hatte das Aufgebot bestellt. Im Auftrag der Station III fuhr Paul Seußer als Zeuge mit. Es war, als führe man Lukas Ambrosius zum Schafott.
    Hieronymus Staffner blieb im Krankenhaus, bis seine Frau Margot aus der Krisis war. Er wartete acht Tage geduldig, bis sie ihn endlich sprechen wollte. Nachdem sie ihn aus dem Zimmer weggeschickt hatte, saß
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