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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kilometer.«
    Beißelmann nahm die Koffer vom Boden. »Ich fahre mit«, sagte er.
    »Das wäre natürlich gut.« Frerich nickte begeistert. »Dann bin ich nicht allein, wenn Evelyn umfällt.«
    »Aber Sie werden doch nachher gebraucht!« Schwester Angela schüttelte den Kopf. »Wenn die Verwundeten kommen …«
    »Bis dahin bin ich längst wieder hier.« Beißelmann schlurfte zur Tür. »Wer soll denn die Koffer tragen? Ich komme mit demselben Taxi wieder zurück.«
    »Dann los. Machen Sie schnell …«
    Nach einer zügigen Fahrt durch die Straßen kamen sie zu den Neubaublocks. Frerich umklammerte Beißelmanns Arm und starrte auf das Haus, in dem seine Wohnung lag. Das Fenster des Wohnzimmers war erleuchtet.
    »Sie ist da«, sagte er.
    »So?« Beißelmann tat, als suche er die Wohnung. »Wo ist es denn?«
    »Da. Im Parterre. Der linke Block. Im Wohnzimmer brennt Licht. Sie kommen doch einen Augenblick mit hinein …«
    »Ich muß aber sofort wieder zurück«, sagte Beißelmann zögernd.
    »Nur eine Minute. Bitte.« Frerich kramte in seiner Rocktasche. »Wissen Sie, was? Wir schellen nicht. Ich habe den Türschlüssel hier. Wir schließen auf und stehen einfach in der Wohnung.«
    »Ihre Frau wird sich sehr erschrecken …«
    »Um so größer wird die Freude sein!«
    Das Taxi hielt vor dem Haus. Beißelmann kletterte heraus und half Frerich auf die Straße. Dann schleppte er den Koffer in den Hausflur, stellte ihn an der Wohnungstür ab und sah zu, wie Frerich leise den Schlüssel ins Schloß steckte und ihn umdrehte. Hoffentlich hat sie die Sicherheitskette nicht vor, dachte Beißelmann.
    Die Tür bewegte sich leise. »Sie hat die Kette nicht vor«, sprach Frerich den Gedanken Beißelmanns aus. »Ich wette, sie sitzt am Fernseher und knabbert dabei Zitronenplätzchen. Das tut sie immer beim Fernsehen.«
    Sie standen in der kleinen Diele und lauschten. Aus dem Wohnzimmer hörten sie durch die Tür eine Männerstimme.
    »Sag ich nicht …? Fernsehen!« Frerich lachte leise wie ein beschenkter Junge. »Ich kenne doch meine Evelyn …«
    Beißelmanns Finger spreizten sich. Mit vorgestrecktem Kopf, wie ein riesiges, lauerndes und witterndes Raubtier, stand er in der Diele.
    Er sah zu, wie Karl Frerich mit einem Ruck die Wohnzimmertür aufriß und dabei jubelnd schrie: »Hier bin ich!«
    Von der Couch gellte ein heller Schrei. Ein halbausgezogener Mann mit einem zerwühlten, schwarzlockigen Kopf sprang auf die Beine. Evelyn Frerich ergriff zwei Kissen und bedeckte mit ihnen notdürftig ihren Körper.
    »Nix tuuun …«, rief der schwarzgelockte Mann. »Prego, isch will erklären … Mein Name Mario Bonatti und …«
    Karl Frerich zog die Schultern hoch. Vor ihm explodierte das Zimmer und löste sich auf in einer feurigen Wolke, die heiß auf ihn zu wallte und ihn schmorte. In diesem feurigen Nebel sah er, wie sich Evelyn erhob, wie ihr nackter, weißer Körper auf ihn zukam, umweht von den aufgelösten, blonden Haaren. In der Tür stand stumm, regungslos und ein Felsen, der den Ausgang versperrte, Beißelmann.
    Frerich griff irgendwohin. Bevor Evelyn noch einmal schreien konnte, hatte er das, was er ergriffen hatte, gegen den schwarzgelockten Mann geworfen. Es war ein silberner Leuchter. Er traf Mario Bonatti genau an die Stirn … Der Getroffene sank zusammen und rollte sich auf den Teppich. Dann sprang Frerich vor, seine bewegungsfähige Hand ergriff mit einem krallenden Griff den weißen Hals Evelyns und drückte im gleichen Augenblick zu.
    »Hilfe!« röchelte Evelyn Frerich und starrte aus hervorquellenden Augen Beißelmann an. »Hiiiilfe …« Dann erstarb auch dieser letzte röchelnde Schrei, ihre Augen weiteten sich in unendlicher Qual, der Mund sprang auf zu einer riesigen, roten Höhle, die Zunge quoll daraus hervor … sie schlug um sich, sie trat, ihr Körper zuckte wild … die Hand Frerichs krallte sich wie eine eiserne Klammer in den Kehlkopf Evelyns und drückte ihn gegen die Luftröhre.
    Beißelmann stand in der Tür, regungslos, stumm, mit vorgestrecktem Kopf. Mit glänzenden Augen sah er zu, was vor ihm geschah. Er sah, wie Frerich die um sich tretende und schlagende Evelyn gegen die Wand drückte, den Kopf gegen die Mauer schlug und mit dem ganzen Körper den Druck verstärkte. Er sah, wie sie blau anlief, wie die Zunge dick aufquoll und die Augen wie auf Stielen aus den Höhlen traten. Es war ein schrecklicher, ein grauenvoller Anblick … aber Beißelmann genoß ihn, ohne sich zu rühren.
    Auch als
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