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Männerkrankheiten

Männerkrankheiten

Titel: Männerkrankheiten
Autoren: Hanna Dietz
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umgehen, da diese an seinem Image des unfehlbaren Gurus kratzen.
    Lukullische Angeberei, die
    Auch genannt Affektive Gourmetose . Beim Lukullischen Angeber ist Prahlhans Küchenmeister. Denn er nimmt nur Dinge mit
    a) unaussprechlichem Namen,
    b) einem Kilopreis von über dreißig Euro oder
    c) handgemachte Importware aus speziellen Regionen zu sich.
    Der Lukullische Angeber kennt die Qualitätsunterschiede von Austern, Kaviar und Trüffeln verschiedener Anbieter. Alles andere als einen Perlmuttlöffel für das Frühstücksei wird er verpönen, er nippt selbstverständ lich nur an Jamaica-Blue-Mountain-Kaffee und schmiert gerne Elchkäse auf seine Pumpernickel. Vor allem aber ist er davon überzeugt, dass sein Geschmack das Maß aller Dinge ist, weswegen er auf alle, die sich normal ernähren, herabschaut.
    »Wie kann man so was nur essen?« ist einer seiner Lieblingssprüche, wenn er Tiefkühlpizza oder Nudelpackungen für 49 Cent sieht. Beim Delikatessen-Laden begrüßt man ihn mit Namen, den Discounter kennt er meist nur aus dem Fernsehen.
    Es sei denn, es handelt sich um die besondere Form des Lukullischen Angebers mit Ich-lass-mich-herab-Attitüde. Diese speziellen Angeber machen aus ihrem Einkauf bei Aldi keinen Hehl. Im Gegenteil: Sie verkünden lautstark, welche Produkte aus dem Billigregal ihrem hohen Anspruch genügen. »Das kann man wirklich essen«, sagen sie dann gerne, als ob es besonders überrascht, dass man in einem Lebensmittelgeschäft Essbares kaufen kann. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, schieben sie Sätze nach wie: »Zusammen mit dem Steinofenbrot aus der französischen Bäckerei und einer Flasche Champagner ist das wirklich genießbar.« Eine besondere Form der Lukullischen Angeberei ist das → Weinkennertum .
    Maulheldentum, das
    Der Maulheld neigt dazu, sein eigenes Verhalten völlig anders darzustellen, als es tatsächlich der Fall gewesen ist. Besonders gerne übertreibt er seine Rolle in Konfliktsituationen. Sprüche wie »Dem habe ich es aber gezeigt«, »Der war so klein mit Hut« oder »Der hat gezittert vor Angst« lassen ihn als Helden dastehen – auch wenn er sich in echt fast in die Hosen gemacht hat. Die Partnerin weiß das natürlich und kann ihn eventuell dezent darauf hinweisen, muss aber mit einer aggressiven Retourkutsche rechnen, falls sie ihn als Waschlappen bloßstellen sollte.
    Muskuläre Angeberei, die
    Die Muskuläre Angeberei äußert sich im Blankziehen von möglichst definierten Muskelpaketen der unterschiedlichsten Körperregionen. Der Muskuläre Angeber bevorzugt dabei
    a) eine Körperhaltung, die ihn noch breiter erscheinen lässt, als er sowieso schon ist (der sogenannte »Rasier­klingen-unter-den-Armen-Gang«),
    b) Outfits, die seine gestählte Figur betonen (Ringerhemden, Muscle-Shirts, Radlerhosen),
    c) Bewegungen, bei denen er wie zufällig die Muskeln anspannen kann (und wenn es nur Nasekratzen ist),
    d) Situationen, in denen er beiläufig das Sixpack entblößen kann (»Oh, ist mir heiß!«, »So macht 50 Cent in seinem neuen Video« oder »Hab ich am Bauch etwa einen Mückenstich?«),
    e) Situationen zur Messung körperlicher Kräfte mit anderen Männern (Armdrücken, Rangeleien).
    Die Muskuläre Angeberei ist in dezenter Form durchaus ansprechend. Werden die Muskeln aber so stolz und ausdauernd präsentiert wie ein wuscheliger Hundewelpe, ist das selbst bei gutem Aussehen irgendwann nur noch erbärmlich. Handelt es sich um die beson­dere Gattung der Mister-Universum-Wannabes mit aufgepumpten Anabolika-Muckis, die ihre dicken Arme nicht mal mehr an den Körper anlegen könnten, wenn sie es wollten, dann ist die Schmerzgrenze eindeutig überschritten. Unter Muskuläre Angeberei fällt auch das Prahlen mit tatsächlich errungenen oder mit vermutlich im Fall eines Kampfes zu erringenden Siegen über andere Männer.

    Mutproben-Manie, die
    Unter Angeberei fällt auch das extreme Zurschaustellen jeglichen Fehlens von Risikobewusstsein. Seit auf MTV die Sendung Autoaggressive Vollidioten ohne einen Funken Verstand (Originaltitel: Jackass ) läuft, hat sich die männliche Angeberei auf diesem Feld noch verstärkt. Insgesamt lässt sich feststellen, dass Mutproben eindeutig ein Männerding sind. Nein, halt, das stimmt nicht! Ein Männerding sind die Mutproben, die extrem schwachsinnig sind. Darunter fallen Sachen wie irgendwo runterspringen, irgendwo raufklettern oder irgendwo gegenpinkeln (Elektrozaun). Auch der gesundheitsgefährdende Konsum von
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