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Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche

Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche

Titel: Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche
Autoren: Elke Jens und Michel Clasen
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von einem Dutzend Leuten hinweg, wiederzufinden. Die sich in die Augen sehen und lächeln, und in deren Augen das Wissen voneinander glänzt – all dieses Wissen, von dem die anderen um sie herum keine Ahnung haben. Das ist romantisch. Oder die Hand, die sie an meine Wange legt, wenn ich nicht weiter weiß, und plötzlich weiß ich es wieder. Weil’s mit ihr immer irgendwie weitergeht.
    Oje! Habe ich das eben gerade alles gesagt? Ich hebe vorsichtig den Kopf. Mona sieht mich an, als schwebte ich ein paar Zentimeter über dem Boden. Ihr Gesicht ist ganz leer. Hat sich wohl etwas erschrocken Diesmal habe ich übertrieben. Diesmal war es zu viel. Diesmal … „Was du da gerade gesagt hast …“, beginnt sie, muss dann aber schlucken. „Ja, was ist damit?“ Sie legt ihre Hand an meine Wange. „Das war so … so … so romantisch!“ Wir küssen uns wie Schüler, wie zum ersten Mal. Ich kann nicht verhindern, dass uns der bescheuerte Gitarrero dabei mit seiner Polaroid fotografiert. Ich gebe ihm fünf Euro für das vollkommen überbelichtete Bild, und als ich es Mona überreiche, weiß ich: Sie wird es niemals wegwerfen. Wir werden es niemals wegwerfen.

These: Frauen gehen immer vom Schlimmsten aus
Ein Grund zur Panik
    Was für einen Mann eine Chance ist, ist für eine Frau ein Horrorszenario. Über das natürliche weibliche Bestreben, schwarz zu sehen.
    Liebe Trauergemeinde! Wenn Sie diese Grabrede vernehmen, werde ich nicht mehr unter Ihnen weilen. Das ist an sich schon ziemlich ärgerlich. Noch mehr erbost mich allerdings, dass ich die Rede jetzt, vor meinem Tod, auch noch selbst verfassen muss. Momentan glaubt mir nämlich niemand, dass ich sterben werde – wie immer, wenn ich es erzähle. Und hinterher will dann keiner etwas geahnt haben; und alle schaffen es höchstens noch schnell zum Blumenladen, das kennt man ja. Ich baue also vor und schreibe diese Grabrede noch schnell nieder. Denn diesmal ist mein Ableben, in Friedhofsgärtner-Worten ausgedrückt, eine todsichere Sache: Ich habe gestern eine Urlaubsreise gebucht.
    Nun schauen Sie nicht so verblüfft! Sie haben ja noch keine Ahnung, wovon ich rede. Sie wissen nicht, dass mein Lebensweg nichts weiter war als eine einzige Pannenserie: Schon im Kindergarten war ich diejenige, die beim Sandkuchenessen regelmäßig auf Regenwürmer biss. Später schrieb irgendwer dauernd schlechte Witze in meine Artikel hinein. Männer machten Schluss mit mir, bevor wir überhaupt eine Beziehung hatten. Ampeln erröteten, sobald ich mich ihnen näherte. Kurz: Rumpelstilzchen konnte Stroh in Gold verwandeln, bei mir lief es immer andersherum.
    Ich finde, ich habe deshalb wirklich allen Grund, in sämtlichen Situationen rabenschwarz zu sehen. Wieso sollte ich keine Angst davor haben zu joggen? Bisher habe ich mich doch auch immer verlaufen. Wie könnte ich es wagen, nochmals nach Berlin zu fahren? Als ich letztes Mal dort war, hieß es danach, die Stadt sei pleite.
    Und was nun meine gebuchte Urlaubsreise angeht – ich kann Ihnen genau sagen, wie so etwas bei mir abläuft: Wir sind erst wenige Stunden geflogen, da platzt das Haarspray in meinem Handgepäck. Weiße Drei-Wetter-Taft-Wolken ziehen ins Belüftungssystem, und mit verklebten Augen schafft der Pilot gerade noch eine Notlandung im Dschungel. Unsere Haare sitzen immer noch tadellos, doch alle sind sauer auf mich.Und als ich versuche, per Handy Hilfe zu ordern, rufe ich versehentlich bei einem Kannibalenstamm an, der uns begeistert rettet.
    Liebe Trauergemeinde! Angesichts dieses Horrorszenarios: Ist es da nicht eine Unverschämtheit, dass meine Freunde vor meinem Ableben nichts Besseres zu tun haben, als mir die Reise schönzureden? Ich vermute, ein Teil von ihnen wünscht mir insgeheim schon lange den Tod. Und andere sind feige Verdränger.
    Am schlimmsten aber sind die Männer. Die haben die lästige Angewohnheit, dauernd alles positiv zu sehen. Als ob die Menschheit durch Optimismus bisher auch nur ein Stück weitergekommen wäre! Wären unsere Vorfahren stets auf das Beste gefasst gewesen, hätte der erste Säbelzahntiger sie doch restlos verputzt! Die Fähigkeit, Risiken früh zu erkennen, unterscheidet Menschen von Lemmingen. Wer sie nicht nutzt, der hat eine kürzere Lebenserwartung – das sieht man an Männern.
    Aber, was soll’s. Momentan behaupten nun mal alle um mich herum, ich sähe übertrieben schwarz. Und deshalb trete ich die Reise jetzt an. Wenn ich kneife – so wie in den vergangenen zehn Jahren
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