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Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche

Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche

Titel: Maenner und Frauen wollen immer nur das Eine - aber nie das Gleiche
Autoren: Elke Jens und Michel Clasen
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Gefühl, dass sowieso alles für die Katz ist. Als ich mich in einer gemächlichen Trauerprozession – Teilnehmer: ich – in Richtung Bett bewege, macht Mona nur: „Ts.“
    Ihr höhnisches Lächeln folgt mir bis in meine Fieberträume. In verschwitztem Wahn stapele ich Weicheier in 12er-Kartons, produziert von Millionen von Legememmen in einer riesigen Käfigstadt. Als ich mit dem Stapeln der Kartons nicht mehr nachkomme, werde ich in die Textilproduktion strafversetzt – Abteilung: Waschlappen. Die muss ich falten und verpacken. Ein Fließband schafft immer neue Lappen an, schließlich türmen sie sich über mir, fallen herab, begraben mich, ich tränke sie mit Schweiß, bis sie ganz nass und glitschig sind, sie sind überall, ich versuche, sie mit den Armen abzuwehren, schließlich schreie ich laut – und erwache. Es ist nur Mona, die mir die Stirn abtupft. Welch ein Traum! Mona kichert. „Sei nicht immer so wehleidig.“ Na, danke!
    Einen Mann als wehleidig zu bezeichnen, das ist etwa so charmant, wie ein weibliches Wesen grobschlächtig zu nennen. Mit räuberischer Freude ziehen die Damen unsere Männlichkeit in Zweifel, indem sie harte Kerle als zarte Perlchen verspotten. Gleichzeitig betonen sie hartnäckig, dass Frauen belastbarer sind als Männer, dass sie mehr aushalten, insbesondere mehr Schmerz. Wer gebären will und kann, so heißt es, muss extrem belastbar sein. Wer dann noch einmal monatlich eine Ganzkörpererkältung mit Blutverlust erleidet, kann unsere Zipperlein natürlich nicht ernst nehmen.
    Ich will gar nicht tauschen. Nö. Bei der Vorstellung, ich müsste ein Kind durch meine Leibesmitte pressen, bekomme ich Platz-Angst. Ich will mirdas gar nicht vorstellen, und deshalb werde ich auch hier nicht darüber schreiben. Ich halte mich aus der Diskussion heraus, ob das auf der Welt gerecht verteilt ist, mit dem Kinderkriegen und dem Wehrdienst.
    Na ja, vielleicht halte ich mich nicht ganz heraus. Es hängt einiges damit zusammen. Nicht nur, dass die Arbeit des Mannes im Vergleich zur Kinderpflege völlig an Bedeutung verliert (nur ein Mann, der Kohle ranschafft und den Haushalt schmeißt, ist heute kein Macho). Die Fähigkeit zu gebären erlaubt es der Frau auch, sich abfällig über mangelnde Leidensfähigkeit des Mannes zu äußern.
    Wie kommt es zu den Manifestationen des männlichen Leids? Am Anfang ist wie immer das Wort. Ich liste für Mona die Dinge auf, die sie oft zu mir sagt:
„Küss mich. Ich bin nicht erkältet.“ (Ist sie doch!)
„Du könntest wieder mehr Sport machen.“
„Lass uns endlich mal wieder ausgehen.“
    Wann immer sie befiehlt, ich gehorche. Bedingungslos. Küsse und knutsche, spiele Fußball bis zur Mehrfachprellung und feiere mit ihr bis zum Morgen. Also leide ich in der Folge – ich werde krank. Der Ernährer ist in Gefahr! Im Kampf mit anderen Ernährern trage ich Sportverletzungen davon. Oder ich habe einen Kater. Und warum?
    Mona platzt gleich, sie kann sich nur nicht entscheiden, ob vor Lachen oder vor Wut. „Soll das etwa heißen, dass wir an eurem Leid Schuld haben?“ Nein, jedenfalls nicht hauptsächlich. (Ganz allein schafft ihr es ja auch nicht zu gebären, gelle?) Was ich sagen will: Wenn wir etwas für euch tun, dann tun wir es ganz. Mit aller Leidenschaft. Und das hat eben auch mit Leiden zu tun – nur dann spüren wir’s richtig. Wir leiden für euch mit. „Also, gibst du jetzt zu, dass ihr Typen nichts aushaltet?“ Fast hätte ich ein bisschen ja gesagt, aber bei ihrer Frage haut Mona auf den Nachttisch. „Autsch“, sagt sie. „Mist! Jetzt habe ich mir einen Nagel eingerissen. Schau dir das an!“ Mit einer Leidensmiene hält sie mir den gepeinigten Finger hin. Nagel eingerissen, herrje! Das Leid dieser Welt, es lastet auf den Frauen.

These: Männer haben Angst vor Gefühlen
Wenn Frauenherzen höher schlagen
    Der Ton macht die Musik, das offene Wort oft Furcht. Darum verpacken Frauen die berühmten drei Worte lieber in eine ganz eigene Sprache.
    Liebe Leser, Sie sind voll. Total lovedig. Sie sind der Hannes! Keine Sorge, mein Frauengehirn hat keinen Marderschaden. Ich habe nur gerade eine neue Sprache verwendet, um Ihnen zu sagen, dass Sie toll sind, total knuffig, der Hammer. Bezeichnen wir das Ganze als Gefühlsdeutsch. Von mir aus können wir auch Liebeslatein dazu sagen. Es ist jedenfalls die Sprache der Zukunft, und sie wird unfassbares Leid von Ihnen abwenden.
    Diese Sprache entstand zufällig – als ich kürzlich auf einer Party
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