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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman
Autoren: Thea Dorn
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Darauf ist zu sehen, wie italienische Polizisten mit gezogenen Waffen ein Cabrio umstellen. Auch der Mann im Cabrio hält eine Waffe in der Hand. Zuerst sieht es so aus, als ob er die Polizisten erschießen wollte. Dann richtet er seine Waffe gen Himmel.
     
     
    In einem Flugzeug irgendwo über Frankreich sitzt ein Gespenst. Eine Frau in einer blauen Uniform fragt das Gespenst, was es trinken möchte. Das Gespenst beginnt zu lachen. Ganz ohne Gepäck sitzt es da. Nur seine rechte Hand umklammert ein kleines Fläschchen. Die Frau in der blauen Uniform holt eine Kollegin. Zu zweit fragen sie das Gespenst, ob es ihm gut gehe. Das Gespenst hat keine Lust zu antworten. An einem großen Flughafen, der ganz aus Glas ist, steigt es aus.
     
     
    Der Mann im Cabrio ruft etwas, man kann es nicht verstehen. Er öffnet seine Fahrertür, die Polizisten beginnen zu brüllen. Ein italienischer Straßenbauarbeiter soll das Video auf seinem Handy gedreht haben.
    Das Gespenst steht in einem Geschäft, das teure Wäsche verkauft, und betrachtet ein Stück, das sehr gelb ist und aus Seide. Die Verkäuferin ist aus dem Laden gerannt. Jetzt kommt sie zurück mit einem Polizisten. Der Polizist fragt das Gespenst, ob es ein gewisses Mädchen sei, nach dem seit zwei Wochen verzweifelt gesucht würde. Das Gespenst fragt sich, ob sein Geld reicht, um die gelbe Seide zu kaufen. Der Polizist nennt wieder den Namen, an den sich das Gespenst vielleicht erinnern könnte, hätte es nicht beschlossen, alle Erinnerung aufzugeben. Es sieht zu der Verkäuferin hinüber, die wieder hinter ihrem Tresen steht und starrt. Die Verkäuferin beginnt zu schluchzen.
     
     
    Alle sind sehr freundlich. Sie bringen das Gespenst an einen geheimen Ort, sie legen ihm eine warme Decke um die Schultern, sie geben ihm heißen Tee. Sein Fläschchen gibt das Gespenst nicht her.
     
     
    Es weiß nicht, wie lange es schon auf der harten Liege sitzt, die nach Gummi und nach Schweiß riecht. Der geheime Ort, an den es gebracht wurde, hat keine Fenster. Dennoch spürte das Gespenst, dass es bald Nacht sein muss. Es beginnt zu zittern. Eine Frau kommt und setzt sich neben es. Sie fasst seine Hand und sagt, es brauche keine Angst mehr zu haben. Der Mann sei tot. Italienische Polizisten hätten ihn vor einer halben Stunde an der Grenze zu Slowenien erschossen.
     
     
    Das Gespenst schließt seine Augen. Viele Bilder wehen ihm durch den Kopf. Es gelingt ihm nicht, sie festzuhalten.

Epilog
    Ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich die Texte, auf die ich nach dem Tod meiner Mutter so völlig unerwartet gestoßen bin, veröffentlichen soll. Beim ersten Teil, den meine Mutter für die Öffentlichkeit geschrieben zu haben scheint, ist mir die Entscheidung leichter gefallen. Wie ich jedoch mit den anderen Dokumenten umgehen sollte, hat mich in Ratlosigkeit gestürzt.
    Das Testament meiner Mutter hat mir in dieser Frage nicht weitergeholfen. Darin war lediglich verfügt, dass ihr Geld zu gleichen Teilen an die Tierklinik gehen soll, in der sie fünfundzwanzig Jahre als Tierarzthelferin gearbeitet hat, und an die Frau, die sich in den letzten Monaten ihrer Krebserkrankung so aufopferungsvoll um sie gekümmert hat. »Mit dem Rest soll Holly machen, was sie für richtig hält.« Das war alles.
    Unmittelbar nach ihrem Tod hatte ich fest vorgehabt, das Haus in Rapid City zu verkaufen. Ich hatte bereits alle Papiere sortiert, alle Kleider und Schuhe einer Hilfsorganisation geschenkt und die Möbel abtransportieren lassen. Ein letztes Mal war ich durch die leeren Räume gegangen, durch die ich als Kind so gern mit meinem Dreirad gesaust war und die ich seit zehn Jahren nicht mehr betreten hatte, da erinnerte mich eine knarrende Diele an den Hohlraum, den meine Mutter in ihrem Schlafzimmer unter einem der Bretter ausgehoben hatte. Ich ging noch einmal dorthin zurück und nach kurzem Suchen fand ich tatsächlich die lose Diele im Boden.
    Der Hohlraum enthielt ein Bündel zusammengerollter Hundert-Dollar-Noten, einen vergilbten, fast nicht mehr lesbaren Brief aus dem Jahre 2008, in dem ein Congressman namens Billy Stone meiner Mutter verspricht, sich dafür einzusetzen, dass sie die amerikanische Staatsbürgerschaft erhält, sowie die Einbürgerungsurkunde, die beweist, dass der Congressman sein Versprechen gehalten hat. Ganz unten im Hohlraum lagen zwei silbrige Plastikstäbchen, von denen ich zunächst annahm, es wären Feuerzeuge oder kleine Taschenlampen, bis ich merkte, dass man die Kappe
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