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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee
Autoren: N Schulman
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verschmitzten Lächeln, seiner Standardmiene für festliche Gastgeberanlässe.
    Magdalena blieb auf dem Weg vor Gunvors und Bengts Haus stehen. Der Zugang war perfekt geschippt, kein einziger kleiner Schneeklumpen war von den Flanken der Wechten gerollt, im Fenster hingen die Weihnachtsgardinen, und unterhalb der Treppe flackerten zwei Lämpchen im Wind.
    Magdalena umklammerte die Pralinenschachtel, die sie in ihrer Speisekammer gefunden hatte. Weiter unten auf dem Weg konnte man Lachen und Silvesterkracher hören.
    Die Dusche hatte ihre Laune verbessert. Sie hatte zwar nichts wirklich Festliches gefunden, doch in sauberen Jeans, einer frisch gebügelten Tunika und mit etwas Parfüm kam sie sich so schick vor wie lange nicht mehr. Sie versuchte sich etwas aufzurichten, als sie die Treppe hinaufstieg.
    »Wie schön, dass du so kurzfristig kommen konntest, Magda.«
    Gunvor öffnete die Haustür. Sie trug eine rote Schürze mit gekräuselten Flügelchen auf den Schultern. Ihr kurzes Haar sah frisch frisiert aus.
    »Danke«, sagte Magdalena, streifte sich die Schuhe ab und trat in den Flur.
    Vorsichtig umarmte sie Gunvor, die viel kleiner und dünner war, als sie sie in Erinnerung hatte. Die Daunenjacke reichte sie Bengt, der in Hemd, Pullover und Schlips mit einem Kleiderbügel bereitstand.
    »Nein, was seht ihr schick aus! Und ich komme ein fach so daher.« Magdalena überreichte die Schokoladenschachtel. »Was auch immer ihr vorhabt – zieht bloß nie um!«
    »Kriege ich denn keine Umarmung?«, fragte Bengt gespielt vorwurfsvoll.
    »Doch, natürlich«, sagte Magda und schmiegte sich kurz in seine Arme. »Und vielen Dank fürs Schneeschippen; das war wirklich nötig.«
    Magdalena ließ Bengt los und sah sich im Flur um. An der Wand neben der Treppe zum ersten Stock waren ein paar Hirschgeweihe dazugekommen, ansonsten war alles ganz genau so wie immer. Nicht einmal der typische Geruch nach Gummistiefeln und Kernseife hatte sich in den fünfzehn Jahren verändert.
    Gunvor goss gerade die Kartoffeln ab, als Magdalena in die Küche kam. Auf einer großen Vorlegeplatte lagen schon dünn geschnittenes Elchfleisch und kleine gekochte Mohrrüben.
    »Ich habe gedacht, wir essen im großen Zimmer«, sagte Gunvor über die Schulter zurück, während sie die Kartoffeln in eine Schüssel füllte. »Die Gelegenheit bietet sich schließlich nicht so oft.«
    Magdalena stellte fest, dass auch das Küchensofa an genau derselben Stelle stand wie immer. Wie oft hatten Tina und sie da gesessen, Käsebrote in kalten Kakao gestippt und sich gegenseitig Vokabeln abgehört, geredet und getratscht.
    »Meine Güte, da stehe ich hier und träume. Kann ich dir mit irgendwas helfen, Gunvor?«
    »Nein, nein, nicht nötig; ist schon alles fertig. Wenn du nur die Soße reintragen könntest.«
    Bengt hatte sich schon am Tisch niedergelassen, der mit einem weißen Tuch und dem Möwenservice gedeckt war. Er sah fast ein wenig verloren aus, fand Magdalena, als sie die Soße auf dem Tisch abstellte und sich setzte.
    »Wer hätte das gedacht, dass wir Nachbarn werden«, sagte Bengt und nahm sich von den Kartoffeln.
    Magdalena lächelte, sie wusste nicht recht, was sie antworten sollte.
    »Also, wir finden das wirklich sehr schön«, fuhr Gunvor fort, und hielt ihr die Platte mit dem Fleisch hin. »Und wenn du bei irgendetwas Hilfe brauchst, dann sag es.«
    »Das ist richtig nett von euch. Papa fand es, glaube ich, ein wenig unnötig, ganz allein hierherzuziehen und so ein großes Haus zu kaufen, aber ich konnte einfach nicht widerstehen.«
    »Da hast du aber ein gutes Haus bekommen«, sagte Bengt. »Und nochmals herzlich willkommen daheim in Hagfors.«
    Sie stießen vorsichtig an, ehe sie tranken. »Vielen Dank«, sagte Magdalena, trank einen kleinen Schluck und stellte das Glas ab.
    Was für ein Glück, dass Ludvig nicht dabei war. Er hätte sich ein herablassendes Lächeln über dieses Ansto ßen nicht verkneifen können – das macht man einfach nicht –, und hinterher, wenn sie allein gewesen wären, hätte er sicherlich alles kommentiert, das wulstige Ledersofa und Gunvors Puppensammlung in der Vitrine. So konnte sie einfach lockerlassen und die Wärme und das Gefühl, richtig zu Hause zu sein, genießen.
    »Was machen Peo und Kerstin heute Abend?«, fragte Gunvor.
    »Es hieß, Kerstins Kinder würden kommen. Papa wollte, dass ich auch komme, aber ich hatte keine Lust hinzufahren und zu versuchen, nett zu sein.«
    »Genau, hier kannst du so unnett
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