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Madonna

Madonna

Titel: Madonna
Autoren: Kathrin Lange
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sie giftig sind.«
    »Oh.« Spindler lachte hell auf, und wieder wirkte er wie ein kleines Kind, dem ein wunderbares Geschenk gemacht wurde. »Sie habensogar eine sehr besondere Wirkung. Man kann sie bedenkenlos essen, in einer Fleischpastete verarbeitet beispielsweise. Aber trinkt man dann innerhalb der nächsten zwei Tage Schnaps oder Wein, setzt ihre Wirkung ein. Übelkeit. Visionen. Panikattacken.«
    Richard riss die Augen auf. »Sagtet Ihr Fleischpastete?«
    »Genau. Die Köchin hatte mehrere davon zubereitet, und ich wusste, dass Rotgerber eine davon zum Frühstück essen würde.«
    »Ihr habt sie mit den Pilzen versetzt. Rotgerber aß sie zusammen mit Öllinger.« Arnulfs Miene hellte sich auf. »Dann gingen sie in die ›Diele‹, tranken von Niklas’ Würzwein, und ihnen wurde übel. Ihr folgtet Rotgerber, und im Moment seiner größten Schwäche habt Ihr ihm die Kehle durchschnitten.«
    »Er hat gekotzt, als sei der jüngste Tag angebrochen.« Spindler wirkte vergnügt und zufrieden bei dieser Erinnerung.
    »Was ich aber nicht verstehe«, murmelte Arnulf und sah Richard dabei an. »Wie du …«
    »Die Fleischpastete!« Richard schlug sich vor den Kopf. »Ich war dabei, als ein Bote von Heilig-Geist Kramer entgegengeritten kam. Er hatte eine Fleischpastete dabei, und ich habe davon gegessen.«
    Spindler blinzelte verwundert. »Ihr hattet auch unter Übelkeit zu leiden?«
    »Unter Übelkeitsattacken und Visionen.«
    »Ihr müsst geglaubt haben, Dämonen hätten Besitz von Euch ergriffen«, freute Spindler sich. »Und ich habe gedacht, Ihr seid einfach nur bezecht!«
    Richard dachte daran, wie er die sterbende Marktfrau gefunden hatte. Der Schatten, der ihn angefallen hatte – plötzlich nahm er in seiner Erinnerung die Gestalt Spindlers an.
    Arnulf verzog spöttisch die Lippen, sagte jedoch nichts dazu.
    »Warum habt Ihr mich am Leben gelassen?«, fragte Richard und tippte gegen die Messerwunde an seiner Schulter.
    »Oh. Ich hatte ja keinen Grund, Euch zu töten. Als ich Euch in dieser Gasse traf, hatte ich keine Ahnung, dass Ihr Katharinas Geliebter …« Er verstummte. Kurz glitt ein Ausdruck von grenzenloser Finsternis über seine Miene. »Sie ist ein schwaches Weib! All meine Bemühungen, sie zu Keuschheit anzuhalten, waren nutzlos. Der Satan hat die Frauen …« Er unterbrach sich, zuckte die Achseln. »Einerlei!«Übergangslos wirkte er wieder freundlich und sogar ein wenig begeistert. »Es war eine glückliche Fügung Gottes, dass Ihr dazukamt, als ich der Frau die Kehle aufgeschlitzt habe. Wie ein Geschenk seid Ihr geradewegs vor meinen Füßen zusammengebrochen. Und jetzt erfahre ich auch noch, dass dies geschah, weil Ihr von meiner vergifteten Pastete gegessen habt. Sagt selbst: Das zeigt doch, dass Gott meine Taten guthieß!«
    »Es zeigt höchstens, dass Euer Gott«, Arnulf spuckte das Wort aus, »einen sehr grausamen Humor hat!«
    Spindler blitzte ihn wütend an, doch dann wandte er sich wieder Richard zu. »Ich habe Euch Eure Frage noch nicht beantwortet. Als Ihr vor mir zusammenbracht, dachte ich, es sei eine Fügung Gottes, um mir vor der Verfolgung durch die Hand des Gesetzes zu bewahren. Ich nahm Euer Schwert, tauchte es in das Blut der Frau. Und ich stieß ihr Messer in Eure Schulter, damit es so aussähe, als hätte sie sich kurz vor ihrem Tod noch gegen Euch zur Wehr gesetzt.«
    »Ihr wolltet die Morde Richard anhängen«, murmelte Arnulf. In seinen grünen Augen war jetzt ein tödlicher Zorn erschienen, doch Richard war sich sicher, dass der ehemalige Priester diesen nicht sah. Denn äußerlich wirkte Arnulf ruhig wie immer. »Und als das nicht klappte, als Ihr feststelltet, dass Bürgermeister Silberschläger Katharina verdächtigte, da wolltet Ihr auch ihn aus dem Weg räumen. Und habt an Richards statt das Ganze dann Tobias angehängt!«
    »Ich sage ja, Gott war die ganze Zeit auf meiner Seite! Er schickte mir einen weiteren Menschen, und diesmal gelang sein Plan. Tobias gestand für mich. Gott hat ihm die Worte eingegeben, das ist doch ganz …«
    »Hört auf!« Richard war außerstande, sich das selbstgerechte und höhnische Gerede des Mannes noch länger anzuhören. »Ihr seid ein Mörder und ein Schänder! Wenn es Euren Gott gibt – und Ihr solltet darum beten, dass das nicht der Fall ist –, dann wird er Euch bis in alle Ewigkeit verdammen für das, was Ihr Katharina und all den anderen angetan habt!« Zitternd rang er um Selbstbeherrschung. Das Bedürfnis, sein Schwert zu
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