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Madonna

Madonna

Titel: Madonna
Autoren: Kathrin Lange
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er nickte. »Ich bin gekommen, um mich von Euch zu verabschieden«, sagte er leise. »Und um Euch dafür zu danken, dass Ihr Euch bei dem neuen Spitalmeister für mich eingesetzt habt.«
    In Wahrheit war es Richard gewesen, der das getan hatte, aber Katharina beschloss, das für sich zu behalten. Richard hatte bei dem neu bestellten Spitalmeister von Heilig-Geist vorgesprochen und ein Wort für Öllinger eingelegt, damit dieser der erste Apotheker werden konnte, sobald genügend Mittel für eine Apotheke vorhanden waren. Als Gegenleistung dafür hatte Öllinger sich bereit erklärt, das Fischerhaus mit seinen Patientinnen zu übernehmen. Katharina war sich sicher, dass es über kurz oder lang in Heilig-Geist aufgehen würde, aber das war ihr nur recht. Dieser Abschnitt ihres Lebens lag hinter ihr.
    Sie räusperte sich. »Wenn der Rat Donatus aus der Stadt verbannen sollte«, sagte sie und zog einen Geldbeutel aus dem Rock, den sie eigens für diesen Zweck eingesteckt hatte. »Würdet Ihr dafür sorgen, dass er das erhält?«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen nahm Öllinger den Beutel entgegen. Er war schwer. »Das ist eine Menge«, meinte er.
    Richard trat neben Katharina. Nur er wusste, dass sich in dem Beutel der gesamte Rest des Vermögens befand, das Egbert, Katharinas Mann, ihr hinterlassen hatte. Er hatte eingewilligt, es Donatus zu geben, damit dieser niemals wieder in der Gosse landen würde.
    »Was, wenn sie ihn nicht verbannen, sondern hinrichten?«, fragte Öllinger.
    Richard schüttelte den Kopf. »Das werden sie nicht, wenn Dr. Schedel es verhindern kann. Immerhin wurde Spindler ja auch nicht hingerichtet.«
    »Weil er ein Mann der Kirche ist.«
    Kurz nachdem Arnulf und Richard bei ihm im Luginsland gewesen waren, war Dr. Spindler in den Orden der Augustiner eingetreten, und Katharina wusste, dass man dort äußerst bemüht war, ihn bald aus dem Narrenhäuslein herauszuholen und in ein abgelegenes Kloster irgendwo in den Alpen zu schaffen, wo er für seine schweren Sünden würde büßen können. Es war schwer für sie, zu ertragen, dass der wahre Täter so glimpflich davonkam, während Tobias dafür hatte sterbenmüssen. Sie legte sich beide Hände um den Hals, weil die Ungerechtigkeit der Welt ihr die Kehle zuschnürte.
    Richard nahm eine ihrer Hände, zog sie an sich und hielt sie fest. Die andere ließ Katharina sinken.
    Öllinger verbarg den Geldbeutel unter seinem Mantel. »Ich werde gut darauf achtgeben, bis ich es Donatus geben kann«, versprach er.
    Katharina nickte ihm zu und dankte ihm erneut.
    »Wann werdet Ihr Nürnberg verlassen?«, erkundigte er sich.
    Richard gab ihm die Antwort. »Morgen früh.«
    »Nun!« Etwas unbeholfen stand der Apotheker da, schlenkerte mit den Armen. »Ja, dann.« Er sah Katharina an. »Dann bleibt wohl nur noch, Lebewohl zu sagen.«
    Sie machte sich aus Richards Griff los und reichte Öllinger die Hand. »Lebt wohl!«
    »Wenn Ihr einmal nach Nürnberg zurückkommen solltet«, murmelte er, »würde ich mich über Euren Besuch freuen.«
    »Natürlich.« Auch Richard schüttelte ihm die Hand, dann legte er Katharina den Arm um die Schulter. Gemeinsam sahen sie zu, wie Öllinger sich abwandte und um die Hausecke verschwand.
    »Der Arme!«, meinte Katharina.
    »Der fängt sich schon wieder!« Richard drückte sie an sich. Ihre Wunde schmerzte dabei ein wenig, aber sie protestierte nicht. Tief atmete sie den Geruch seiner Haut ein.
    Ungefähr eine halbe Stunde später, als Thomas gerade zwei Männer dabei beaufsichtigte, wie sie eine schwere Truhe auf den Karren wuchteten, erschien Arnulf auf der Gasse.
    Katharina, die neben dem Diener auf dem Hausstein stand, entdeckte ihn als Erste. »Arnulf!« Sie eilte die Stufen hinunter und ihm entgegen. Ohne sich darum zu kümmern, ob es sich schickte oder nicht, fiel sie dem Nachtraben um den Hals. »Du bist wieder da!«
    Er erwiderte die Umarmung leicht verblüfft, dann machte er sich los und schob Katharina auf Armeslänge von sich. Kopfschüttelnd tadelte er: »Wenn dir die Ehe nicht so gut stehen würde, würde ich sagen, sie ist dir zu Kopf gestiegen! Eine ehrbare Frau, die einfach so mitten auf der Straße einen Nachtraben umarmt!« Er lachte leise. Seine grünen Augen funkelten amüsiert.
    Katharina fiel in sein Lachen ein. »Erinnerst du dich? Ich habe mich schon immer gern über Regeln hinweggesetzt.«
    Übergangslos wurde er ernst. »Oh ja!«, seufzte er.
    »Richard war traurig, dass du bei unserer Hochzeit nicht dabei
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