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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Autoren: Katie Kacvinsky
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Stimmung lag in der Luft, als würde mich jemand herausfordern.
    Jedenfalls startete ich den Computer neu. Während ich wartete, griff ich in die Handtasche, die ich mit Clare teilte, und holte mein Portemonnaie heraus. Magnetische ID -Karten ließen sich leicht austricksen; das wusste ich, seit ich eines von Dads Telefongesprächen belauscht hatte. Als das Hauptmenü aufleuchtete, klickte ich auf die Mitarbeiterseite. Ich wurde nach einer ID gefragt und scannte wahllos die erste Magnetkarte ein, die ich im Portemonnaie entdeckte – eine ganz gewöhnliche Bankkarte. Wie erwartet erhielt ich eine Fehlermeldung. Der Computer forderte mich auf, den Versuch zu wiederholen oder die Information manuell einzugeben. Ich wählte die zweite Option und begann Susans Namen einzutippen. Netterweise war er gespeichert, sodass ihr Nachname automatisch erschien. Ich klickte ihn an und gelangte in ein zweites Menü voller Mitarbeiterfunktionen.
    Als ich die Liste herunterscrollte, fand ich bald, wonach ich suchte: Club Nino   – Zurück zur Grundeinstellung . Ich nahm an, dass sich damit die ganzen Partygestalten auf dem Wandbildschirm löschen ließen. Also klickte ich auf diese Zeile. Der Computer informierte mich, dass man den Rang eines Aufsehers brauchte, um die Funktion zu aktivieren. Ich zuckte mit den Schultern und hoffte, dass Susan zu den Aufsehern gehörte. Als ich den Befehl noch einmal bestätigte, wurde ich nach meinem Passwort gefragt und gab Nino1 ein. Ich drückte auf Enter .
    Mit einem Schlag verschwanden die tanzenden Körper und das Meer aus bunten Discolichtern. Der Bildschirm wurde schwarz. Die Welt blieb stehen. Aus der Menge ertönte ein Keuchen, das sogar die dröhnenden Bässe übertönte.
    Zuerst war ich genauso verblüfft wie der Rest des Publikums. Ich hatte nicht erwartet, dass es tatsächlich funktionieren würde. Wie üblich hatte ich mir nicht die Zeit genommen, darüber nachzudenken, was meine verrückten Ideen für Konsequenzen haben konnten. Diese kleine Eigenheit war für die meisten Probleme in meinem Leben verantwortlich. Jetzt blinkte auf dem Bildschirm nur noch ein einsames Eingabesymbol. Da ich weiterhin eingeloggt war, ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. Eine solche Gelegenheit konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen.
    Wer von euch glaubt, dass unser Leben mehr bieten sollte als eine virtuelle Scheinwelt? Wer von euch will die freie Wahl haben?
    Meine Worte leuchteten unübersehbar auf dem Bildschirm auf. Da ich keinen Körper hatte, schwebten sie mitten im Nichts wie eine prophetische Warnung. Technomusik stampfte, Bässe dröhnten, und der Adrenalinrausch brachte mein Herz zum Rasen. Die Leute wurden unruhig, nahmen gleichzeitig die Brillen ab und schauten sich um. Zum ersten Mal an diesem Abend gab es Blickkontakte. Ich merkte, wie ich zu lächeln begann.
    »Wer ist das?«, schrie einer in der Menge.
    Wenn ihr Veränderung wollt, gibt es nur einen Weg: Wehrt euch gegen den DS- Zwang.
    Clare schnappte nach meiner Hand. »Hör damit auf, Maddie. Du kannst dir keinen Ärger leisten.«
    Ich schaute auf den Wandbildschirm und mein Lächeln wurde breiter. Dort hing plötzlich eine zweite Sprechblase.
    Ich höre dir zu , sagte sie.
    Es gibt ein Leben außerhalb der Computerwelt. Unser Gehirn ist nicht nur eine Festplatte. Unser Körper ist mehr als eine Datenleitung. Die Technik beherrscht uns so sehr, dass wir Kabel statt Finger haben könnten.
    Klar, darauf sind wir eben gedrillt , sagte die andere Stimme.
    »Hört auf!«, schrie jemand.
    Das Leben ist keine Show. Wenn alles nur toll und unterhaltsam wirkt … dann ist es nicht echt. Und nach diesen Worten verschwanden sämtliche Texte vom Schirm.
    Die Technomusik verstummte. Grelle Deckenlampen gingen an. Enttäuschte und verärgerte Stimmen füllten den Raum. Ich lehnte mich im Sessel zurück und nahm mit einem erleichterten Seufzer den MindReader ab. Wo eben noch alle starr und reglos gesessen hatten, kam Bewegung in den Saal. Pat lehnte sich zu mir herüber.
    »Das war eine bescheuerte Idee, Maddie«, sagte er.
    »Tut mir leid«, gab ich zurück. »Aber wenigstens fangen die Leute jetzt an, sich zu unterhalten.«
    »Na, toll. Dafür könntest du verhaftet werden.«
    Stimmen echoten von den Wänden. Ich wollte wissen, wer die andere Person auf dem Bildschirm gewesen war, und schaute mich um, als würde sie mir gleich zuwinken.
    Eine zierliche Frau im grauen Anzug marschierte von zwei Türstehern begleitet durch den Mittelgang.
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