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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Autoren: Katie Kacvinsky
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ließen die Körper auf dem Bildschirm aussehen wie Splitter und Scherben. Die Menge fing an zu jubeln, als Glitzerkonfetti vom digitalen Himmel fiel. Alle hoben die Arme und drehten sich lachend im Funkenregen. Auf der riesigen Tanzfläche war ich als Einzige allein. Ich las die Gespräche, die um mich herum wirbelten.
    Hast du Lust, morgen mit uns Essen zu gehen?
    Wohin denn?
    Wir treffen uns in Amsterdam. Da gibt es ein Café namens Lucky. Man kann auf der Veranda sitzen und hat einen tollen Blick über die Kanäle.
    Klingt cool.
    Warst du schon mal auf einem ChatWalk durch das Rotlichtviertel?
    Nee, was ist das denn?
    Ich schaute zu, wie sich die Leute über Sites, Vergnügungsprogramme und Chatrooms unterhielten. Warum konnte ich das nicht? Einfach nur mit der Menge verschmelzen? Zufrieden damit sein, sich wie jeder andere zu benehmen? Ich las, wie die Gäste mit Markennamen um sich warfen, ihre Outfits verglichen und mit ihren Schulnoten angaben. Eigentlich sprachen sie nicht miteinander, sondern nur mit sich selbst. Jeder wollte den anderen übertrumpfen und keiner hörte zu. Wieso haben die Leute, die am meisten reden, fast immer am wenigsten zu sagen?
    Während ich darüber nachdachte, kam ein Typ auf mich zu und stellte sich als Jeff vor. Er wirkte ganz süß, aber ich sah nur den goldenen Glitter in seinen roten Haaren.
    Wieso hast du dich so angezogen? , fragte er und zeigte auf meine Trainingshose.
    In ausgeleierter Kleidung fällt weniger auf, dass ich schwanger bin , sagte ich. Er blinzelte verblüfft. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort in der Menge.
    Gute Antwort , sagte Pat.
    Ich halte das nicht länger aus , dachte ich. Sieht denn keiner, dass hier alles unecht ist? Ihr existiert überhaupt nicht, ihr lebt nur in euren Fantasien. Wacht endlich auf! Ich drückte auf Senden , und meine Worte erschienen auf dem Bildschirm. Clare griff nach meiner Hand … meiner richtigen Hand, was mich erschrocken zusammenzucken ließ. Sie nahm die Brille ab und schaute mich an. Als sie sich zu mir lehnte und mir leise ins Ohr flüsterte, konnte ich ihren Atem auf meiner Wange fühlen. Ich konnte ihr Haarspray riechen und die besorgte Falte auf ihrer Stirn sehen. Sie war so menschlich, so echt, so beruhigend.
    »Sollen wir gehen?«, fragte sie. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich auf die Partyszene.
    Die Digital School bringt uns um. Wir sind gar nicht mehr menschlich. Stattdessen benehmen wir uns wie Roboter. Ich schickte die Worte ab, und meine nächsten Gedanken huschten über den Minibildschirm. Dann erloschen sie. Die Empfangsdame erschien wieder und lächelte mich an, als wären wir allerbeste Freundinnen. Sie schlug die Beine übereinander und ihre Miene wurde ernst.
    Im Club Nino sind aggressive Bemerkungen untersagt. Ich verwarne dich hiermit zum zweiten Mal. Beim nächsten Verstoß müssen wir dich leider auffordern, dich auszuloggen.
    Ich stellte mir vor, was Justin in dieser Situation sagen und tun würde, und mir kam eine Idee. Ich grinste, als sie langsam Gestalt annahm. Schnell löschte ich den Gedanken, bevor er der Privatsphäre meines Gehirns entschlüpfen konnte.

Kapitel Drei
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    Ich loggte mich aus und stellte meinen Computer ab. Dabei spürte ich die Blicke von Pat und Clare, vermied es aber, sie anzusehen. Ich drückte auf den Hilfe-Knopf an meiner Armlehne. Nur ein paar Sekunden später stand eine Mitarbeiterin neben mir, auf deren goldenem Namensschild SUSAN stand. Sie ging in die Hocke und fragte mich, wie sie mir helfen könne.
    »Mein Computer ist abgestürzt«, sagte ich. »Anscheinend kann ich mich nicht neu einloggen.«
    Sie lehnte sich über mich und ließ den Computer wieder hochfahren. Als das Menü erschien, benutzte sie zur Anmeldung eine ID -Karte, die an einem Gummiband um ihr Handgelenk hing. Sie scannte die Karte ein, gelangte zur Mitarbeiterseite und tippte ein Passwort in das leere Feld. Ich schaute zu, wie ihre Finger deutlich sichtbar die Tasten drückten. Das war schon fast zu einfach. Ihr Passwort lautete Nino1 . Sie probierte ein paar Funktionen aus, und da alles funktionierte, loggte sie sich mit einem Schulterzucken wieder aus. Sie erklärte, das Problem sei behoben und ich könne wieder an der Party teilnehmen. Nachdem sie verschwunden war, starrte Clare mich an.
    »Was hast du vor, Maddie?«, fragte sie.
    Ich schaute auf meinen Bildschirm und war mir selbst nicht sicher, was mich dazu anstachelte, weiterzumachen. Eine elektrisch knisternde
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