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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Autoren: Katie Kacvinsky
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Nachdem sie die Mitte des Saals erreicht hatte, schaute sie mit sichtbarem Unbehagen auf die Menge. Trotz ihrer schmalen Gestalt klang die Stimme der Frau überraschend laut, als sie sagte: »Wir entschuldigen uns für den Zwischenfall. Es gab ein Problem mit der Computertechnik.«
    Ein verärgertes Gemurmel ertönte aus der Menge. Die Frau hob beschwichtigend die Hand.
    »So etwas ist im Nino noch nie passiert. Bis wir das Problem lokalisiert haben, müssen wir den Wandschirm leider ausgeschaltet lassen.«
    Das Publikum wurde lauter. Einige Stimmen schrien, dass sie schließlich Eintrittsgeld bezahlt hatten.
    »Wer nicht auf die Fehlerdiagnose warten will, bekommt selbstverständlich sein Ticket zurückerstattet. Ich entschuldige mich noch einmal für die Unannehmlichkeiten.« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und hastete auf das Ausgangsschild zu. Die beiden Türsteher eilten hinter ihr her.
    Mit lautstarkem Stühlerücken standen die Besucher auf und strömten in einer Herde dem Ausgang entgegen. Ich spürte eine Hand an meinem Kleid zupfen.
    »Wir sollten lieber verschwinden, bevor sie das Problem lokalisiert hat«, sagte Pat. Ich nickte und erhob mich, aber da versperrte mir schon ein Wachmann den Weg. Er war einen Kopf größer als ich und hatte eine Figur wie ein Schwergewichtsboxer.
    »Kommen Sie bitte mit«, sagte er mit einer Bassstimme, die aus der Tiefe seiner massigen Brust zu dröhnen schien. »Wir wollen Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Ich schluckte und bemühte mich, selbstbewusst zu wirken, indem ich mir ausmalte, dass ich Springerstiefel statt Stöckelschuhe trug. »Ich glaube nicht«, sagte ich.
    »Dann müssen wir leider die Polizei rufen«, sagte er. »Möchten Sie nicht lieber mitkommen, damit wir die Angelegenheit unauffällig klären können?« Er warf mir einen Blick zu, der jeden Widerstand im Keim ersticken sollte.
    »Ohne meinen Anwalt rede ich mit niemandem«, bluffte ich. Zwar hatte ich keine Ahnung, was das eigentlich bedeutete, weil ich den Spruch nur aus Filmen kannte, aber er klang abschreckend. Ich schaute zu Pat hinüber, der bloß den Kopf schüttelte.
    Der Wachmann rührte sich nicht.
    »Ich habe nichts getan«, behauptete ich.
    »Dann gibt es auch keinen Grund zur Sorge«, sagte er. Seine Wurstfinger schlossen sich um meinen Arm. Wahrscheinlich könnte er ihn ohne Mühe in zwei Hälften brechen. Ich seufzte und ließ zu, dass er mich in den Gang zog. Über die Schulter warf ich einen Blick auf Pat, Clare und Noah, die mir nervös hinterherschauten, und zuckte möglichst sorglos mit den Schultern. Hoffentlich war meine Schauspielerei überzeugend.
    Der Wachmann schob mich durch die Menge. Während wir uns an den Leuten vorbeidrängten, erntete ich unfreundliche Blicke, und man zeigte mit den Fingern auf mich. Einige Gäste zückten ihre Phones, um zu knipsen und zu filmen. Der Wachmann brüllte, sie sollten aus dem Weg gehen. Ich hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Langsam wurde mir klar, was für Probleme ich mir vielleicht eingehandelt hatte. Das hier war mehr als ein harmloser Streich. Gut möglich, dass ich dafür bei der Polizei landete. Der Wachmann hielt meinen Arm fest gepackt, als könnte ich mit meinen Stöckelschuhen einen Fluchtversuch starten. Ich hätte ihm gerne versichert, dass ich keine solchen Absichten hatte. Schließlich hätte er mich schon mit dem kleinen Finger zu Tode quetschen können.
    Als wir den Saal verließen, warf ich noch einen letzten Blick zurück. Überall hatten sich Grüppchen gebildet, die redeten und lachten. Zum ersten Mal schauten sie sich gegenseitig ins Gesicht statt auf ihr Bildschirm-Image. Ich musste mir nicht vorwerfen, dass ich ihre Party gesprengt hatte, in Wirklichkeit hatte ich sie erst richtig in Gang gebracht. In der Physik gibt es das Gesetz: Ein Körper bewegt sich nur, wenn man ihn anstößt. Mir gefiel der Gedanke, dass ich als Katalysator gedient hatte, und mein Stolz erwachte. Gleichzeitig schrumpelte mein schlechtes Gewissen zu einer winzigen Kugel zusammen, die ich in die Ecke kickte.
    Der Wachmann führte mich durch einen dunklen Flur, an dessen Ende wir vor einer Bürotür stehen blieben. Er klopfte zwei Mal und die Tür sprang auf. Mit einem Stoß beförderte er mich hinein. Ich stolperte auf meinen hohen Absätzen, hielt aber den Kopf erhoben. Meine Gedanken rasten. Noch war ich unschuldig, denn sie mussten erst beweisen, dass ich für alles verantwortlich war. Schließlich hatte ich den Zugangscode der
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