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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo
Autoren: Charlotte MacLeod
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bleckte. »Kelling«, zischte er, »Sie sind
entlassen!«
    Inzwischen waren auch Fitzpatrick und Fitzgibbon
eingetroffen. Es war allerdings einiges an Überredungskunst nötig, bis sie
endlich bereit waren, einen derart ehrbaren Bürger wie C. Edwald Palmerston
wegen Verdacht auf schweren Diebstahl, Mord, versuchten Mord und Unterschlagung
anvertrauter Güter abzuführen, aber Bittersohn konnte sie schließlich doch
überzeugen.
    Als Sarah, Max und Brooks endlich
wieder in der Tulip Street eintrafen, begann es bereits hell zu werden. Da
Brooks verständliche Skrupel hatte, seine Pensionswirtin zu dieser Stunde zu
wecken, bot Sarah ihm an, auf der Couch in der Bibliothek zu schlafen. Die drei
standen recht spät auf. Nur Mrs. Sorpende saß noch am Frühstückstisch, als sie
schließlich wieder auf der Bildfläche erschienen. Sie verdiente eine Erklärung,
die sie auch bekam.
    »Ich kann es kaum fassen«, sinnierte
Sarah, nachdem sie ihr die Geschichte in groben Zügen erzählt hatten. »Wenn ich
nur daran denke, wie oft Palmerston Großonkel Frederick die Schau gestohlen hat
mit seinen Riesenspenden an das Heim für straffällig gewordene Witwen oder was
weiß ich.«
    »Nicht zu vergessen all die Orchideen
und Zobel, mit denen er dich beglückt hat«, sagte Brooks gedehnt. Er sonnte
sich wie ein Kater in den bewundernden Blicken von Mrs. Sorpende, die offenbar
eine Schwäche für verwegene Helden und romantische Abenteurer hatte.
    »Ich habe wirklich das Blaue vom Himmel
gelogen. Aber es schien mir die einzige Möglichkeit, Dolores mit der Wahrheit
zu konfrontieren, und schließlich ist er ja auch ein ekelhafter alter Lüstling.
Leila Lackridge hat das schon immer behauptet, obwohl ich es ihr damals nicht
glauben wollte. Die arme Dolores, wahrscheinlich war sie in ihn verliebt. Die
Polizei hat doch nicht irgend etwas Schreckliches mit ihr vor, oder?«
    »Was soll ihr schon großartig
passieren? Wir können aussagen, daß sie böswillig getäuscht wurde, und sie wird
selbstverständlich Zeugin der Anklage sein. Eins ist allerdings bestimmt
sicher: Sie wird durch diesen Prozeß berühmter werden, als sie es sich in ihren
kühnsten Träumen ausgemalt hat«, antwortete Max.
    »Das denke ich auch! Das ist ja
bestimmt der größte Kunstschwindel aller Zeiten. Ob die anderen Treuhänder wohl
etwas unternehmen, um die Originale zurückzubekommen?«
    »Das werde ich bald herausfinden. Man
hat mich nämlich gebeten, heute nachmittag einer Krisensitzung in Madams
Palazzo beizuwohnen.«
    »Oh«, sagte Sarah enttäuscht.
    Bittersohn sah sie neugierig an. »Was
haben Sie denn?«
    »Ach, gar nichts. Ich dachte nur, daß
sie Ihnen jetzt sicher den Job anbieten werden und — na ja, Sie wissen ja, daß ich
keinen Wagen mehr habe, und ich hatte geplant, den größten Teil des Sommers
draußen in Ireson’s Landing zu verbringen. Da ich weiß, daß Ihre Familie dort
lebt, hatte ich gehofft, daß Sie mich hin und wieder dorthin mitnehmen könnten,
doch wenn Sie natürlich den ganzen Sommer unterwegs sind — «
    »Oh, ich glaube nicht, daß ich in der
nächsten Zeit viel unterwegs sein werde. Sicher läßt sich eine Sache wie diese
nicht einfach von heute auf morgen organisieren, wissen Sie. Wir finden
bestimmt irgendeine Lösung.«
    Er lächelte, und Sarahs Wangen nahmen
einen zarten Rosaton an, was ihr ausgezeichnet stand. Sie würden ganz bestimmt
eine Lösung finden.
    »Meinen Sie, das Museum wird jetzt
geschlossen?« fragte Mrs. Sorpende.
    »Es wäre klüger, wenn es geöffnet
bliebe und man Eintrittsgeld verlangen würde, damit die Wiederbeschaffung
finanziert werden kann«, erwiderte Brooks. »Die Fälschungen ziehen bestimmt
mehr Leute an als die Originale, wenigstens bis die Gemüter sich wieder
beruhigt haben. Es ist wirklich merkwürdig, wenn man sich vorstellt, daß all
das überhaupt nicht passiert wäre, wenn Palmerston nicht Bammel bekommen hätte,
weil Witherspoon irgendwelche Veränderungen an seiner Liebsten bemerkt hat. Den
alten Joe hätte nämlich sonst kein Mensch ernstgenommen.«
    »So macht Gewissen Feige aus uns
allen«, bemerkte Mrs. Sorpende, die gern in Zitatenbüchern schmökerte.
    »Genau«, stimmte Bittersohn ihr zu.
»Palmerstons lebhafte Phantasie hat ihn schließlich ins Verderben gestürzt.
Merkwürdig, nicht? Wenn man ihn so ansieht, kann man kaum glauben, daß er
imstande ist, an irgend etwas anderes zu denken als an den Dow-Jones-Index.
Aber diese Geschichte mit der Sicherheitsanlage zu erfinden und
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