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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo
Autoren: Charlotte MacLeod
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so überzeugend
auszuschmücken, daß er Mrs. Tawne damit all die Jahre hinters Licht führen
konnte, ist schon irgendwie genial.«
    »Und seine Toasts beim Sekt und die
schönen Ansprachen«, seufzte Sarah. »Die Frau tut mir wirklich leid. Daß er die
arme Dolores so hart für sich schuften ließ, nur um selbst den großen Wohltäter
spielen zu können und gleichzeitig Unmengen von Geld an irgendwelche Frauen zu
verschwenden, denen er völlig egal war, finde ich viel schlimmer als alles
andere, was er verbrochen hat. Im Grunde ist er nicht besser als ein — « Sarah
war immer noch zu sehr von ihrer guten Bostoner Kinderstube geprägt, um klipp
und klar zu sagen, wofür sie Palmerston hielt.
    »Ist ja auch egal. Und jetzt, wo du
deine Stelle verloren hast, könntest du, Brooks, eigentlich gut hier einziehen
und Mrs. Sorpende helfen, die Pension zu führen, wenn ich in Ireson’s Landing
bin und mich landwirtschaftlich betätige. Mr. Lomax und ich wollen nämlich
einen Riesengarten anlegen und genug anpflanzen, damit wir ausreichend Vorräte
für den nächsten Winter haben. Und Sie, Mrs. Sorpende, könnten doch die alberne
Stelle in der Teestube aufgeben und hier für mich das Ruder übernehmen, finden
Sie nicht?«
    »Ich vermute, die Stelle gibt mich
früher oder später auf. Das ganze Unternehmen ist nicht gerade erfolgreich. Sie
wissen, ich wäre wirklich überglücklich, wenn ich Ihnen in jeder Beziehung
helfen könnte, liebe Mrs. Kelling.«
    »Und was soll ich tun?« fragte Brooks.
    »Erst einmal würde ich von dir eine
mordsmäßig hohe Miete verlangen, die du dir sicher leisten kannst. Und dann
könntest du all die kleinen Arbeiten verrichten, die Alexander früher immer
erledigt hat, beispielsweise die alten Siebchen in den Wasserhähnen
auswechseln, die Wände streichen, die undichte Stelle im Dachfenster flicken
und die Jalousien reparieren, damit sie endlich richtig funktionieren. Ich habe
nie gewußt, wieviel Basteleien erforderlich sind, um ein altes Haus
instandzuhalten. Alles fällt auseinander, und ich kann mir keine Handwerker
leisten. Wir brauchen dich hier, Brooks.«
    »Schön und gut, aber wie fände es denn
Theonia, mich ständig um sich zu haben? Ich habe immerhin dabei geholfen,
Palmerston hinter Schloß und Riegel zu bringen, und«, er warf ihr einen
prüfenden Blick unter den gepflegten grauen Augenbrauen zu, »er war ihr doch
immerhin sehr zugetan.«
    Mrs. Sorpende fing einen Tropfen von
der Tülle der Kaffeekanne mit einem Silberlöffel auf. »Ich muß gestehen, daß
ich für Mr. Palmerston keinerlei Mitleid empfinde«, erwiderte sie in ihrer
königlichsten Art, »nicht nur aufgrund seiner feigen Vergehen, sondern vor
allem wegen seines ungehörigen Benehmens mir gegenüber.«
    »Wie bitte? Was hat er denn getan?«
    »Auf der Heimfahrt vom Museum hat er
mir in seiner unrechtmäßig erworbenen Limousine einen Vorschlag gemacht, den
ich nur als höchst anstößig bezeichnen kann.«
    »Der dreckige Schweinehund!« rief Brooks.
»Warum haben Sie mir nichts davon gesagt, Theonia? Ich hätte es dem Kerl schon
gezeigt!«
    Mrs. Sorpende schenkte ihrem Kavalier
einen derart zärtlichen Blick, daß dieser beinahe seine Kaffeetasse verschluckt
hätte. Während er noch hustete und stammelte, kam Mariposa mit der
Morgenzeitung ins Zimmer.
    »He, hört euch das mal an!« rief sie
fröhlich.
    Alle drängten sich um die Zeitung. Der
Leitartikel handelte von Palmerstons Verhaftung, doch es gab eine weitere
Schlagzeile auf der Titelseite: Neuer Skandal im Palazzo. Auf dem dazugehörigen
Foto waren zwei Polizisten in Uniform, Lupe, Bengo und der Wächter, den sie in
der Toilette eingesperrt gefunden hatten, zu sehen, in ihrer Mitte aber
strahlte Brooks wie eine Katze, die es sich gerade heldenmütig versagt hatte,
einen Kanarienvogel zu verspeisen.
    Sarah fing an, den Artikel laut
vorzulesen. »Durch die Wachsamkeit und den Mut des Museumswächters Alexander B.
Kelling — Brooks, ich hatte ja total vergessen, daß dein Vorname auch Alexander
ist!«
    »Selbstverständlich heiße ich auch
Alexander. Jedes vierte männliche Kind in unserer Familie bekommt diesen Namen
irgendwo verpaßt, das ist seit Urzeiten immer so gewesen. Darum benutze ich ihn
auch nie. Warum starrst du mich denn so an?«
    »Ich dachte nur, daß in dem Fall auch
dann noch eine Mrs. Alexander Kelling diese Pension führen könnte, wenn ich —
wenn ich mich verändern würde und du heiraten würdest.«
    »Das ist gut möglich,
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