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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch
Autoren: Rainer C. Koppitz
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großen Abstimmungsrunden. Überzeugen Sie mich von Ihren Ideen und dann haben Sie freie Fahrt! Nur, bitte brechen Sie jetzt Ihren Urlaub ab und kommen Sie morgen ins Büro, damit wir alles Weitere besprechen können !«
    »Übermorgen. Ich muss mich heute Abend bei zwei Mitstreitern bedanken, ohne die wir beide jetzt nicht hier sitzen und über Wachstumsprogramme philosophieren würden. Wenn ich heute Nacht mit dem Dankesagen fertig bin, werde ich morgen leider arbeitsunfähig sein. Zu nichts zu gebrauchen. Ausgepowert. In meinen Kreisen braucht man ziemlich viel Whisky, um sich stilgerecht zu bedanken, verstehen Sie?! Übrigens ist einer meiner Zechkumpane heute der gute Alois Rauch. Er hat bei der Aufdeckung der Sache eine Schlüsselrolle gespielt .«
    »Einverstanden! Ersparen Sie mir bitte die Details Ihrer Saufgelage. Und … und sagen Sie Rauch auch in meinem Namen vielen Dank !«
    » Nochmehr würde es ihn vermutlich freuen, wenn wir ihm ein paar Wochen Sonderurlaub und eine saftige Geldprämie geben würden …«
    »Machen Sie, was Sie wollen, Glock. Sie sind der alleinige Chef der Abteilung, Führungskraft in der IFG – und ich werde den Teufel tun und Ihnen in die Leitung Ihrer Mannschaft reinreden !« Sie hoben beide die Gläser mit dem spritzigen Muscadet, den Glock noch vor zwei Wochen mit Röckl hatte trinken wollen und stießen klirrend an.
    »Ehe ich es vergesse: Hier sind ein paar Unterlagen, die Sie sich ansehen sollten .« Er reichte Anton einen dünnen Klarsichthefter über den Tisch und nahm ein Stück des rohen Lachses, bevor er erklärte:
    »Wir haben ein kleines Problem in Belgien, mit dem sich schleunigst die AfU beschäftigen muss. Die Sache ist ziemlich politisch und deshalb wäre es gar nicht schlecht, wenn Sie selbst nächste Woche nach Brüssel fliegen könnten. Wir haben einen mehrere Millionen schweren Vertrag mit dem belgischen Innenministerium, bei dem es um grenzsichernde Systeme geht. Dieser Vertrag läuft zehn Jahre lang und ist so abgefasst, dass er uns einen jährlichen Gewinn in Höhe von fünf Prozent fest zusichert. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Es gibt anonyme Hinweise darauf, dass unsere Tochter in Brüssel den belgischen Staat übers Ohr haut und sehr viel mehr an der Sache verdient. Der anonyme Schreiberling will als nächstes an die belgische Regierung und die Presse herantreten, wenn Schuegraf nicht sofort handelt .«
    »Und, ist was dran an der Sache ?«
    »Fittkau und seine Keferloher Truppe haben sich die Kalkulation der letzten Jahresscheibe angesehen. Unter dem Strich bleiben exakt die vereinbarten fünf Prozent übrig. Auf den ersten Blick ist also alles in Ordnung. Allerdings hat uns der anonyme Schreiber noch einen weiteren Tipp gegeben: Wir sollen uns die Rechnungen eines belgischen Zulieferanten namens International Consulting S.A. genauer ansehen. Kurz gesagt, die belgische Landesgesellschaft betrügt anscheinend nicht nur das dortige Innenministerium, sondern vor allem auch uns, Schuegraf. Es deutet alles darauf hin, dass man bei dem Vertrag eine sehr viel höhere Marge als die fünf Prozent erwirtschaftet, und das überzählige Geld geschickt abschöpft, indem diese dubiose Drittfirma hohe Rechnungen an Schuegraf für irgendwelche technischen Beratungs-Leistungen stellt, die angeblich im Zusammenhang mit dem Projekt erbracht worden sind. Und vermutlich stecken hinter dieser International Consulting hochrangige Schuegraf-Mitarbeiter, die illegal absahnen. Wir müssen das schnell unterbinden und herausfinden, wer dahinter steckt! Bitte nehmen Sie sich der Sache unverzüglich persönlich an !« Sein ehemaliger und zukünftiger Mitarbeiter versprach ihm, sich noch diese Woche persönlich um das belgische Problem zu kümmern. Nach dem Zahlen fragte Nagelschneider abschließend:
    »Nur um meine Neugierde zu stillen: Was haben Sie als guter Analytiker persönlich aus den letzten Wochen gelernt, Glock ?« Anton musste nicht lange nachdenken.
    »Dass Aristoteles im Recht war, als er behauptete, Macht und Verantwortung gehörten untrennbar zusammen. Den Satz habe ich in Schachter-Radigs Buch gefunden. Wir alle haben gerade hautnah miterlebt, was bei Nichtbeachtung dieser Verhaltensregel passiert …«

     
    Wenige Minuten später trennten sie sich. Den Tagesablauf des Vorstandchefs diktierte ein knallhart durchgetakteter Terminkalender, der zwischen einzelnen Terminen kaum Luft ließ. Während Anton Glock danach in Richtung U-Bahn ging und sich bereits
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