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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch
Autoren: Rainer C. Koppitz
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und zwielichtige Leute anwerben konnte, die bei Schuegraf nichts zu suchen hatten. Ich habe dadurch eine große Mitschuld am Tod von Röckl, den schließlich meine eigenen Leute von der Aktiven Eingreiftruppe aus dem Fenster geworfen haben … Das ist unverzeihlich. Ich hätte volles Verständnis, wenn man mich ablösen würde .« Der sonst so sonnige Schachter-Radig wirkte sehr erschüttert bei diesem Fazit, und Glock widersprach ihm nicht. Er ergänzte:
    »Ich selbst – gesetzt den Fall, ich übernähme den Posten eines Tages wieder – würde alle verkrusteten Strukturen aufbrechen, die mich vom Tagesgeschäft der AfU zu sehr abschirmen. Als Erstes würde Frau Kaltfeuer gehen müssen. Ich habe bis heute nicht verstanden, warum es ein Bindeglied zwischen den drei Abteilungsleitern der AfU und Röckl gegeben hat. Was sollte das ?«
    »Irgendwie betrachtete Röckl diesen Teil seiner Aufgabe stets als etwas leicht Anrüchiges. Strategieabteilung, ja. Aber eine Art interner Geheimdienst? Das war ein notwendiges Übel für ihn, und als vorsichtiger Manager alter Schule hielt er da lieber etwas Abstand. Deshalb entglitt ihm die Sache ja auch irgendwann völlig. Übrigens: Wann genau kommen Sie eigentlich zurück? Wir hätten da ein paar prekäre Fälle auf dem Tisch und Fittkau und ich sind uns einig, dass es am besten wäre, wenn …«
    »Im Moment ist wirklich noch nicht einmal sicher, dass ich überhaupt wieder zurückkehre. Ich werde mich morgen mit Nagelschneider treffen und dann werden wir alles Weitere sehen .«
    »Heinrich Nagelschneider hat Ihnen verdammt viel zu verdanken! Ich hoffe doch sehr, es ist ihm bewusst, dass er seinen neuen Vorstands-Chefposten ausschließlich Ihnen zu verdanken hat und Sie fast im Alleingang die Firma vom Geschmeiß des so genannten Paktes gesäubert haben !« Darauf erwiderte Anton Glock lieber nichts, wusste er doch allzu gut um das Fehlen gewisser Wörter im Manager-Duden. Dankbarkeit gehörte dazu. Mitleid, Gnade und schlechtes Gewissen ebenfalls. Dieses Gesetz hatte er in den Anfangsjahren seiner Karriere auf die harte Tour lernen müssen. Zum Abschluss berichtete ihm der studierte Wirtschaftsethiker noch von Frau Nockele. Seine Sekretärin hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten.

     
    »Bist du zufrieden mit dem Ergebnis ?« , wollte Barbara wissen, während sie einen Spaziergang auf der Herreninsel im Chiemsee machten und heftiger Schneeregen die Sicht auf das Festland versaute. Ihrer Frage war anzuhören, dass sie keineswegs zufrieden war.
    »Schuegraf ist jetzt wieder eine Firma, für die es sich arbeiten lässt. Das ist doch schon mal was .«
    »Kroupa sitzt nicht nur nicht im Gefängnis, sondern bekommt als Slowenien-Chef sogar weiterhin Gehalt von Schuegraf. Und die anderen vier Pakt -Mitglieder sind zwar alle entlassen worden, aber keines von ihnen wird irgendwie zur Rechenschaft gezogen für das, was sie getan haben !« Das konnte eine unangenehme Diskussion werden, aber irgendwann musste Anton sie durchstehen.
    »Babs, sie sind allesamt rausgeworfen worden! Kannst du dir vorstellen, was das für diese karrieregeilen Typen bedeutet, plötzlich ohne Job dazustehen ?«
    »Nein, aber dafür kannst du es dir vermutlich umso besser vorstellen !« Das saß. Glock hatte nicht vor, weiteres Öl ins Feuer zu gießen und meinte darum versöhnlich:
    »Mit Nagelschneider an der Spitze wird Schuegraf wieder so arbeitnehmerfreundlich und bedächtig agieren wie bereits während der letzten hundert Jahre. Welt-spitze wird man damit nicht, aber gerade dir müsste das doch eine gewisse Genugtuung sein, Babs? !«
    »Ist es aber nicht! Was hilft das ganze abstrakte Gewäsch von Tradition und gesellschaftlicher Verantwortung, wenn ihr dann, wenn es wirklich ernst wird, Mörder laufen lasst, nur um ein paar Firmengeheimnisse zu wahren ? Wer sagt euch, dass die Brüder und Schwestern nicht noch mal dasselbe machen? Mit ihrem spinnennetzartigen Netzwerk der ehemaligen St. Servatius-Berater weltweit bekommen die im Handumdrehen wieder gut bezahlte Jobs in anderen Firmen. Irgendein Alumni wird ihnen schon den Steigbügel halten. Die lachen sich tot über Schuegraf, das sag ich dir !«
    »Das wirkliche Leben ist komplex, Babs. Man muss Entscheidungen treffen, die nicht nur ein berechtigtes Interesse berücksichtigen, sondern viele Interessen ins Kalkül ziehen. Ein altes Unternehmen wie Schuegraf lebt nun mal von seinem untadeligen Ruf. Der musste unbedingt bewahrt werden. Versuch, das zu
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