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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch
Autoren: Rainer C. Koppitz
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gesetzt wurde. Die zehn Tage Malediven-Aufenthalt hatte er sich mühsam aus dem Terminkalender schneiden müssen.

     
    Der frische Hummer vom Grill schmeckte wundervoll, sie bestellten zur Feier des Abends eine weitere Flasche Champagner und Kurt ließ eine dicke Montecristo-Zigarre in Rauch aufgehen.
    »Erinnerst du dich an den Abend unserer Flitterwochen an der Ostsee, als wir Krabbenomelette und teuren Rheinriesling bis zum Abwinken bestellt haben ?« Beide konnten sich sehr gut daran erinnern, denn die Geschichte erzählten sie sich an jedem Hochzeitstag erneut. Es war eines der in einer Ehe so wichtigen Rituale.
    »Ja, Schatz. Und am Ende hatten wir unser Urlaubsgeld für fünf Tage an einem einzigen Abend auf den Kopf gehauen und lebten die nächsten Tage von Keksen und Apfelsaft – aber herrlich war es! Und wir würden die Köstlichkeiten heute doch gar nicht so genießen, wenn wir nicht auch andere Zeiten gehabt hätten, oder! ?« Sie stießen einmal mehr an, und auch die zweite Flasche war bald geleert.
    »Und morgen«, freute sich Elisabeth und zitierte eine Zigarettenreklame, »mache ich mal, was ich will: Nichts !«
    »Und ich«, kündigte ihr Mann an, »werde mich in die blauen Fluten stürzen und zum Tauchen gehen! Wir haben für die Zeit unseres Urlaubs einen privaten Dive-Guide samt Boot zu unserer Verfügung, den wir jederzeit in Anspruch nehmen können. Ahmed heißt er und ich glaube, er war vor zwei Jahren auch schon hier. Ich habe heute kurz mit ihm gesprochen. Es gibt einen etwas weiter entfernten Tauchplatz namens ›Green Caves‹ mit vielen Höhlen, die innen wegen ihres dichten Bewuchses leuchtend grün schimmern. Und auf dem Riffdach wimmelt es vor lauter Rotfeuerfischen!   Wir brechen sehr früh auf, und ich bin nachmittags wieder zurück .«
    »Mach das – und übermorgen gehen wir dann gemeinsam tauchen !« Beide hatten vor einigen Jahren bei einem Seychellen-Urlaub das Tauchen gelernt und waren seitdem mindestens einmal pro Jahr in die wohltuend stille Welt unter Wasser abgetaucht.
    Lange nach Mitternacht tranken sie einen Espresso, genossen ein abschließendes Glas Cognac und ermöglichten den Kellnern, den mittlerweile letzten Tisch am Strand abzudecken. Die anderen Gäste waren längst in ihren Bungalows oder in der Inselbar verschwunden. Eng umschlungen gingen Kurt und Elisabeth barfuß durch das warme Wasser am Strand zu ihrem Bungalow zurück. Die schlichten goldenen Eheringe, die sie vor über dreißig Jahren gemeinsam ausgesucht hatten, funkelten im Licht des klaren Sternenhimmels.

     
    Am nächsten Morgen um acht klingelte der Wecker und Kurt stand leise auf, um Elisabeth nicht zu wecken. Er griff sich seine Sporttasche und machte sich in Richtung der kleinen Tauchbasis an der gegenüberliegenden Inselseite auf. Das kleine Holzboot lag zum Ablegen bereit am hölzernen Steg, direkt neben der Hütte der Tauchbasis. Drei Flaschen mit komprimierter Luft befanden sich schon an Bord (jeweils eine für den Guide, eine für ihn und eine als Ersatz) und Kurt begrüßte noch etwas müde Ahmed, einen kleinen freundlichen Burschen, mit dem er vorletztes Jahr bereits einmal getaucht war, so weit er sich erinnern konnte. Er verstaute seine Tasche mit dem Tauchjacket, den Flossen, der Brille und dem Atemgerät an Bord, holte noch einen Bleigürtel mit sechs Kilogramm aus der Tauchhütte und signalisierte Ahmed und dem ebenfalls einheimischen Bootsführer, dass er zum Ablegen bereit sei.
    Die Insel Furanafushi war ziemlich in der Mitte des Korallenatolls, die ›Green Caves‹ lagen etwa eineinhalb Stunden Fahrzeit mit dem hölzernen Boot entfernt. Kurt legte sich, nur mit seiner Badehose bekleidet, auf den blau gestrichenen Boden des Bootes, während sie durch das fast unbewegte, türkisblaue Wasser glitten. Ahmed brachte ihm einen Kaffee und besprach mit ihm kurz das heutige Tauchprofil: Das Riff erhob sich nicht über den Wasserspiegel, sondern endete in acht Meter Tiefe. Es war fast kreisförmig und unterhalb des Riffdaches gab es rundum eine senkrechte Steilwand mit vielen Aushöhlungen und Überhängen. In vielen davon fand man einen ungewöhnlichen, intensiv grünen Algenbewuchs, weshalb der Tauchplatz auch ›Green Caves‹ genannt wurde. Sie würden kurz vor der Steilwand vom Boot ins Wasser springen und dann zu zweit, je nach Strömung, im oder gegen den Uhrzeigersinn einmal um das Riff herumtauchen. Maximal achtundzwanzig Meter tief, die schönsten Überhänge befanden sich
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