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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch
Autoren: Rainer C. Koppitz
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um den mit zunehmender Tiefe notwendigen Druckausgleich herzustellen. In drei Metern Tiefe piepste plötzlich sein Tauchcomputer, der sich automatisch bei Wasserberührung und einem gewissen Außendruck aktivierte. Das Piepsen klang unvertraut, fast wie ein Alarm. Er sah auf dem grauen Display das Wort Error blinken. Schlecht, dachte er, denn das Tragen eines funktionierenden Tauchcomputers war absolute Pflicht. Zwar konnte man auch mit Tauchtabellen mühsam berechnen, wie lange man in welcher Tiefe höchstens bleiben konnte, ohne die oft vorkommende tödliche Dekokrankheit zu riskieren. Seit dem Aufkommen der leistungsfähigen Tauchcomputer tat das jedoch kein Mensch mehr. Ahmed hatte das Riffdach bereits hinter sich gelassen und war bereits in etwa zehn Metern Tiefe, als er bemerkte, dass sein Tauchpartner oberhalb geblieben war und den Abstieg abgebrochen hatte. Er stieg etwa zwei Meter wieder auf und sah im klaren Wasser die Zeichen, mit denen ihn sein Partner auf den defekten Computer hinwies. Ahmed überlegte kurz, deutete dann auf seinen eigenen Computer und signalisierte Kurt, das Piepsen zu ignorieren und mit ihm gemeinsam weiter abzusteigen. Kurt verstand. Er würde sich, was ohnehin vorgesehen war, in unmittelbarer Nähe von Ahmed halten, so dass die von dessen Computer ermittelten Werte automatisch auch für ihn gelten würden. Sie stiegen weiter ab. Unmittelbar neben ihnen schoss in zwölf Metern Tiefe ein Schwarm Makrelen vorbei. In dem Licht leuchteten die Fische intensiv blau. Der Steilhang, den sie hinabtauchten, war über und über mit Weichkorallen in den Farben grün, gelb und rot bewachsen, wobei das Rot nur zu sehen war, wenn Kurt den Strahl seiner Tauchlampe darauf richtete. In achtzehn Metern Tiefe kamen die ersten Überhänge, in die Kurt, auf dem Weg nach unten, kurz hineinleuchtete. Er sah nichts Besonderes. Ab etwa sechsundzwanzig Metern Tiefe wurden die Überhänge immer größer und dunkler. Sie stoppten den Abstieg und leuchteten in die Höhlen hinein. Gekonnt schwebten sie im klaren Wasser, das sogar hier unten noch so viel Tageslicht durchließ, dass es trotz der Tiefe heller war als an einem bewölkten Novembertag in München. Die vor ihnen liegende Höhle hatte einen runden Eingang von vielleicht zwei Metern Durchmesser, und im Schein der Lampe sah Kurt den faszinierend leuchtendgrünen Algenbewuchs. Er wunderte sich, woher die Pflanzen das Licht zum Wachstum bekamen. Fische konnte er keine in der Höhle entdecken, aber sein Lampenstrahl kam auch nicht ganz bis ans Ende, da die Höhle innen zunehmend enger wurde und nach etwa drei Metern einen Knick nach rechts machte. Kurt wollte gerade auf gleicher Höhe im Uhrzeigersinn
    weitertauchen, als er bemerkte, dass Ahmed ihm ein kurzes Wartezeichen gab und, ohne mit Flasche oder Flossen die Wände der Höhle auch nur zu berühren, hineinschwamm. Von außen sah er, wie sein Tauchpartner bis zu dem Knick schwamm, dort innehielt und in den verborgenen Teil hineinleuchtete. Nach etwa zwei Minuten schob er sich, eine Wende war in der engen Höhle nicht möglich, vorsichtig rückwärts zurück und wieder aus dem Höhleneingang heraus. Dort machte Ahmed Kurt deutliche Zeichen, in dem er mit beiden Händen am Kopf Antennenwedeln imitierte, sich dann den Bauch rieb und mit den Händen die Zahl zehn zeigte. Kurt verstand: In der Höhle waren an die zehn große Langusten oder Hummer versteckt. Ahmed bedeutete ihm, ebenfalls hineinzuschwimmen. Nur kurz zögerte Kurt, wollte den Tauchguide aber keinesfalls durch Desinteresse enttäuschen. Äußerst ungern schwamm er in Höhlen hinein, vor allem nicht in so enge. Kein vernünftiger Taucher tat so etwas ohne Not. Der Gedanke verursachte ihm ein übles Gefühl in der Magengegend. Unter Wasser ließ es sich jedoch schwer argumentieren, und so gab er Ahmed das OK-Zeichen. Vorsichtig und ebenfalls berührungslos schwebte er also in den dunklen Höhleneingang hinein und bewunderte den grün-
    lichen Belag, der im Licht der Lampe intensiv leuchtete. Vielleicht handelte es sich um eine Schwammart, dachte er. Dann hatte er den Knick erreicht und richtete den Strahl der Lampe in den von außen verborgenen Teil der Höhle. Der Bewuchs hörte hier abrupt auf, und er sah nur nackten Fels. Keine der markanten Antennen von Langusten, keine Hummerscheren. Er leuchtete das Höhlenende noch einmal komplett aus und … In dem Moment spürte er etwas hinter sich, konnte sich auf Grund der Höhlenenge und der sperrigen
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