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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch
Autoren: Rainer C. Koppitz
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auf einen vergnüglichen Abend mit Alois und Volker freute, versuchte er mehrmals vergeblich, Renate auf dem Mobiltelefon zu erreichen. Es tutete ins Leere. Nicht einmal der Anrufbeantworter ihres Telefons meldete sich. Er würde es später noch einmal versuchen. Dann rief er Barbara an und teilte mit, dass er dringend mit ihr sprechen müsse. Er würde gerne die Entendiskussion vom Chiemsee in Ruhe zu Ende führen. Am besten noch vor seinem geplanten Whisky-Abend. Ja, er käme jetzt gleich in ihren Laden nach Neuhausen, und dann könnten sie vielleicht für ein Stündchen in das benachbarte Café Ruffini in der Orffstraße gehen. Anton wusste, dass der vorgeschlagene Treffpunkt seine Frau positiv stimmen würde: Das Ruffini hatte nach Barbaras Meinung seit mehr als zwanzig Jahren als Café und Weinhaus gerade deshalb Erfolg, weil (Anton hingegen glaubte: obwohl) es sechsundzwanzig aktive Gesellschafter, aber keinen einzigen Chef gab. Alles wurde in mühsamer Selbstverwaltung entschieden, was dem erstklassigen Service keinen Abbruch tat. Ein Schluck samtiger Rotwein würde ihm gleich den nötigen Mut einflößen, den seiner Meinung nach kritischen Zustand ihrer Ehe offen anzusprechen. Nach dem großen Reinemachen in der Firma wurde es Zeit, auch mit seiner Frau ein paar klare Worte zu wechseln. Tu’s jetzt !, dachte er. Feuchter Schnee fiel in dicken, unförmigen Flocken vom Himmel. Das Wetter hatte sich entschieden. Unter einem schützenden Türeingang griff er nach seinem Mobiltelefon und schickte Kroupa, seinem schachmatt gesetzten Widersacher, per SMS ein eigens recherchiertes Busch-Zitat zum Abschied: »Bist du wütend, zähl bis vier, hilft das nicht, dann explodier … Grüße nach Slowenien. Anton Glock.« Dieses Kapitel war damit in jeder Hinsicht abgeschlossen. Dann trat er wieder in das dichter werdende Schneetreiben hinaus und klappte den Mantelkragen hoch. Glock schlitterte auf seinen glatten Ledersohlen unbeholfen zur nächstgelegenen U-Bahn-Station am Max-Weber-Platz. Nichts musste lächerlicher aussehen als Büromenschen in glänzenden Lederschuhen, die sich krampfhaft bemühten, im Schneematsch der Welt nicht auszurutschen.

     

     
    E N D E

Nachbemerkung des Autors

     
    Ein Kriminalroman ist reine Fiktion. Auch dieser hier. Aber ebenso, wie in jeder Autobiographie nicht nur Wahrheit, sondern auch ein gutes Stück Dichtung enthalten ist (siehe schon Goethe), so findet sich in einem guten Kriminalroman nicht nur Dichtung, sondern eben auch ein wenig Wahrheit. Was also ist im Machtrausch Dichtung, was ist Wahrheit?

     
    Alle Personen im Roman sind ausnahmslos Erfindungen. Wirklich alle? Nein, ein sehr guter Freund von mir hat dem »Volker Klausing« des Romans nicht nur seinen Namen, sondern sogar ein wenig seiner Biographie geliehen. Dafür gebührt ihm ein herzliches Dankeschön, zumal Volker auch zu diversen Fassungen des Manuskripts immer wieder hilfreiche Anmerkungen eingebracht hat. Die anderen Haupt- und Nebenfiguren haben keinerlei reale Vorbilder, jedenfalls keine, die mir bewusst wären. Vor- und Nachnamen der Personen sind allesamt geklaut, zumeist von lange verstorbenen Münchnerinnen und Münchnern, deren Namen ich auf Friedhöfen eingesammelt habe. Jeder, der sich mit seinem Namen missbraucht sieht, sei herzlich auf einen Whisky im beschriebenen Irish Pub eingeladen! Doch dazu später.

     
    Wie viel von meiner eigenen Person und Persönlichkeit ist in das Buch eingeflossen? Eine ganze Menge natürlich, denn man kann nur Dinge beschreiben, die irgendwie in einem drinstecken. Die wenigsten Menschen sind so eindimensional wie Figuren eines Romans. Meine eigenen Erfahrungen und Weltanschauungen sind auf mindestens vier Protagonisten verteilt: den ehrgeizigen, analytischen Anton Glock, seine wirtschaftskritische und emotionale Frau Barbara, den gelassenen Lebenskünstler Alois Rauch und den ertrunkenen Kurt Beckendorf, der irgendwie einen Weg zwischen Menschenfreundlichkeit und Kapitalinteressen gesucht hat. Der damit jedoch (leider!) untergeht. Wortwörtlich. Eines natürlich hat Anton Glock unmittelbar von mir mitbekommen – private Vorlieben wie Schach, Whisky, Wein, Tauchen. Es ist für den Leser einfach befriedigender, wenn der Autor über Dinge schreibt, von denen er zumindest ein wenig versteht. Gott sei Dank trifft dies nicht auf einen anderen Aspekt des Privatlebens zu – die etwas seltsame Ehe der Glocks, die zumindest Anton gelegentlich als »langweilig« empfindet und die
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