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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf
Autoren: Manfred Bomm
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ist voller Leben, dachte er und sah durch das dunkle Blätterwerk zweier Palmen zu dem anderen Flügel hinüber, aus dem an einer Stelle, unterhalb eines Balkons der ersten Etage, tagsüber ein Wasserfall sprudelte. Er konnte diesen Bereich des Gebäudes nur mühsam erkennen und überlegte sich, ob es angenehm war, dort zu wohnen und dem Rauschen des Wassers so nah ausgesetzt zu sein.
    Während er darüber nachsann, staunte er, dass gerade in diesem Augenblick aus diesem Zimmer oberhalb des Wasserfalls ein Lichtschein auf den Balkon fiel. Dort muss ebenfalls jemand wach geworden sein, dachte er und behielt diesen Teil des Gebäudes im Auge. Doch weil sich der zugezogene Vorhang nicht bewegte und auch niemand auf den Balkon heraustrat, wandte er sich wieder davon ab. Vermutlich war nur jemand auf die Toilette gegangen.

    »Das war knapp«, konstatierte Häberle erschöpft, als er mit Watzlaff in den späten Abendstunden wieder im großen Büro der Sonderkommission eingetroffen war. Kugler hatte sich von den Einsatzkräften widerstandslos wegbringen und zu einem etwa 200 Meter entfernten Forstweg geleiten lassen. Dort wurde er von einem geländegängigen Fahrzeug der Feuerwehr erwartet und ins Tal zum Rettungswagen des Roten Kreuzes gebracht. Ein Notarzt stellte fest, dass sich Kugler psychisch und physisch in äußerst schlechter Verfassung befand. Immerhin war der Mann jetzt seit nahezu 36 Stunden umhergeirrt. Wo er sich genau aufgehalten hatte, spielte für Häberle keine Rolle mehr.
    »Soweit wir jetzt wissen«, erklärte er der nahezu vollständig anwesenden Mannschaft der Sonderkommission, »sollte Kugler auf infame Weise aus Rimmelbach vertrieben werden. Mompach hat seine Angestellte Sandra Kowick dazu gezwungen, ihren Sohn die Geschichte von der sexuellen Belästigung erzählen zu lassen.« Häberle goss Mineralwasser in ein Glas. »Übrigens eine sehr kühne Aktion, wie ich finde. Denn der Manuel machte ja nicht gerade den Eindruck, ein guter Lügner zu sein. Umso überraschender für mich, wie ein Gutachter gerade daraus den Schluss ziehen konnte, dass der Bub viel zu wenig Fantasie habe, um so eine Geschichte zu erfinden.«
    »Die drehen ’s halt hin, wie’s ihnen in den Kram passt«, mokierte sich ein Beamter.
    »Und beinahe hätte es geklappt – ein Mord ohne Mörder, wie das der Herr Mompach wohl bestens versteht.«
    »Aber wieso macht die Frau Kowick so was mit?«, wurde eine Stimme laut, »war sie dem Mompach denn so hörig, dass sie sich zu so einer Anschuldigung hinreißen ließ? Der Pfarrer soll doch einer der wenigen gewesen sein, die ihr nach der Scheidung von ihrem Mann zur Seite standen.«
    »Sobald sie vernehmungsfähig ist, wird sie uns mehr dazu sagen können. Hoffe ich jedenfalls.«
    »Oder der Mompach«, meinte ein anderer, »denn der hat doch – wenn ich es richtig sehe – seine wichtigste ›Verbündete‹ im Kampf gegen den Pfarrer eiskalt umbringen wollen – und zwar samt deren Sohn. Das hat doch nur deshalb nicht ganz geklappt, weil die Sandra Kowick ausgerechnet in dieser Nacht bei seiner Frau war.«
    »Richtig«, bestätigte Häberle. »Was schließen wir daraus?«
    »Dass wir vielleicht bisher nur die Spitze des Eisbergs kennen. Es gibt noch verdammt viel zu tun.«
    Doch jetzt musste auch Häberle erst mal schlafen.

    In Hua Hin graute der Morgen. Gegen sechs Uhr erhob sich die Sonne aus der sanften Bewölkung, die sich am Osthimmel über dem Meer gebildet hatte. Über der Tropenlandschaft des Hotelgartens lag noch die friedliche Stille der Nacht. Ein paar exotische Vögel zwitscherten oder kreischten, dazwischen war das gurgelnde Schlürfen von den Überlaufrinnen des Bachlaufes zu hören.
    Die Lichter erloschen und im Restaurant, das zum Garten hin geöffnet war, wurde das Frühstück vorbereitet.
    Zwei dunkelhäutige Männer gingen mit kescherartigen Vorrichtungen am Bachlauf des Pools entlang, um abgestorbenes Laub abzufischen, das gemächlich auf dem Wasser trieb. Jeden Morgen, gleich nach Sonnenaufgang, waren sie auf diese Weise damit beschäftigt, Verschmutzungen zu beseitigen. Wenn die ersten Gäste an den Pool kamen, musste er makellos sauber sein.
    Einer der Männer folgte pfeifend dem schmalen Weg, der über eine geschwungene Holzbrücke den Bachlauf querte. Aus dem glasklaren Wasser schimmerten die blauen Fliesen als paradiesisch anmutender Kontrast zu den unzähligen Grünschattierungen der tropischen Pflanzen.
    Der Mann mit dem Laubkescher warf nur einen
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