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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf
Autoren: Manfred Bomm
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abenteuerlich.«
    »So?« Häberle hatte hinter seinem Schreibtisch Platz genommen und sofort das vorgelegte Mail lesen wollen. »Was denn noch?«
    Linkohr zog einen Stuhl zu sich heran und setzte sich. »Sie haben seinen Tresor im Hotelzimmer geöffnet und eine Liste mit Nummern von Dollarscheinen entdeckt. Und jetzt kommt’s: Das sind alles 50-Dollar-Noten, die Mompach gestern Vormittag bei der Bangkok Bank abgeholt hat. Insgesamt eine halbe Million US-Dollar.«
    Häberle musste das Gehörte ein paar Sekunden lang gedanklich verarbeiten. »Und das Geld ist weg?«
    »Sieht so aus«, erwiderte Linkohr. »Die Behörden in Hua Hin haben eine Obduktion der Leiche angeordnet. Offenbar ist Mompach nicht einfach so ertrunken.«
    »Wir müssen sofort Kontakt aufnehmen«, entschied Häberle, wohl wissend, dass dies nur über die Staatsanwaltschaft, das Bundeskriminalamt und die Botschaft erfolgen konnte. Aber im Zeitalter elektronischer Kommunikationsmittel wurden manchmal sogar bürokratische und sprachliche Barrieren erstaunlich schnell bewältigt. Sie durften ohnehin keine Zeit mehr verlieren. »Igor«, gab er das Stichwort. »Igor Popow. Die Thailänder müssen ihn finden.«

25
    Arnold Kowick war verärgert, als ihn Linkohr und Vanessa in der Mittagspause an seinem Arbeitsplatz in Ulm aufsuchten. Ziemlich lustlos hatte er ihnen zuvor am Telefon den Weg zu der Kfz-Werktatt geschildert, in der er arbeitete. Sie lag abseits der B 30 im Donautal.
    »Mein Kind ist tot und Sie geben keine Ruhe«, flüsterte er den beiden Besuchern zu, die er auf dem Gehweg abseits des Betriebes erwartete. Er akzeptierte den Vorschlag, zu ihnen in den Audi zu steigen, um dort das Gespräch zu führen. Kowick schüttelte seinen Arbeitsanzug ab, als wolle er vermeiden, das Polster des Wagens zu beschmutzen, und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Vanessa stieg hinten ein.
    »Ich hab Ihnen doch schon alles gesagt«, murrte Kowick genervt. »Glauben Sie, ich steck den Tod des Kleinen einfach so weg? Nur, weil ich nicht in Tränen ausbreche? Noch weiß ich nicht mal, wann die Beerdigung sein kann. Sandra …, Sie wissen schon …« Er wollte es nicht aussprechen, dass sie von Manuels Tod noch gar nichts erfahren hatte.
    »Auch uns geht es um Manuel«, kam Linkohr leise zur Sache. Er hatte sich vorgenommen, gleich deutlich zu werden. Jetzt war keine Zeit mehr, auf Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. »Ich muss es Ihnen leider vorhalten, Herr Kowick: Sie haben uns verschwiegen, was Ihnen gestohlen wurde.«
    Kowicks Gesichtszüge veränderten sich und er sah die beiden Personen nacheinander an. Er roch nach Öl und Benzin.
    Auch Vanessa blieb hart: »Die Akte Ihres Kindes nämlich. Und wir können Ihnen sagen, wo sie ist: bei Igor Popow.«
    Kowick atmete schwer und klammerte sich an das Polster des Sitzes.
    »Igor war nicht an irgendwelchen Akten interessiert, sondern er hat gezielt nach etwas gesucht, das beweisen sollte, was er von Hartmann wusste«, machte Linkohr weiter.
    »Ja«, ergänzte Vanessa schnell, »etwas, mit dem auch Hartmann seinen Freund Mompach ganz schön in die Klemme hätte bringen können. Und das jetzt, nach dem Tod Hartmanns, vielleicht auch Igor für sich nutzen konnte.«
    Arnold Kowick biss sich auf die Unterlippe. Er drehte sich nach vorne und blickte durch die Windschutzscheibe in den trüben Novembertag hinaus. Die Straße verlor sich im aufziehenden Nebel.
    Linkohr gewährte ihm eine kurze Bedenkzeit, um dann ruhig anzumerken: »Es wäre jetzt an der Zeit, endlich zu sagen, welche Rolle der kleine Manuel gespielt hat.«

    »Und wo ist jetzt das Geld hin?«, fragte ein Kriminalist aus den Reihen der Sonderkommission.
    »So wie es aussieht«, resümierte Häberle, »hat er es einem Erpresser in den Rachen werfen müssen. Weshalb hebt er diese immense Summe sonst bar ab und notiert sich die Nummern der Scheine? Sein Aktenkoffer, mit dem er das Geld offenbar in der Bank abgeholt hat, ist weg, das Geld ist nicht auffindbar und er liegt tot im Pool. Entweder ist er den Forderungen nicht voll und ganz nachgekommen oder er hat den Helden spielen wollen, wurde deshalb brutal niedergeschlagen, ist in den Pool gefallen und ertrunken.«
    Ein weiterer Beamter betrat den Raum und hielt ein Blatt Papier hoch: »Unsere Verbindung zu den Kollegen in diesem thailändischen Nest funktioniert ziemlich gut – keiner hätt’s gedacht. Sie haben schon wieder eine Nachricht geschickt. Mompach ist weder an den Folgen der Verletzungen noch
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