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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf
Autoren: Manfred Bomm
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kurzen, prüfenden Blick über das Holzgeländer der Brücke – doch dann bemerkte er im Augenwinkel etwas, was dort unten nicht hingehörte: einen Schuh. Er blieb stehen, bückte sich über das Geländer und war für den Bruchteil einer Sekunde nicht fähig, das Gesehene zu realisieren. Ein Schuh – doch je weiter er sich bückte, desto mehr nahm das Entsetzliche Gestalt an: Da war auch ein Bein. Zwei Beine. Ein Mensch. Unter der Brücke lag ein Mensch im Wasser.
    Der Mann warf seinen Kescher beiseite, rannte um die Brücke, rutschte zwischen dem tropischen Bewuchs auf weichem Erdreich aus und stürzte mit den Füßen voraus ins Wasser, das ihm bis zur Brust ging.
    Unter der Brücke, deren Rundbogen sich nur einen halben Meter über das Wasser erhob, lag ein Mensch. Mit dem Gesicht nach unten, zwischen großen Ufersteinen eingekeilt.

    Häberle hatte traumlos geschlafen. »Wie ein Stein«, grinste er seiner Frau Susanne beim Frühstück zu.
    »Aber ganz ist euer Fall noch nicht geklärt«, kommentierte sie seine Schilderungen des vergangenen Tages. Sie konnten oft stundenlang über Ermittlungsergebnisse diskutieren, was Häberle als äußerst angenehm empfand. Denn seine Frau sprach als Außenstehende oftmals Dinge an, die ihm, da er so eng mit dem Fall verknüpft war, bis dahin gar nicht aufgefallen waren. Außerdem war er seiner Susanne wieder einmal unendlich dankbar, dass sie seinen Job ohne Wenn und Aber akzeptierte, auch wenn er manchmal nächtelang nicht heimkam.
    Auch jetzt nahm sie wieder großen Anteil an seinen Problemen. »Der Kugler ist also rehabilitiert«, stellte sie fest. »Aber ganz so einfach wird er das nicht wegstecken. Ein Vertrauensverhältnis kann sich in Rimmelbach wohl nicht mehr entwickeln.«
    »Das denke ich auch, aber der Kugler ist auch schon der Pensionsgrenze nahe, vermute ich.«
    »Wie du«, erinnerte ihn Susanne, doch Häberle wollte zu diesem Thema jetzt nichts sagen.
    »Aber warum«, sinnierte sie weiter und strich Marmelade aufs Brot, »sollte Mompach so großes Interesse daran gehabt haben, Frau Kowick und ihren Sohn umzubringen?«
    »Das ist noch genau so rätselhaft wie Igors Rolle, der dubioserweise zur selben Zeit verschwindet wie Mompach«, entgegnete Häberle.
    »Und Manuel? Du sagst, die Mutter habe Frau Mompach berichtet, die Akte des Kindes sei gestohlen worden – und zwar ihrem geschiedenen Ehemann, der das aber wohl verheimlichen wollte.«
    Häberle durchzuckte ein Gedanke. »Und genau so ein Ordner ist bei Igor aufgetaucht, allerdings ohne bedeutsamen Inhalt.«
    »Der Igor«, meinte Susanne lächelnd, »hat sich davon vielleicht was versprochen.«
    »Die Frage ist nur, was«, grübelte Häberle.
    »Vielleicht ist dieser junge Russe viel stärker in die Sache verwickelt, als ihr alle bisher angenommen habt. Ihr habt euch bei ihm viel zu sehr von seinen Frauengeschichten beeindrucken lassen.« Sie lächelte. »Dabei ist er möglicherweise nahtlos in die Fußstapfen seines Chefs Hartmann getreten, als der tot war.«
    Häberle musste an den Pfeil denken, den ihm Frau Mompach präsentiert hatte. Und an Igors Pfeil und Bogen. Hatte der junge russische Migrantensohn im Wald Schießübungen gemacht und womöglich eines Tages auf Mompach geschossen, ihn aber nicht getroffen? Oder ihn nur einschüchtern wollen? Vielleicht aus Rache dafür, dass Mompach den Hartmann in den Selbstmord getrieben hatte?
    Aber wo war zwischen all dem dann Manuel einzustufen?
    Der elektronische Rufton des Telefons zerriss die entstandene Stille. Häberle griff nach dem Hörer, meldete sich und lauschte. »Ach«, entfuhr es ihm kurz. »Okay, ich bin in 20 Minuten da.«
    Das Frühstück war beendet. »Das Bundeskriminalamt hat uns verständigt. Es gibt wohl in Thailand einen Toten, der zu unserem Fall gehört.«

    Über Botschaft und Bundeskriminalamt war ein langes Mail eingegangen. Der Inhalt wies unzählige Rechtschreib- und Grammatikfehler auf und schien in aller Eile übersetzt worden zu sein.
    Häberle hatte es bei seinem Eintreffen bereits in ausgedruckter Form vor sich liegen. »Da haut’s dir ’s Blech weg«, kommentierte Linkohr, der es gemeinsam mit Vanessa bereits gelesen hatte. »Es ist Heiko Mompach, der im Hotelpool ertrunken ist. Mit Verletzungen, die vermuten lassen, dass ein Kampf stattgefunden hat. Sie seien aber nicht ursächlich für den Tod gewesen, wird vermutet. Aber was die Kollegen in Thailand vor zwei Minuten noch nachgereicht haben, klingt ziemlich
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