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Macht der Toten

Macht der Toten

Titel: Macht der Toten
Autoren: Marcel Feige
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Handlungslöchern oder gar logischen Fehlern zu stehen. Bevor ich daher eine Geschichte beginne, entwickle ich die einzelnen Handlungsebenen von Anfang bis Ende durch. Was nicht heißen soll, dass ich beim Schreiben dann nicht doch gelegentlich von meinem Konzept abweiche, aber… wie gesagt, das geschieht eher selten, weil die Vorarbeit recht komplett und ausführlich ist.
    Seit Dan Browns »Sakrileg« sind Thriller im Umfeld der katholischen Kirche ja angesagt. Haben Sie diesen Handlungsstrang ganz bewusst mit eingewoben, um Ihre Trilogie an den Zug anzuhängen, oder lag das Manuskript bzw. die Idee schon zeitlich vor dem Überraschungserfolg Browns vor?
    Marcel Feige: Die Idee zur »Inferno«-Trilogie entstand schon, bevor Brown so erfolgreich wurde. Aber ich gebe zu, es war für »Inferno« von Vorteil und sorgte dafür, dass ich den kirchlichen Aspekt später ein bisschen akzentuierter in die Geschichte einfügte, als es ursprünglich geplant war…
    Sie haben Bücher über Tätowierungen, über Piercing, Techno und das Milieu geschrieben – alles Versatzstücke, die auch in Ihrem Roman eine gewichtige Rolle spielen. Aber auch die katholische Kirche nimmt einen gewissen Platz im Roman ein – auch in Ihrem Leben?
    Marcel Feige: Ich bin im Alter von 18 Jahren aus der Kirche ausgetreten – noch so eine Entscheidung gegen die Tradition und Bürgerlichkeit unserer Gesellschaft. Im Übrigen bin ich in Kevelaer aufgewachsen, einem großen Wallfahrtsort am Niederrhein. Ich habe dort lange Jahre als Journalist gearbeitet und dabei einen tiefen Einblick in die Kommerzialität erhalten, mit dem der »Glaube« vermarktet wird, und in die Scheinheiligkeit, mit der die Leute »glauben«…
    Man merkt dem Roman an, dass viel Herzblut, viel Leidenschaft hineingeflossen ist. Sie zeichnen das Bild einer dekadenten Gesellschaft, in der Außenseiter, Menschen, die anders als der Durchschnitt aussehen mit Argwohn betrachtet, ja, ausgegrenzt werden. Fühlen Sie sich ausgegrenzt?
    Marcel Feige: Nein, ich fühle mich überhaupt nicht ausgegrenzt. Im Gegenteil: Ich empfinde mich seit vielen Jahren als ein Teil der Techno-Szene sowie der Tattoo- & Piercing-Szene und suche darüber hinaus immer die Nähe zu Menschen, die ihre Lebensentwürfe – ich sage mal – »extremer« gestalten (Stichwort Prostitution, Milieu, SM). Mag sein, dass da der eine oder andere nur den Kopf schüttelt und nichts mit mir zu tun haben möchte. Aber dem kann ich nicht helfen.
    Ihre Handlung spielt auch in Berlin. Das Bild der Metropole, in der Sie selbst leben, erscheint mir als Leser ein wenig ambivalent. Eine Art Hassliebe – stimmt das?
    Marcel Feige: Nicht wirklich. Berlin ist eine faszinierende Stadt, vielleicht die einzige Großstadt, die wir in Deutschland haben – neben Hamburg vielleicht… In Berlin gibt es alles und noch viel mehr. Vieles von dem, was anderswo längst »ausgestorben« ist: Hippies, Punks, Rocker, Technos; hier trifft sich die Filmbranche, die Musikbranche, Berlin ist politische Hauptstadt, außerdem die einzige Stadt, die keinen Sperrbezirk hat; es besitzt unzählige Programmkinos, einen Haufen In-Viertel mit Massen von schnuckeligen Bars und Kneipen (mit unglaublich leckeren Cocktails) und direkt daneben riesige Grünanlagen mit Parks und Wäldern (mitten in der Stadt!), in denen ich stundenlang mit meinem Hund Gassi gehen kann. Ich möchte gegenwärtig gar nicht woanders leben.
     
    © Carsten Ruhr 2005/2006, mit freundlicher Genehmigung.
     
    Werkstattbericht
    Wie es zu INFERNO kam…
     
    Schreiben, Lesen und die Musik – diese drei Komponenten genießen einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Es verbindet sie – wie ich finde – sehr viel miteinander: Hat man sich einmal in ihnen verloren, ist es schwer, wieder rauszukommen.
    Zugegeben, ich war schon immer skeptisch, was das Schreiben übers Schreiben betrifft. In meinen Bücherregalen, die meinen Arbeitsplatz in Berlin umgeben, findet sich ein Regal, in dem ausschließlich Bücher übers Schreiben stehen. Titel wie Kreativ schreiben, Wie ich einen verdammt guten Roman schreibe, Von Beruf Schriftsteller und Handbuch für Autorinnen. Ich habe keines davon gelesen. Theorie ödet mich an. Ich schreibe, seit ich die Buchstaben A und B auseinanderhalten kann. Als ich 15 Jahre alt wurde, begann ich für lokale Zeitungen zu schreiben. Die Redakteure dort waren mir gute Lehrmeister. Später, während meines Volontariats bei verschiedenen Tageszeitungen, waren es strenge
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