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Macht der Toten

Macht der Toten

Titel: Macht der Toten
Autoren: Marcel Feige
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nicht gerne mit dem Tod beschäftigen, ist bekannt. In der Horrorliteratur ist der Tod allerdings schon immer ein Thema gewesen. Vielen bekannten Romanen liegt das Credo zugrunde: »Wir alle müssen irgendwann sterben.« Ich selbst habe mich eine Zeit lang mit dem Tod beschäftigt. Ich habe als Chefredakteur das VDT-Journal betreut, ein Magazin, dass sich auf kultureller, gesellschaftlicher, historischer Ebene mit dem Tod und dem Umgang der Menschen mit dem Tod auseinandersetzte. Das war eine sehr interessante Zeit und Erfahrung, die heute bisweilen auch in meine schriftstellerische Arbeit einfließt.
    In Band 1, »Ruf der Toten«, sagen Sie: »Ich habe die Kraft und die Leidenschaft, die verlogene Poesie bürgerlicher Wunschvorstellungen zu zerstören und sie zu ersetzen durch etwas, das ehrlicher ist, obszön und vulgär.« Wollen Sie das um sich greifende Spießertum entlarven?
    Marcel Feige: Ich weiß nicht, ob das Spießertum um sich greift. Und wenn, ist es meine Aufgabe, es zu entlarven? Jeder soll so leben, wie er es für sich als richtig empfindet. Ich habe mich vor langer Zeit entschlossen, einen Weg jenseits dessen zu wählen, was gemeinhin als bürgerlich oder traditionsbewusst bekannt ist: Tattoos, Piercings, abgefahrene Technoclubs von abends 11 Uhr bis zum nächsten Morgen um 10 Uhr, dazu schreibe ich Bücher über Themen, die für viele nichts mit Bürgerlichkeit zu tun haben: Prostitution, SM. Aber das ist mein persönliches Ding. Ich will niemanden davon überzeugen oder gar etwas entlarven.
    Wo und wie haben Sie für den ersten Band recherchiert?
    Marcel Feige: Für »Ruf der Toten« habe ich eigentlich nicht sehr viel recherchieren müssen. Wie ich schon sagte, ich habe die Geschichte in ein Umfeld gebettet, das meinem eigenen sehr ähnlich ist. Alles das, worüber ich geschrieben habe, kannte ich also quasi aus dem Effeff…
    Während Inferno 1 fast ganz im Zeichen des großstädtischen Molochs Berlin stand, nimmt die Metropole im zweiten Band eine eher untergeordnete Rolle ein. War das für Sie ein anderes Arbeiten, als wenn Sie quasi über Ihre Stadt, die Sie in- und auswendig kennen, schreiben?
    Marcel Feige: Natürlich ist es leichter, wenn man – wie ich über Berlin – über eine Stadt schreibt, die man in- und auswendig kennt. Aber seit Karl May wissen wir ja, dass es durchaus möglich ist, eine Stadt oder ein Land anschaulich zu beschreiben, ohne diese jemals mit eigenen Füßen betreten zu haben.
    London, eine der Britischen Inseln und Rom sind ja ganz andere Handlungsorte als Berlin. Wie haben Sie recherchiert – haben Sie die beiden Hauptstädte besucht?
    Marcel Feige: Ich war bereits mehrfach in London, hatte vor einigen Jahren sogar mal vor, meinen Wohnsitz komplett dorthin zu verlegen. Damals habe ich einige Zeit in der britischen Metropole verbracht. Insofern ist sie mir nicht mehr ganz so fremd. Was die Britischen Inseln und Rom betrifft, sie habe ich tatsächlich nicht besuchen können, leider. Insofern war eine Menge Recherche vonnöten.
    Mit der verstärkten Wandelung des Handlungsortes ging auch eine Verschiebung von Ihrem Protagonisten Philip zu der in England beheimateten Beatrice einher. Nun ist diese sowohl von ihrem Charakter als auch ihrer ganzen Anlage her ein ganz anderer Typ als Philip. Sie ist braver, introvertierter, nicht der aufsässige Rebell. Hier mussten Sie beim Schreiben sich sicherlich umgewöhnen, neue Schwerpunkte setzen?
    Marcel Feige: Nicht wirklich. Beatrice wurde bereits in Band 1 sehr ausführlich vorgestellt, sie war mir und dem Leser also nicht fremd. Außerdem hat es in meinen Augen keine Verschiebung gegeben, sondern eher ein Aufschluss… Beatrice und Philip stehen – was ihre Funktion als Protagonisten betrifft – in Band 2 ebenbürtig nebeneinander.
    Wer stand für Beatrice Pate? Repräsentiert sie vielleicht Ihre weibliche Seite, wie die Psychologen sagen?
    Marcel Feige: (lacht laut) Netter Versuch einer Interpretation. Aber diese Fragen sollten tatsächlich Psychologen beantworten, wenn sie sich näher mit der »Inferno«-Trilogie auseinandersetzen. So sie es denn tun…
    Inwieweit wussten Sie die Handlung vor Beginn der Reihe? War alles durchgeplant, oder lassen Sie sich von Ihrer Handlung mitreißen?
    Marcel Feige: Es kommt durchaus vor, dass ich mich von meiner Handlung mitreißen lasse. Aber das passiert eher selten. Ich bin ein Ordnungsfanatiker vor dem Herrn und mag es gar nicht, im Verlauf einer Geschichte unvermittelt vor
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