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Macht der Toten

Macht der Toten

Titel: Macht der Toten
Autoren: Marcel Feige
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dienstags eine absonderliche Begegnung hat, im nächsten Kapitel Beatrice’ Unglück montags geschildert wird. Das ist natürlich Unsinn. So kann es passieren, dass ich die Kapitel über Tage hin und her schiebe, nicht selten Kapitel inhaltlich verändern muss, weil ich merke, dass die eine oder andere Aktion eines Protagonisten im Zusammenspiel mit anderen plötzlich Nonsens ergibt. Doch am Ende passt dann alles 100-prozentig.
    Kapitel für Kapitel hefte ich dann in einem Ordner ab, mit Massen von Notizen, Ergänzungen und ersten Formulierungen.
    Erst dann beginnt das Handwerk. Ich schreibe. Das Schwierigste ist der erste Satz. Der erste Absatz. Das erste Kapitel. Für mich sind sie in der Regel die größte Hürde. Denn sie sollen den Leser in die Handlung entführen, mit den Protagonisten vertraut machen und möglichst nicht mehr loslassen. Ist diese Hürde geschafft, läuft es flüssig. Kapitel für Kapitel. Allerdings – und das ist das Besondere – nicht Kapitel für Kapitel, wie es der Leser später lesen wird, in abwechselnden Handlungsebenen, im Gegenteil, ich schreibe NUR für eine Person. Zuerst schreibe ich Philips Geschichte in Berlin. Spannend, wie die Geschichte sich entwickelt. Und ich kann eine gewisse Genugtuung nicht unterdrücken. So ungetrübt wird der Leser die Abenteuer Philips nachher nicht mehr lesen können. Immer wieder wird er an einem Cliffhanger stehen und sich ärgern. Wie geht die Geschichte bloß weiter?
    Genauso gehe ich dann für die Handlung der zweiten Hauptperson, Beatrice in London, vor. Abermals Kapitel für Kapitel nehme ich mir ihre Geschichte vor. Dann die dritte, die vierte und die fünfte Hauptperson. Freilich kann es immer wieder vorkommen, dass sich in der Handlung was ändert. Viele Autoren berichten davon, dass ihre Hauptpersonen machen, was sie wollen, sie quasi beim Schreiben keinen Einfluss auf sie haben.
    Hallo? Was sind denn das für Figuren? Und wer ist hier der Autor? Also, mir passiert das selten. Aber okay, wer mich kennt, der weiß, ich bin Pedant. Ein Ordnungsfanatiker. Ich muss alles bis ins Detail planen. Ich wäge im Vorfeld vieles sorgsam ab. Vor allem beim Schreiben. Insofern bleibt den Figuren nur wenig Raum für Eigenständigkeit. Ist aber nicht schlimm. Denn nur so handeln sie überlegt. Wäre doch schlimm, wenn mein Held von einem Fettnapf in den nächsten tritt, weil er unbelehrbar ist. Solche Leute gibt es ja. Aber in einem Roman dann doch eher selten.
    Erst dann, wenn die Handlungsstränge aller Personen komplett geschrieben sind, mische ich die ausformulierten Kapitel nach meinem ursprünglichen Gerüst. Stets darauf achtend, dass auch wirklich der zeitliche Rahmen stimmt. Meist tut er das.
    Wie schreibe ich? Ich finde, ein Thriller sollte eine spannende Geschichte werden. Logisch, sonst wäre es ja auch kein Thriller. Mein Grundprinzip ist: Es soll was passieren. Ich neige dazu, cineastisch zu schreiben. Das heißt, ich schreibe eine Geschichte, als würde ich einen Film gucken. Was wiederum bedeutet: Es muss was passieren. Das heißt nicht, dass es keine Passagen gibt, in denen man verschnaufen kann, durchatmen und das Erlebte verarbeiten. Diskussionen und Gespräche der Protagonisten sind durchaus erlaubt. Reflexion. Aber die Bilder müssen trotzdem vor dem Auge des Lesers voranschreiten. Zähflüssigkeit ist mir zuwider. Das langweilt.
    Meinem Lektor, Hannes Windisch, gefällt diese Erzählweise. Bei unseren Diskussionen über das Manuskript fiel wiederholt der Name James Patterson, der in seinen Alex-Cross-Krimis bekanntlich die Kapitel schneller wechselt als deutsche Politiker ihre Versprechen – und das soll schon was heißen. Patterson erzeugt mit dieser Form des Erzählens eine atemlose Spannung. Man fliegt förmlich über die Seiten hinweg und legt das Buch erst dann zur Seite, wenn man das Ende erreicht hat. Ich lese Patterson sehr gerne, und ich glaube, ein bisschen hat das auf mich abgefärbt. Ich erzähle ähnlich, sagt man mir zumindest. Das ist für mich ein großes Lob.
    Ich arbeite seit 15 Jahren an Apple Macintosh. Damals war es ein Zufall, dass ich durch einen befreundeten Kollegen in einer Redaktion von Apple erfuhr. Zuvor hatte ich an einem PC von Schneider gearbeitet, der noch unter MS-DOS lief, schwarzer Monitor, grüne Schrift, Basic-Programmierung. Grauenhaft!
    Am Apple gefiel mir auf Anhieb die benutzerfreundliche Oberfläche, die Einfachheit, mit der man ihn bedienen konnte. Ich kaufte mir selbst einen Mac, damals
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