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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht
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einfach geht das nicht!«
    Er stützte sich mit den Ellbogen auf die Theke und kratzte sich in der Hand. Sie ähnelte einer Schaufel. »Bald krieg ich von einem meiner Händler Geld. Dann kauf ich‘s mir. Vieh, verfluchtes. Er hat gesagt, ich muss noch warten ... Na, meine Leutchen helfen mir. Dann schlage ich zu. Schon bald.«
    »Seid ihr immer noch nicht verheiratet? Du und Sweta, meine ich?«
    »Gib mir ‘ne Zigarette. Was rauchst du?«
    »Pall Mall Light.«
    »Spießerfluppen.«
    »Jetzt hör aber auf!«
    »Bloß Spießer rauchen Pall Mall.«
    »Dann bin ich also ein Spießer.«
    »Echte Kumpel rauchen Marlboro in der Silberpackung.«
    »Wann hab ich gesagt, ich wär ein echter Kumpel? Und deine Marlboros sind Scheiße.«
    »Sag das ja nicht in Anwesenheit meiner Kumpel! Du blamierst mich ja. Sitzt da mit so einem Gesocks herum und rauchst Pall Mall ... Was ist los mit dir?«
    »Wieso Gesocks? Das sind Journalisten. Ziemlich bekannte.«
    »Genauso bekannt wie du?«
    Er sagte noch einmal: »Zwei Bier!« Erzählte, dass er seine Lebensmittel im »Super Siva« kaufe. Ein gutes und sehr teures Geschäft. Bloß ziemlich weit draußen. Dafür sei das Essen das beste in der Stadt. Und Sweta gefalle es sehr. Nur eben die weite Anfahrt.
    »Macht nichts, bald haben wir ein Auto. Bald schon. Vieh, verfluchtes.«
    Er hatte eine merkwürdige Art, das Gespräch in Gang zu halten. Man stellte ihm eine Frage, und anstelle einer Antwort kratzte er sich mit der linken Hand in der Innenfläche der rechten, verzog den Mund, sah nach rechts und links, nahm einen Schluck aus seinem Glas und begann von etwas ganz anderem zu reden. Wenn ich den Typ nicht schon hundert Jahre gekannt hätte, hätte ich geglaubt, ich hätte einen echten, gefährlichen Gangster vor mir.
    »Also, ich mach mich auf die Socken. Was machst du nach dem Konzert?«
    »Weiß noch nicht.«
    Schutt bewegte die Schultern.
    »Sollen wir zu mir fahren? Dann kann ich dir Swetka zeigen.«
    »Bist du mit deinen Kompagnons hier?«
    »Hm, ja.«
    »Mal sehen. Ich sag euch noch Bescheid.«
    * * *
    Das Interessanteste ist, dass ich es war, der Schutt mit seinen Kompagnons bekannt gemacht hat. In jenem Sommer brachte er aus Alexandria ein belgisches Maschinengewehr mit und suchte nach einer Möglichkeit, es abzusetzen.
    Das Gewehr war nagelneu und gründlich eingefettet. Ein massiver Korpus, ein bequemer Griff. Plus zwei Magazine mit Patronen. Wie Schutt es ins Land geschmuggelt hat, weiß ich nicht. Obwohl er es vermutlich fertig brächte, eine Herde dressierter Elefanten auf seinem Schiff zu verstecken. Vor dem Gewehr hatte er eine stattliche Menge Opium eingeschmuggelt. Mehrere Monate lag das Päckchen bei ihm zu Hause im Wäscheschrank herum. Seine Mutter schimpfte, dass das Opium scheußlich stinke. Schließlich fuhr er damit zum Prawobereschny-Markt und verkaufte es. Erstaunlich, dass der Käufer kein Agent der Drogenbehörde war.
    Ein Treffen mit den Kompagnons wurde in einer Blini-Stube an der Gagarinskaja anberaumt. Hier wurden kleine Blini angeboten, die mit gesunden und schmackhaften Kräutern aus dem Altai gefüllt waren. Damals waren alle ganz verrückt auf vegetarisches Essen. Die Art, wie die Blini unter dem Messer auseinander glitten, hatte etwas Vaginales. In diese Blini-Stube ging die gesamte Boheme des Viertels. Einige Male saß ich mit einem Schauspieler am Tisch – ich weiß nicht mehr, wie er heißt – , er hat in dem Film »Mein Mann ist ein Extraterrestrischer« mitgespielt. Das Geld musste man wie in Pariser Cafes einfach auf dem Tisch liegen lassen.
    Es war an einem Sommerabend. In der kleinen Grünanlage an der Gagarinskaja standen die Pappeln in üppigem Laub. Als wir die Blini-Stube betraten, saßen die Kompagnons schon an dem ländlichen Holztisch. Teller, mit gelber Butter verschmiert. An den Messern Körner von rotem Kaviar. Der Geruch nach frisch gebackenen Blini schlug uns entgegen und kitzelte uns in der Nase.
    Der ältere Kompagnon erhob sich von der Bank: »Eduard.«
    »Wolodja.«
    Den Spitznamen Schutt hatte Wolodja bekommen, weil sein Nachname Schutow war. Wir schwatzten eine Weile über die Benzinpreise, übers Wetter, über den Dollarkurs und gemeinsame Bekannte. Ich hatte die Blini schon aufgegessen und bestellte mir Tee ohne alles. Bei dem Wort »Eleuterokokk« muss ich immer an eine anstößige Krankheit denken.
    Typen von der Art der Kompagnons haben eine mit nichts vergleichbare Art zu essen. Sie schmatzen laut, lecken sich mit
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