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Macho Man: Roman (German Edition)

Macho Man: Roman (German Edition)

Titel: Macho Man: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Netenjakob
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der Toilette kommt. Jetzt sehe ich auch den Grund für Uwe Schäfers Bierbauch: Offenbar hat Gaby ihn immer ihre Reste essen lassen – denn sie ist schlanker denn je.
    »Guck mal, Gaby, wer hier ist: Daniel Hagenberger.«
    Ich zwinkere ihr zu, und Gaby fällt aus allen Wolken. Sie sieht mich mit offenem Mund an und ist beeindruckt. Mein Gott, das Leben kann so schön sein.
    »Daniel! Das kann ja wohl echt nicht wahr sein! Du warst doch immer der totale Loser, und jetzt... wow! Du siehst ja richtig gut aus!«
    »Danke. Du siehst aber auch richtig gut aus.«
    Bei Gaby Haas ärgert es mich dann doch ein bisschen, dass mir kein intelligenter Antwortsatz eingefallen ist.
    »Was ist mit dir passiert, Daniel? Warst du bei einer von diesen Styling-Shows, wo sie einen neuen Menschen aus dir machen?«
    »Nein, ich hab mich einfach ... verändert. Bin erwachsen geworden.«
    »Wow! Und du redest auch nicht mehr wie Beckenbauer oder Lindenberg.«
    »Nee, solche Kindereien hab ich hinter mir gelassen.«
    »Respekt. Echt, Daniel. Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt. Das ist doch nicht zu fassen, nicht wahr, Uwe-Schnuckel?!«
    »Jaja, schon lustig, Gaby-baby.«
    Uwe-Schnuckel und Gaby-baby. Das kriegt spontan eine 0,92 auf der Zlatko-Skala.
    »Sag doch, Uwe-Schnuckel, bist du nicht auch total baff?«
    »Jaja.«
    Uwe-Schnuckel ist ein wenig genervt. Seine Gaby-baby redet wohl etwas zu euphorisch. Und ich schwebe auf Wolke 7. Das ist so eine Szene, die es normalerweise nur in Tagträumen und süßen Rachephantasien gibt. Aber nicht im realen Leben. Ich koste jede Sekunde aus. Am liebsten würde ich jetzt laut losjubeln wie ein Fußballer nach einem Tor und mir auf die Brust trommeln. Besser kann es nicht mehr kommen. Aber es kommt noch besser:
    »Du, Daniel, schön, dass wir dich getroffen haben. Aber wir wollten eigentlich gerade gehen. Nicht wahr, Gaby-baby?«
    »Nein, wieso denn?«
    »Na ja, weil wir doch noch da hinmüssen, zu dieser Veranstaltung.«
    »Welche Veranstaltung?«
    »Na, du weißt doch, dieses Konzert da.«
    »Uwe-Schnuckel, ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    Sie lässt ihn eiskalt auflaufen. Uwe schäumt vor Wut und zieht sie nach draußen, wo der Disput weitergeht. Ich sehe die beiden vor der Fensterscheibe wild gestikulieren und bedanke mich bei allen Mächten des Universums, dass ich das gerade erleben darf. Lysa kommt von der Toilette zurück.
    »Lysa, du glaubst nicht, was gerade passiert ist! Ich hab doch im Büro bestimmt mal von diesem Mädchen erzählt, hinter dem ich acht Jahre her war ...«
    »Die Geschichte, wo du dir im Berliner Fernsehturm am Pimmel rumgefummelt hast?«
    »Genau. Die Frau da draußen, das ist sie. Sie findet mich jetzt toll. Und sie hat gerade einen richtigen Ehekrach deshalb.«
    »Wow. Herzlichen Glückwunsch ... Die Szene merken wir uns als Werbespot für irgendein Klamotten-Label ... Ein totalerDurchschnitts-Typ, der in seinem neuen Outfit alle Frauen scharf macht, die sich früher nicht für ihn interessiert haben ...«
    Jetzt zieht Uwe-Schnuckel wütend ab. Gaby steht einen Moment unschlüssig da und überlegt, ob sie hinterhergehen soll. Lysa und ich schauen gebannt zu. Dann kommt Gaby Haas, die jetzt Gaby Schäfer heißt, zurück. Lysa klopft mir auf die Schulter und flüstert mir ins Ohr:
    »Ich lass euch zwei dann mal alleine... Erzähl mir morgen, wie's ausgegangen ist. Ich liebe Seifenopern.«
    Lysa zwinkert mir noch einmal zu und verlässt das Rosebud. Was für ein eleganter Abgang! Es ist auch besser, dass ich Beruf und Privatleben trenne. Vielleicht will das Schicksal ja, dass ich etwas mit Gaby Haas anfange?! (Für mich heißt sie nicht Gaby Schäfer, für mich bleibt sie Gaby Haas.) Ich frage so unschuldig wie möglich:
    »Was war los? Gab's Stress?!«
    »Ach, der ist echt krank vor Eifersucht. Immer wenn ich mal mit 'nem attraktiven Mann rede, will er mich da wegzerren. Aber ich lass mir nichts verbieten. Da bin ich trotzig. Jetzt erst recht!«
    Sie lächelt mir zu. Hat sie mich gerade indirekt als »attraktiven Mann« bezeichnet? Ja, das hat sie. Mein Testosteronpegel ist auf dem Niveau eines Stiers in der Arena, der beim Anblick des roten Tuchs von einer Wespe in den Hodensack gestochen wird. Vielleicht ist mein ganzes Leben nur auf diesen Moment zugesteuert, in dem Gaby Haas endlich erkennt, dass sie damals einen großen Fehler gemacht hat... Vielleicht ergibt jetzt plötzlich alles einen Sinn. Wir unterhalten uns über die Schulzeit, die Macken unserer
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