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Macho Man: Roman (German Edition)

Macho Man: Roman (German Edition)

Titel: Macho Man: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Netenjakob
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phantastisch.«
    »Klasse. Also kommst du morgen wieder?«
    »Was? O ja. Klar. Ich denke, ich komme morgen.«
    »Gut. Dann sehen wir uns ja.«
    »Genau. Oder hast du Lust, dass wir uns heute Abend noch treffen? Sagen wir, in 'ner Viertelstunde im Rosebud?!«
    »Okay, warum nicht? Dann bis gleich.«
    Ich lege auf und verspüre Euphorie. Die Sätze sind irgendwie aus meinem Mund hervorgequollen. Ich konnte mich nicht bremsen. Und ich bin stolz auf mich. Lysa hat mich noch nie aus rein privaten Gründen angerufen. Und jetzt haben wir sogar ein Date!!! Adrenalin schießt durch meinen Körper. Ich habe zwei Dates auf einmal. Ich dachte immer, so was machen nur Machos. Aber jetzt erscheint es mir total plausibel. Außerdem hatte ich lange genug überhaupt keine Dates. Ich gehe zurück zu Viviane.
    »Du, sorry, das war mein Chef. Es ist ein total eiliger Auftrag gekommen, das wird die ganze Nacht dauern. Tut mir echt total leid.«
    »Schon okay. Wir simsen morgen 'nen neuen Termin aus.«
    »Perfekt.«
    Ich küsse Viviane zum Abschied so knapp neben den Mund, dass es schon fast ein richtiger Kuss ist. Dann bezahle ich bei Emine und küsse sie zum Abschied noch knapper neben den Mund. So knapp, dass ich etwa ein Drittel ihrer Lippen erwische. Der Berliner Testosteronpegel ist erreicht. Ich zwinkere meinen beiden Flammen zum Abschied zu und verlasse das Magnus.
    Habe ich Viviane gerade angelogen? Ja, das habe ich. Ich dachte immer, so was machen nur Arschlöcher. Aber so wie Viviane aussieht, wird sie nicht lange alleine dasitzen. Ich muss kein schlechtes Gewissen haben.
    Zehn Minuten später hocke ich an der Bar des Rosebud – dort, wo Lysa damals gegen halb drei nachts von einem Deutschen mit Migrationshintergrund im Porsche abgeschleppt wurde. Wollen wir doch mal sehen, wer sie heute abschleppt. Ich könnte wetten, dass ich es bin. Obwohl ich mich ein klein wenig sorge, dass sie mein neues Outfit ähnlich lächerlich findet wie Aylin. Schließlich hat Lysa einen sarkastischen Humor ...
    Sie kommt herein. Schlicht gekleidet in Jeans und bauchfreiem T-Shirt. Sie sieht gut aus. Und sie findet mich ganz und gar nicht lächerlich.
    »Wooow! Daniel! Du siehst ja aus wie ein Mann.«
    Sie fühlt den Stoff meines Jacketts und nickt anerkennend. Wir begrüßen uns mit Wangenküsschen. Dann setzt sie sich neben mich, schaut mich mit geweiteten Pupillen an und gibt ihren Hals frei. Mein Testosteronpegel hat den Berlin-Rekord gebrochen: Lysa findet, dass ich aussehe wie ein Mann. Ausgerechnet Lysa, in deren Liste möglicher Geschlechtspartner ich jahrelang noch hinter Bata Illic kam, signalisiert mir, dass heute Abend etwas laufen könnte. Als sie sich auf die Toilette verabschiedet, sinniere ich kurz, ob es klug ist, ein Verhältnis mit einer Kollegin zu beginnen, oder ob mein Leben damit das Niveau einer Sat.1-Telenovela erreicht. Plötzlich spricht mich ein Mann an, der ebenfalls an der Bar sitzt.
    »Daniel? Daniel Hagenberger?«
    »Ja?«
    »Das gibt's doch gar nicht! Mann, du hast dich total verändert!«
    Irgendwie kommt mir der Mann bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher.
    »Kennst du mich nicht mehr? Ich bin's, Uwe. Uwe Schäfer.«
    »Uwe!«
    Unglaublich. Vor mir sitzt der Typ, der bei der Jahrgangsstufenfahrt 1992 nach Berlin Gaby Haas abbekommen hat. Er hat jetzt eine Halbglatze und einen stattlichen Bierbauch – das Schicksal ist doch irgendwie gerecht.
    »Mensch, Uwe! Das ist ja ... wie geht's denn so? Bist du noch mit Gaby Haas zusammen?«
    Dumme Frage. Er hat ihr 1992 im Bus unterm T-Shirt rumgefummelt. So etwas hält niemals so lange.
    »Ja. Sie heißt allerdings jetzt Gaby Schäfer. Sie ist nur kurz auf dem Klo. Du weißt ja, Frauen ...«
    Blut schießt in meinen Kopf. Gaby Haas ist hier. Ich werde gleich Gaby Haas sehen. Zum ersten Mal seit 1997, da habe ich sie bei Saturn getroffen. Sie hat die neue Take That gekauft, ich Monty Python live at the Hollywood Bowl. Ich wollte sie mit der Stimme von Franz Beckenbauer zu einem Kaffee einladen, aber sie meinte, sie müsse noch Obst kaufen – was in meiner Liste der fadenscheinigsten Ausflüchte von Frauen, die ich einladen wollte, Platz 3 belegt, direkt nach Heike Zanders Statement »Ich muss morgen früh raus« (das war um fünf Uhr nachmittags!) und Monika Ohligs Aussage »Gleich macht die Apotheke zu und ich muss noch Zahnseide besorgen«.
    Doch all diese deprimierenden Phrasen sind in diesem Moment vergessen, als Gaby Haas, die jetzt nicht mehr Gaby Haas heißt, von
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