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Macho Man: Roman (German Edition)

Macho Man: Roman (German Edition)

Titel: Macho Man: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Netenjakob
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Flugzeug bei der AachenMünchener eine Haftpflicht abschließe.
    Was ich selbst nicht mehr vermutet hätte: Dieser Flug hat für mich ein Happy End! Kaum sind wir gelandet, finde ich mich in den Armen der Stewardess wieder, die mir zärtlich die Wangen tätschelt ... Es ist mir auch klar, dass ich das niemals geschafft hätte, wäre ich nicht bei der Landung ohnmächtig geworden. Aber irgendeinen Nutzen müssen schließlich auch Panikattacken haben.
     
    An der Gepäckausgabe überfällt mich wie immer panische Angst, dass mein Koffer durch eine tragische Verwechslung in Kolumbien landet und dort vom korrupten Flughafenpersonal für eine Tagesration Koks versteigert wird ... Ich habe dann immer die Vision eines kolumbianischen Teenagers, der in meinen Klamotten durch Bogota streift... Das wäre wirklich zum Heulen – vor allem, weil es in den Slums wahrscheinlich wenige 1. FC-Köln-Fans gibt, die sich über den T-Shirt-Aufdruck »Lieber eine Schwester im Puff als einen Bruder bei Bayer Leverkusen« freuen würden.
    Als mein Koffer endlich auf dem Gepäckband erscheint, schließe ich vor lauter Freude bei dem inzwischen nur noch lallenden Typ von der Deutschen Vermögensberatung die Auslandskrankenversicherung ab, gegen die ich mich während des Fluges nocherfolgreich gewehrt habe. Aber im Gegensatz zu den fünf Colas, der Plüsch-Boeing und meiner zweiten Haftpflicht (kurz vor meiner Ohnmacht fiel mir ein, dass ich schon eine bei der ARAG habe) ist das mal eine sinnvolle Investition. Glaub ich jedenfalls.

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    Zwei Wochen Fünf-Sterne-Anlage zum Sonderpreis in Antalya: Das Zimmer ist top, die Sonne scheint auf den Balkon, links die unendliche Weite des Meeres, rechts das majestätische Taurus-Gebirge – wenn nicht im Zimmer-TV »Zwei bei Kallwass« laufen würde, könnte man glatt von einer Idylle sprechen.
    Ich schalte den Fernseher aus, obwohl es mich als Sohn eines Germanistik-Professors eigentlich interessieren müsste, wenn die deutsche Sprache durch Neologismen wie »Bumsbrötchen« oder »Pissbuden-Lui« bereichert wird.
    Ich gehe runter zum Pool und treffe meinen besten Freund Mark. Er arbeitet hier im Rixa-Diva-Hotel als Animateur und hat mich zu diesem Urlaub überredet.
    »Mensch, Mark, du Penner, ey, freut mich panikmäßig, deine Fresse zu sehen!«
    »Ey, Daniel, alter Säufer, was geht panikmäßig ab? Wie steht's mit den Bräuten?«
    Zur Erklärung muss ich sagen, dass Mark und ich immer mit der Stimme von Udo Lindenberg sprechen, wenn wir uns treffen. Warum, das wissen wir selbst nicht so genau. Ein Ritual, ein Spaß, eine Marotte – keine Ahnung. Männer machen so was. In der Bronx klatschen sich die Rapper minutenlang obercool ab – Mark und ich imitieren Udo Lindenberg. Wo ist da der Unterschied? Gut, über uns schütteln die Mädels den Kopf, und mit den Rappern gehen sie ins Bett – aber sonst?
    Das hat irgendwann angefangen, und nachdem wir zusammen den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2005 gesehen haben, ist es zu einem Zwang geworden. Da ist Udo Lindenbergmit einer Pistole aufgetreten, die einen Knoten im Lauf hatte, und hat zu Reinhold Beckmann gesagt: »Keine Panik, das ist 'ne Friedensknarre ... Und wenn wir hier gewinnen, dann fahr ich in die USA und dann sag ich: Ey Georgyboy, gegen den Krieg – schöne Grüße aus Deutschland.«
    Da haben wir Tränen gelacht und reden seitdem wie Udo Lindenberg.
    »Ey, wie war der panikmäßige Flug, Alter?«
    »Alles easy, dübndüdüüü...«
    Wie man sieht, eignen sich Udo-Lindenberg-Imitationen auch großartig, um von der Realität abzulenken. Und was sind Geschichten über Kotzen, Ohnmacht und unnötige Versicherungen gegen ein genuscheltes »Dübndüdüüü«?! Nach fünf Minuten wechseln wir dann aber doch meistens zu unseren normalen Stimmen.
    »Und? Wie läuft's so bei dir?«
    »Super. Echt. Und bei dir?«
    »Auch super.«
    »Und sonst so?«
    »Nee, echt. Alles super.«
    »Klasse.«
    Ich habe ja nicht gesagt, dass wir mit normaler Stimme ehrlicher sind. Leider muss ich zugeben, dass Mark und ich in dieser Hinsicht zu fast 100 Prozent dem männlichen Klischee entsprechen. Was aber nicht heißt, dass wir gar nicht emotional werden können...
    »Hast du am Samstag das Spiel gegen Wolfsburg gesehen?! Ey, das kann doch echt nicht wahr sein!«
    »Warum hat uns das Schicksal nur mit diesem Verein bestraft?«
    Tja. Wir sind beide Fans des 1. FC Köln. Ich bin sicher, dass wir da irgendeine karmische Schuld abarbeiten müssen. An
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