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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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königsblaue Krawatte trage.«
    Aus dem Büro des Deans trat Mrs. Samantha Dougal, die Augen geschlossen, die Arme ausgestreckt wie eine Nachtwandlerin - völlig unbekleidet.
    »Großer Gott«, entfuhr es dem Dean. »Jetzt weiß ich es. Wir sind alle von einer Art Massenhysterie befallen. Wie die Teufel von Loudun.«
    Mrs. Samantha Dougal blieb stehen. Sie öffnete die Augen. »Ich bin tatsächlich verrückt«, stieß sie hervor. »Ich muß es gar nicht spielen. Ich bin es.«
    »Hallo, Samantha«, sagte der Dean und sah sie eingehend von oben bis unten an. »Wie nett.«
    »Samantha!«
    »Auberon!«
    Sie hielten einander in den nackten Armen.
    »Samantha, ich bin so froh, dich zu sehen!«
    »Ja, mein Lieber. Das bemerke ich.«
    »Samantha, Liebling, ich möchte zurückkommen.«
    »Auberon, mein Geliebter, ich war so unglücklich ohne dich.«
    »Ich werde dich nie mehr verlassen. Nie mehr! Nicht nur sechs Monate lang nicht. Ich verspreche es dir.«
    »Und ich verspreche, nie mehr die Heiligkeit der Ehe zu erwähnen.«
    »Samantha, mein Herz, ich weiß, daß ich einen Mist schreibe.«
    »Aber es ist der schönste Mist der Welt, Auberon, mein Schatz.«
    »Denk nicht mehr an den läppischen Ladendiebstahl.«
    »Nein, ich gebe die Moral auf. Ich werde mich statt dessen der Umweltverschmutzung zuwenden.«
    »Wie sehe ich aus?« Der Dean zupfte stolz an seinen Rockschößen.
    »Paßt ausgezeichnet«, sagte Faith bewundernd.
    »Ganz deiner Meinung. Moss Brothers sind wirklich ihr Geld wert.«
    »Aber nein, hier ist ja der Spitalsgeistliche«, sagte Mrs. Samantha Dougal. Kaplan Becket versuchte sich hinter der stattlichen Gestalt von Dr. M’Turk zu verstecken. »Predigen Sie vielleicht etwas zu anschaulich über das Gleichnis vom guten Samariter?«
    »Ich bin nicht der Spitalsgeistliche. Ich bin der Ex-Kaplan. Ich trete zurück, Mrs. Dougal. Mir gefiel dieser Job von Anfang an nicht. Ich kann Spitäler nicht leiden. Schon der Geruch bereitet mir Übelkeit. Ich gehe in ein Gefängnis; dort reißt man mir wenigstens nicht die Kleider vom Leib!«
    Der Dean sah wieder auf die Uhr. »Welch perfekte Pünktlichkeit. Ich habe noch genau zwei Minuten. Ich bitte die Anwesenden, mich zu entschuldigen. Ich muß mich entfernen. Unter den gegebenen Umständen werde ich den Aufzug riskieren. Es ist unwahrscheinlich, daß er zweimal am Tag zusammenbricht. Nach dem Prinzip, daß der Blitz nie zweimal am selben Ort einschlägt.«
    Der Dean hielt inne. Er sah durch das Fenster am Ende des Ganges. Der Regen hatte aufgehört. Die Wolken waren verschwunden. Ein goldenes Licht erfüllte das Gebäude. »Es ist ein köstlicher Tag geworden. Jetzt muß ich aber gehen.«
    »Die Sonne —« Auberon schnalzte mit den Fingern. »Wie ein großer Pudding am Himmel.«
    Der Dean fuhr hinunter. Der Aufzug blieb nicht stecken. Jedermann fand nachher, Ihre Majestät sei niemals huldvoller, strahlender oder charmanter gewesen.
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