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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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Cholelithiasis machen?«
    »Ich glaube nicht, der Krankheit jemals begegnet zu sein.«
    »Gewöhnliche Röntgenuntersuchung, orales Cholecystogramm, intravenöse Cholangiographie, Barium, Leberfunktionstest. Wie behandeln Sie oesophagale Diverticulae?«
    Dr. Runchleigh hielt die Hand vor die Augen. »Bitte, Sir Lancelot... gehen wir ins Operationszimmer. Ich habe einen wahren Horror vor mündlichen Prüfungen. Bei meiner Chirurgieprüfung fiel ich zweiundzwanzigmal durch.«

19

    Josephine erwachte. Ihr Gatte war eben dabei, sich aus dem Schlafzimmerfenster zu stürzen.
    »Lionel —!« Mit einem Ruck fuhr sie auf. »Nicht, nicht. So schlimm kann es nicht sein.«
    Er sah sie verständnislos an. »Was meinst du?«
    »Ich bin überzeugt, daß alles reibungslos vor sich gehen wird. Ich weiß, gestern gab es ein furchtbares Durcheinander, aber jeder sagt, daß eine mißlungene Generalprobe eine glänzende Aufführung garantiert. Und stell dir vor, wenn du - wenn du deine Absicht wahr machst, verdirbst du allen in St. Swithin den Tag.« — »Welche Absicht?«
    »Spring nicht hinunter, Lionel. Denk an mich. Denk an die Kinder. An deine Patienten. Denk an die Königin.«
    »Ich prüfe die Wetterlage«, sagte der Dean gereizt und lehnte sich wieder aus dem Fenster. »Dieser komische Mann im Fernsehen, der ein chronisches Zahngeschwür zu haben scheint, prophezeite gestern für heute vormittag Stürme. Wie gewöhnlich irrte er sich. Der Himmel ist strahlend blau. Der ganze Himmel. Ich inspizierte ihn soeben.«
    Josephine blickte ängstlich auf die elektrische Uhr neben sich. »Komm wieder ins Bett, Liebling. Du brauchst viel Schlaf, um einen so anstrengenden Tag zu überstehen.«
    »Schlaf? Bist du von Sinnen, Weib? Tausende Dinge erfordern meine Aufmerksamkeit.«
    »Aber es ist erst halb sechs.«
    »Ich muß mich sofort anziehen.« Der Dean zog seinen blau und gelb getupften Pyjama aus. »Gott sei Dank, daß wir den goldenen Schlüssel fanden. Du hättest mich etwas früher erinnern können, daß ich ihn in der Keksdose neben dem Sherry versteckt hatte.«
    »Na, ich schlafe noch ein wenig.«
    »Wie du wünschst«, sagte der Dean kühl. »Versuche um zwölf Uhr fünfundzwanzig auf deinem Platz in der großen Halle zu sein, wenn dir das möglich ist.«
    Er rasierte sich, duschte und wiederholte dabei seine Rede; sein Ausdruck war so konzentriert, seine Lippen bewegten sich so emsig, daß er einem Mönch beim Gebet glich. Er ging ins Schlafzimmer zurück und nahm den Gehrock aus dem Kleiderschrank, eine gestreifte Hose und eine taubengraue zweireihige Weste, die er — wie die meisten Professoren und ein Großteil der Londoner Gesellschaft - für diesen Anlaß bei Moss and Brothers ausgeliehen hatte. Er zog sich mit den gemischten Gefühlen eines leicht nervösen Astronauten an, der sich für den Countdown vorbereitet.
    Josephine erwachte aus ihrem Schlummer. Der Dean war in voller Gala mit Perlennadel in der grauen Krawatte und grauem Zylinder. Wohlgefällig besah er sich im Spiegel. Wieder setzte Josephine sich ruckartig auf. »Wie spät ist es? Ich habe verschlafen. Wo ist die Königin?«
    »Das ist wirklich eine sehr wirkungsvolle Kleidung
    für formelle Anlässe. Was immer die Leute sagen, das Bild wäre trister ohne sie. Wie spät? Es ist fünf nach sechs.«
    »Aber du kannst doch nicht den ganzen Tag in diesem Aufzug herumlaufen?«
    »Warum nicht?«
    »Du wirst dich beim Frühstück mit Ei bekleckern.«
    »Ich werde absolut keine Zeit haben, mich fortwährend umzuziehen. Ich kann mir aus der zahnärztlichen Abteilung einen Plastiklatz holen. Jedenfalls muß ich sofort nach St. Swithin, um alle Leute auf die Beine zu bringen. In erster Linie den Techniker. Gestern klemmte diese verdammte automatische Tür schon wieder. Und um Mitternacht rief Oliphant an, um mir mitzuteilen, daß er nicht im Aufzug stecke.« Der Dean hielt inne. »Ich weiß nicht, warum er das tat. Vielleicht wollte er witzig sein.«
    Um halb acht war der Dean zum Frühstück zurück. Wie vor allen emotionell erschöpfenden Ereignissen — Hochzeiten, Begräbnissen und Prüfungen — war die Stimmung beim Frühstück etwas gespannt und leicht gereizt. Die vier Bewohner der Lazar Row Nummer zwei saßen um den rosa Küchentisch, und jeder von ihnen war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Faith dachte an Clem Undercroft. Auberon an Maggie M’Turk. Josephine war von Zweifeln geplagt, für welchen der sechs speziell gekauften Hüte sie sich entscheiden
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