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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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Glück kann ich Sie Ihnen bieten.«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Aber wenn Sie Chirurg sind, warum sagten Sie dann, Sie seien Schweinezüchter?«
    »Weil ich genug davon hatte, fortwährend von schwierigen Patienten umgeben zu sein, wie Sie es sind. Hören Sie jetzt zu.« Sein Finger wies unter ihren Nabel. »Vor einigen Jahren hatten Sie eine Bauchhöhlenschwangerschaft. Sie konnten das Kind nicht austragen. Sir Gareth de Quincy, der bekannte Gynäkologe, operierte Sie.«
    Sie schnappte nach Luft. »Wie haben Sie das erraten? Ich war erst sechzehn. Es wurde streng geheimgehalten.«
    »Weil diese kaum sichtbare Narbe nichts anderes sein kann. De Quincy machte immer solche Schnitte. Glauben Sie mir, bei so manchem Bauch trat ich in seine Fußstapfen. Nun, glauben Sie mir jetzt?«
    »Aber der Schiffsarzt sagte, ich hätte bloß Verstopfung«, beharrte sie.
    »Der Schiffsarzt ist meines Wissens der einzige Mensch, der es zustande bringt, Großspurigkeit und Prahlerei geradezu brillant mit abgründiger Ignoranz zu verbinden.«
    »Er gab mir ein Abführmittel.«
    Sir Lancelot sprang auf. »Was? Abführmittel bei Gefahr einer Appendicitis? Mein Gott! Das ist der grundlegendste chirurgische Irrtum schlechthin. Wenn ein Kandidat mir das bei einer Prüfung sagt, fällt er nicht nur durch, sondern ich zeige ihn wegen Mord an.«
    Jetzt war Dulcie wirklich verängstigt. »Aber was wird mit mir geschehen?«
    »Bauchfellentzündung«, sagte er kurz. »Hören Sie gut zu. Sie waren nicht beim Abendessen, stimmt’s?«
    »Nein. Ich konnte kein Essen sehen.«
    »Gut. Sie dürfen nichts mehr zu sich nehmen. In zwei Stunden werde ich operieren. Dr. Runchleigh wird Sie anästhesieren, eine Prozedur, die hoffentlich nicht jenseits seiner Fähigkeiten liegt und die ich jedenfalls mit meiner gewohnten Gründlichkeit überwachen werde. Sorgen Sie sich nicht, liebe Dulcie. Ich bin Chefchirurg von St. Swithin — «
    »Dort hatte mein letzter Mann, nachdem er mich verließ, eine Vasektomie.«
    Sir Lancelot schnalzte mit den Fingern. »Natürlich, Yarborough, ein großer, kräftiger Mann? Ich operierte ihn. Er hatte ein... eine Art Muttermal auf seinem -« Dulcie nickte eifrig. »Glauben Sie mir jetzt endlich? Ich gehe den Schiffsarzt holen.«
    »Aber, Lancelot-«
    »Ja?« Er drehte sich an der Tür um.
    »Wenn ich nicht krank gewesen wäre - hätten Sie trotzdem heute nacht in meine Kabine kommen wollen?«
    Er verbeugte sich höflich. »In der Theorie, ja. Aber schon als Student wollte ich nicht in der Theorie brillieren, dafür aber in der Praxis durchfallen.«
    Sir Lancelot traf Dr. Runchleigh in einem orangefarbenen Pyjama an, als er eben zu Bett gehen wollte.
    »Tut mir leid, Ihre Ruhe zu stören, Runchleigh«, begann Sir Lancelot. »Sind Sie fähig, eine einfache Anästhesie vorzunehmen? Äther wird vermutlich genügen, wenn Sie nicht gewöhnt sind, mit anderen Mitteln umzugehen. Vielleicht komme ich sogar mit einer Lokalanästhesie durch.«
    Der Schiffsarzt starrte ihn an. »Was für ein eigenartiges Ansinnen! Und noch dazu um diese Zeit.«
    »In ein paar Stunden beabsichtige ich Mrs. Yar-borough aufzuschneiden.«
    Der Schiffsarzt wich zurück. »Ich wußte es. Ich wußte, daß Sie schrecklich pervertiert sind. Ich warnte Mrs. Yarborough. Mir kann sie keine Schuld geben. Tun Sie mir nichts! Bitte, tun Sie mir nichts! Wenn Sie Jack the Ripper spielen wollen -«
    »Ich vergaß zu erwähnen, daß ich Chefchirurg und Mitglied des Royal College bin. Ich arbeite in St. Swithin. Verzeihen Sie meine Vergeßlichkeit. Führen Sie mich jetzt bitte in das Operationszimmer. Ich möchte die Instrumente kontrollieren.«
    Mit offenem Mund starrte ihn Dr. Runchleigh an. »Warum soll ich das alles glauben? Sie sagten, Sie seien Schweinezüchter.«
    »Ich muß gestehen, es wird mir ein wenig langweilig, fortwährend meine Identität zu beweisen, obwohl natürlich alles meine Schuld ist. Das ist ein dringender Fall, Runchleigh...« Sir Lancelot dachte einen Augenblick nach. »Ich werde mich identifizieren. Sagen Sie, was sind die hinteren anatomischen Verbindungen der linken Niere?«
    »Ich... hm, weiß nicht. Nicht so aus dem Stegreif.«
    »Das Diaphragma, der quadratus lumborum, der Ursprung des Transversus, die laterale Grenze der Psoas, die subcostalen, ilio-hypogastrischen und ilio-inguinalen Nerven und die Spitzen der transversalen Fortsätze der Lumbarwirbel«, leierte Sir Lancelot herunter. »Welche Spezialuntersuchungen würden Sie im Fall von
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