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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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hinunter. Im Vorraum stand - wie immer in gestreifter Hose und schwarzem Rock - sein Nachbar Sir Lancelot Spratt.
    »Morgen, Dean«, begrüßte ihn der Chirurg freundlich. »Gut ausgeruht? Mir scheint, ich könnte ein paar Magenoperationen erledigen, bevor du aufgestanden bist.«
    »Was willst du um diese Zeit von mir?« fragte der Dean gereizt.
    »Ich möchte dich nur an das jährliche Dinner des Rugger Clubs erinnern, das heute abend in Luigos Restaurant stattfindet.«
    »Ich habe nicht vergessen, um sieben hole ich meinen Assistenten in St. Swithin ab.«
    »Ich wollte dich auch erinnern, ein Taxi zu nehmen. Du warst noch nie bei einem solchen Abend. Üblicherweise enden sie damit, daß die Kellner sich in der Küche verbarrikadieren müssen. Wäre nicht angenehm, wenn du dich in deinem hübschen Rolls einem Alkoholtest unterziehen müßtest, was?« Sir Lancelot deutete mit dem Kopf auf die drei Garagen an der gegenüberliegenden Straßenseite. »Ich nehme an, daß du demnächst das königliche Wappen und die Bezeichnung >Hofarzt< auf allen Türen haben wirst?«
    Der Dean machte ein unschuldsvolles Gesicht. »Ich verstehe dich nicht.«
    Sir Lancelot kicherte. »Hör auf, Dean. Jeder Mensch weiß, daß du als Quacksalber für den königlichen Haushalt im Gespräch bist. Ich hoffe, daß du die Ernennung kriegst.«
    Der Dean lächelte bescheiden. »Überaus liebenswürdig von dir, Lancelot.«
    »Wird mir zustatten kommen, wenn ich gute Karten für Ascot brauche. Übrigens werde ich bei dem großen Rummel nächsten Donnerstag nicht in St. Swithin sein.«
    »Nein?« Der Dean war fassungslos. »Warum denn nicht? Als Vorstand der chirurgischen Abteilung hast du Anspruch auf die vorderste Reihe.«
    »Leider werde ich um diese Zeit vor Afrikas Küsten schaukeln. Ich unternehme eine Kreuzfahrt. Morgen um sechs Uhr früh fliege ich in Gatwick ab und besteige in Teneriffa das Schiff. Das jährliche Dinner des Rugger Clubs wollte ich natürlich nicht versäumen.«
    »Mir hast du kein Wort davon gesagt.« Der Dean sah ihn tödlich beleidigt an. »Na, hoffentlich gefällt es dir. Ich persönlich würde eine solche Reise nur machen, wenn ich die Gewißheit hätte, daß ein vernünftiger Gesprächspartner an Bord ist«, fügte er mißmutig hinzu.
    Sir Lancelot strich sich lachend über den Bart. »Ganz im Gegenteil, ich werde versuchen, mit keinem Menschen zu sprechen. Werde auch niemandem sagen, daß ich Arzt bin - der Schiffahrtslinie habe ich es jedenfalls nicht mitgeteilt. So werde ich mich einmal entspannen und ein normaler Mensch sein können.« - »Was für eine lächerliche Vorstellung!« Der Dean schüttelte den Kopf. »Das wirst du niemals durchhalten.«
    »Warum nicht? Es ist ganz einfach, sobald man unsere beklagenswerte Berufsgewohnheit ablegt, den Menschen zu sagen, daß alles, was sie in bezug auf Essen, Trinken und Sex tun, ihrer Gesundheit abträglich ist.« Sir Lancelot öffnete die Eingangstür. »Übrigens, ich rate dir, heute abend einen möglichst alten Anzug anzuziehen. Die Feste sind zwar nicht mehr so wild, wie ich sie in Erinnerung habe; seinerzeit war ein Abend nur dann vollkommen, wenn man zumindest ein Nachtlokal gestürmt hatte. Heutzutage sind die Studenten mehr auf Ideologien als auf Fußballtrophäen aus. Aber bei einem Rugger-Club-Abend weiß man trotzdem nie, wie er ausgeht.«
    »Josephine!« rief der Dean aufgeregt, als sich die Tür hinter Sir Lancelot schloß. »Sir Lancelot versäumt die Königin. Er unternimmt eine Weltreise.«
    »Wie köstlich!« Sie kam aus der Küche. »Ich beneide ihn richtig. Natürlich verbringen wir jedes Jahr einen netten Monat in Swanage. Aber hin und wieder werde ich den Verdacht nicht los, daß es auch sonst noch Interessantes gibt.«
    »Aber, meine Liebe! Woher sollte ich die Zeit für eine Weltreise nehmen?«
    »Nimm dir ein Jahr frei.«
    »Und wie könnte ich das finanzieren?«
    »Besuche ein paar fremde Spitäler und schreib die Reise von deiner Einkommensteuer ab. Genauso wie wenn du nach Schottland fischen fährst. Nach dem gleichen Prinzip.«
    Der Dean sah nicht erbaut aus. »Wenn ich für eine Weltreise zahlen würde und zufällig auf demselben Schiff wäre wie Sir Lancelot, würde ich bestimmt mein Geld zurückverlangen oder mich ins Meer werfen, was immer die schnellere Erlösung verspricht. Jetzt muß ich mich aber anziehen. Wenn noch jemand kommt, sag ihm bitte, das Lever sei beendet.«

3

    »Was für ein seltsames schottisches Lied haben die Jungen da
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