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Mach doch - Roman

Mach doch - Roman

Titel: Mach doch - Roman
Autoren: Carly Phillips
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die
Gelegenheit haben, ihn unter die Lupe zu nehmen und dabei selbst anonym bleiben.
    Jawohl, dachte sie, ein Abend unter Leuten, das war jetzt genau das Richtige, um den deprimierenden Gefängnisbesuch zu vergessen.
    Im Haus ihrer Großmutter angekommen ging sie schnurstracks auf den Dachboden. In der alten Truhe mit den Faschingskostümen stieß sie neben Federn und Spitzen auf Gesichtsmasken in sämtlichen Farben. Orange? Auf keinen Fall, aus nachvollziehbaren Gründen. Blau? Langweilig. Dann hielt sie plötzlich in den Händen, was sie gesucht hatte. Eine Maske, die förmlich darauf gewartet zu haben schien, von ihr entdeckt zu werden, in einer Farbe, die zweifellos einen Eindruck hinterlassen würde.
    Eine rote Maske, passend zu ihrem roten Porsche.

Kapitel 2
    Jason schob sich durch die Massen, die sich zwischen den im Stadtpark aufgebauten Buden und Zelten tummelten. Ein Farmer hatte das Gelände der Gemeinde für ebensolche Zwecke gestiftet. Als Kind hatte sich Jason auf dem Herbstfest stets blendend amüsiert. Heute jedoch war er ungewöhnlich ruhelos, und das lag nur an Claras Weissagung.
    Nicht dass er an solchen Unfug wie Tarot glauben würde. Und doch wurde er dieses mulmige Gefühl nicht los, während er da und dort Bekannten zulächelte, ohne stehen zu bleiben, um mit ihnen zu plaudern.
    Fast die ganze Stadt war auf den Beinen. Dass die meisten Leute kostümiert waren, machte die Sache auch nicht besser, im Gegenteil.
    »Keine Verkleidung, Jason? Ich bin enttäuscht.« Das war Gabrielle, die Göttergattin seines Cousins Derek, angetan mit einer Maske aus rosa Federn.
    Trotzdem hatte er sie gleich erkannt, nicht nur an ihren kastanienbraunen Haaren, sondern auch an den Stilettos, die quasi ihr Markenzeichen waren. Mit Gabrielle war Derek ein richtiger Glücksgriff gelungen, aber den hatte er sich auch redlich verdient. Er hatte
weiß Gott genug mitgemacht, ehe er wieder mit seiner Jugendliebe zusammengekommen war und mit ihr endlich eine Familie gegründet hatte. Neben Derek hatte Jason noch einen weiteren Cousin, Mike, der nach einer etwas turbulenten Anfangsphase mit seiner Ehefrau Amber ebenfalls das große Los gezogen hatte. Derek war der Älteste von ihnen dreien, und nachdem sie sich alle lange Zeit gescheut hatten, eine feste Beziehung einzugehen, war er ihnen mit gutem Beispiel vorangegangen.
    Jason dagegen hatte mit dem Thema Frauen abgeschlossen. Er war höchstens noch für unverbindlichen Sex zu haben, und auch darauf hatte er schon verdammt lange verzichtet. Fünf Monate, um genau zu sein. Doch jetzt war er für alles offen. Er war nicht verzweifelt, war es auch noch nie gewesen, und nicht einmal seine selbst auferlegte Enthaltsamkeit würde daran etwas ändern. Er hatte längst die Hoffnung aufgegeben, bei einer Frau aus der näheren Umgebung landen zu können. Prophezeiungen hin oder her, er war ein Corwin – und ein Realist.
    »Jason?«, wiederholte Gabrielle. »Ich habe dich etwas gefragt. Warum hast du dich nicht verkleidet?«
    Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau seines Cousins. »Ein Mann, der etwas auf sich hält, tut so etwas nicht.«
    »Da hat er Recht«, mischte sich Derek ein, der sich soeben zu ihnen gesellte. Er war ebenfalls unmaskiert.
    »Ihr zwei seid solche Spielverderber.« Gabrielle schnaubte theatralisch und rieb sich den Bauch.

    »Was ist los? Alles in Ordnung?« Derek legte eine Hand auf ihre Hand.
    »Ja, ja, alles bestens«, erwiderte Gabrielle genervt. »Ich habe nur laut ausgeatmet.«
    Jason lachte über die Reaktion seines Cousins.
    Seit Derek von Gabrielles Schwangerschaft erfahren hatte, war er das reinste Nervenbündel. Jason konnte es ihm nicht verübeln. Es war noch nicht lange her, dass Gabrielle eine Fehlgeburt erlitten hatte.
    »Das werden neun lange Monate, wenn du so weitermachst, Derek«, scherzte Jason, um die Stimmung etwas aufzulockern.
    »Es sind nur noch fünf«, korrigierte ihn Derek und sah dann zu seiner Frau. »Entschuldige, aber … «
    Gabrielle schüttelte den Kopf. »Du musst dich nicht entschuldigen; ich verstehe dich ja. Ich wünschte nur, du wärst nicht so verkrampft und könntest diese Erfahrung genauso genießen wie ich. Der Arzt hat uns doch versichert, dass so etwas eben manchmal passiert und dass es nichts zu bedeuten hat. Ich für meinen Teil glaube ihm«, sagte sie bestimmt.
    Derek schloss sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
    Jason gab sich die größte Mühe, nicht gleich seine Augen zu
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