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Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Titel: Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen
Autoren: Dan Shocker
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ein
steifer, kammähnlicher Aufsatz reichte von der Stirnmitte bis
über den Schlangenleib.
    Der Blick der Krankenschwester wurde starr.
    »Hüte dich vor der gefiederten Schlange«, sagte
Manolito leise. »Sie kann dich verschlingen, wenn du dich gegen
sie stellst – sie kann dir aber auch das ewige Leben als
Schlange schenken, wenn der Schlangengott dies für nützlich
und brauchbar hält. Du wirst mich jetzt durchlassen… Du
wirst dich auch nicht daran stören, wenn ich mit der Frau aus
Zimmer dreihundertsechzehn in wenigen Augenblicken hier vorbeikomme.
Du wirst mich begleiten und für die Situation die richtige
Erklärung finden…«
    Noch während er sprach, löste er mit einer
unauffälligen Bewegung das Amulett von der Kette und
preßte es fest gegen die Stirn der Krankenschwester.
    Die Berührung mit dem körperwarmen Metall währte
nur einige Sekunden. Das genügte.
    Als Manolito das Amulett wieder wegnahm, prangte mitten auf der
Stirn der wie hypnotisiert stehenden Frau ein spiegelverkehrtes
Abbild der grünen, gefiederten Schlange.
    Der Abdruck verblaßte, das sich bewegende Bild wurde von der
Haut des Opfers völlig absorbiert, und es sah aus, als wäre
die Miniaturschlange durch die Poren in den Leib der Frau
gekrochen…
     
    *
     
    Der ganze Vorgang hatte nicht länger als zwanzig Sekunden
gewährt.
    Ohne von der Schwester angesprochen oder aufgehalten zu werden,
betrat Manolito das Krankenzimmer Angelika Hubers.
    Die Verletzte lag mit geschlossenen Augen im Bett. Sie atmete tief
und ruhig und schlief ihrer Genesung entgegen.
    Um die Mundwinkel des Eintretenden zuckte es
verräterisch.
    Es lief alles wie am Schnürchen. Ehe die Frau wieder bei
vollem Bewußtsein war und sich zu erinnern begann, wie
eigentlich alles abgelaufen war, würde sie sich in einer anderen
Welt befinden, in einer, wo niemand sich dafür interessierte,
was sie gesehen und erlebt hatte…
    Wieder griff Manolito nach seinem Amulett.
    Gespenstisch grün leuchtete die in sich verschlungene,
gefiederte Schlange.
    »Du wirst erwachen und keine Schmerzen mehr fühlen. Und
dann wirst du mir folgen, ohne zu fragen, wohin ich dich bringen
werde…« Er sprach leise, aber eindringlich.
    In kreisenden, fast beschwörenden Gesten führte er das
geheimnisvolle Amulett vor den geschlossenen Augen der Frau
vorbei.
    Angelika Huber begann leise zu stöhnen und richtete sich dann
auf, obwohl sie die Augen noch immer geschlossen hielt.
    »Komm’ mit mir… du wirst eine ganze neue Erfahrung
machen! Du sollst Sonja Wilken wiedersehen… sie wird sich
bestimmt freuen, dich begrüßen zu
können…«
    Angelika Huber schlug wie in Trance die Decke zurück,
während ihre geschlossenen Augen noch immer auf das Amulett
gerichtet waren.
    Dann öffneten sich ihre Augen.
    Sie erkannte nicht ihre Umgebung, nicht den Mann aus dem Wagen,
mit dem sie umgebracht werden sollte, sie begriff nichts… war
wie betäubt, wie gelähmt…
    Die Patientin kam auf ihre Beine zu stehen. Manolito, der Maya,
war ihr dabei behilflich. Er faßte sie mit festem Griff unter
den Arm.
    Angelika Huber stand unter der Einwirkung einer Spritze, aber das
Präparat allein hätte diese unvorstellbare Wirkung nicht
gehabt.
    Sie hatte Schmerzen, war bleich und kraftlos, aber die
geheimnisvolle Magie aus dem Schlangenamulett versah sie in diesen
Minuten mit einer Kraft, die ihr nicht bewußt wurde und die
auch nicht normal war. Sie laugte ihren strapazierten Körper
noch weiter aus…
    Mechanisch griff Angelika Huber nach ihrem geblümten
Morgenmantel, der an der Tür hing und schlüpfte hinein.
    Sie befand sich auf der Schwelle zwischen Wachen und Träumen
und hatte kein Gefühl für die Situation, die sie
erlebte.
    Manolito führte die Verletzte, deren Gang schwankte, durch
die Tür nach draußen. Wie selbstverständlich gesellte
sich die Schwester an die Seite der Patientin.
    Alles ging glatt. Niemand hielt sie auf, niemand sprach sie an.
Der gewählte Zeitpunkt für die seltsame Entführung des
bisher einzigen Augenzeugen war günstig.
    Der Aufzug brachte sie nach unten.
    Noch immer keimte kein Verdacht, auch dann nicht, als eine andere
Krankenschwester ihren Weg kreuzte.
    Um diese Zeit war im Gegensatz zum Tag über nur noch wenig
Personal anwesend.
    Ein weiterer Glücksfall kam Manolito zu Hilfe.
    Und wäre der nicht gewesen, hätte er sich einen anderen
Weg gesucht, um mit Hilfe seines magischen Amulettes die
Entführte dorthin zu bringen, wo er es für richtig
hielt.
    Vor dem
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