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Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Titel: Macabros 077: Zitadelle der Grausamen
Autoren: Dan Shocker
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Stab, den er – wie er nicht
ganz aufrichtig behauptete – in der Nähe der Hütte
gefunden habe.
    Er ging in das Schlafzimmer und nahm aus einem
verschließbaren Fach den rätselhaften Gegenstand
heraus.
    Er zeigte ihn den Freunden.
    »Hat einer von euch eine Idee, was das sein
könnte?«
    Allgemeines Kopfschütteln und Verneinen.
    »Sieht aus, als ob einer ein Stück von einem
schwarzmarkierten Spazierstock abgeschnitten hätte«,
grinste Joe Sittger und drehte das etwa zwanzig Zentimeter lange
Objekt zwischen den Fingern. »Jedenfalls scheint er ein
begeisterter Schnitzer gewesen zu sein«, fügte er noch
hinzu.
    »Vielleicht handelt es sich auch um das Teilstück eines
alten Zauberstabs«, kam Susan plötzlich auf eine Idee.
    »Glaub’ ich nicht«, schaltete sich Peggy Sittger
ein. »Das Ding da ist doch viel dicker…«
    »Vielleicht gibt’s einen verborgenen Knopf, und er
läßt sich teleskopartig ausfahren«, antwortete Susan
Kenton darauf.
    Die Rätselei, die schließlich zur Flachserei ausartete,
währte eine ganze Zeit.
    Morgan Finigan verstaute schließlich den rätselhaften
Gegenstand, den ein Unbekannter in der letzten Nacht verloren hatte,
wieder im Schrank und kehrte zu den Freunden zurück.
    Er ärgerte sich, daß er sich dazu hatte hinreißen
lassen, den schwarzen Stab zu zeigen.
    In Eve war alles wieder aufgebrochen. Es fiel ihr schwer, die
Angst zu unterdrücken, die von ihr mehr und mehr Besitz
ergriff.
    Als sie darauf angesprochen wurde, weshalb sie so anders wäre
als sonst, lächelte sie und entschuldigte sich.
    »Ich bin ein bißchen müde. Das ist alles. Ich
hab’ letzte Nacht schlecht geschlafen. In der ersten Nacht ist
das immer so. Bitte, nehmt es mir nicht übel…« Sie sah
in die Runde. »Ein kleines Tief. Es ist gleich
vorbei…«
    Ihre Stimme klang nicht überzeugend.
    Eine Zeit herrschte bedrücktes Schweigen, und eine gewisse
Spannung lag in der Luft.
    Nur nach und nach entspannte sich die Situation. George griff zur
Gitarre und gab einige Country Songs zum besten.
    Seine Stimme klang nicht mehr so fest. Man hörte ihr an,
daß er schon einige Whiskys intus hatte.
    Eve Finigan hatte für den Abend alles vorbereitet.
    Das Grillen geschah nebenbei, während man Morgans letzten
privaten Spielfilm anschaute.
    Alles fand im Freien statt.
    An einem Pfahl hatte Morgan Finigan die Leinwand entrollt und auf
einem aufklappbaren Tisch den Projektor aufgestellt.
    Er holte vorher seinen rostroten Oldsmobile heran und parkte ihn
in unmittelbarer Nähe des Projektionstisches.
    Der Schmalfilmer schaltete den Motor aus und schloß das
Kabel des Projektors an eine besondere Ausgangsbuchse an, die mit der
Autobatterie verbunden war.
    »Alles okay. Es kann gleich losgehen«, teilte Finigan
seinen Gästen mit. Er legte die volle Spule ein, ließ den
Teststreifen durchlaufen und stellte das Bild scharf.
    Die beiden Ehepaare rückten ihre Stühle zurecht, und
auch Eve Finigan setzte sich so, daß sie das Geschehen auf der
Leinwand verfolgen konnte.
    Auch sie kannte den Streifen noch nicht.
    In diesen Dingen war Morgan sehr eigen.
    Bevor ein Film nicht den letzten Schliff hatte, bekam sie nicht
eine einzige Szene zu sehen. Sie wußte allerdings, was in etwa
heute abend auf der Leinwand zu sehen war.
    Es waren Aufnahmen vom letzten Jahr, die Morgan während eines
Urlaubs und an mehreren Feiertagen gedreht hatte.
    Seine Filme zeichneten sich dadurch aus, daß er sowohl von
den Leuten, die er aufnahm, kleine Spielszenen durchführen
ließ, als auch dadurch, daß er aus
Super-8-Spielfilmkopien Szenen übernahm und sie mit den eigenen
mixte.
    Dabei kamen manchmal die ulkigsten Dinge heraus.
    Was würde er sich wohl für diesen Abend ausgedacht
haben?
    Alle waren gespannt.
    Der Film fing gleich unheimlich an.
    Der Vorspann war ein hoch in den Himmel ragender Glockenturm, der
von Nebel umwallt war.
    Dumpf hallten die Kirchturmschläge. Zwölf mal.
    In der Ferne schrie ein Kauz.
    Eve Finigan schluckte.
    Ein Gruselfilm war nichts Besonderes für sie. Die gab’s
oft in den Kinos und im Nachtprogramm des amerikanischen Fernsehens.
Sie konnte die Streifen dieses Genres, die sie schon gesehen hatte,
nicht mehr zählen.
    Um so unverständlicher war es ihr, daß sie
plötzlich merkte, wie sich auf ihrem ganzen Körper eine
Gänsehaut bildete und es ihr eiskalt über den Rücken
hinablief.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Sie fühlte eine Angst, daß sie am liebsten laut
geschrien hätte. Sie mußte sich zusammennehmen,
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