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Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Titel: Macabros 076: Ruf ins Vergessen
Autoren: Dan Shocker
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aufsteigen, um auf der Oberfläche von
unsichtbaren Händen zerteilt zu werden.
    Ein greller Pfeifton erfüllte das Innere der Rakete und
bohrte sich von allen Seiten gleichzeitig in seinen Körper. Man
sah den gequälten Gesichtern der Ohnmächtigen an, daß
auch sie unter dieser ungeheuren Belastung litten.
    Lekarims Augen weiteten sich, als er hörte, wie Steine gegen
die Außenwand der Rakete schlugen, als würde sie durch
einen dichten Meteoritengürtel jagen.
    Die Rakete hatte bereits Bodenkontakt, neigte sich und raste mit
unvorstellbarer Geschwindigkeit über eine felsige,
zerklüftete Landschaft hinweg. Die Rakete stürzte ab!
     
    *
     
    »Was sind das für Wesen und warum verschwinden sie alle
in dem riesigen Sockel?« murmelte Alexandra Becker. Es wurde ihr
nicht bewußt, daß sie überhaupt etwas sagte.
    »Sehen wir’s uns doch aus allernächster Nähe
an. Zu verlieren haben wir nichts mehr, nicht wahr?« Er lachte
rauh. Die ganze Situation war für sie beide so undurchsichtig,
so verworren, daß sie gar nicht mehr wußten, wie sie
überhaupt reagieren sollten.
    Sie waren nur noch Getriebene, nur noch Reagierende, die keine
eigene Aktivität mehr entfalteten.
    Als die Andersaussehenden in dem glatten, schwarzen Sockel der
riesigen Statue verschwunden waren, lösten Alexandra Becker und
Paul Denner sich aus ihrem Versteck, gingen den schneckenförmig
sich nach unten windenden Pfad hinab und erreichten den freien Platz
im Zentrum des flachen Kraters.
    Die steinerne Statue Othh türmte sich wie ein Wolkenkratzer
vor ihnen auf.
    Steil führte die Treppe aufwärts zu einer Öffnung,
aus der seltsamer Singsang und murmelnde Stimmen drangen.
    Alexandra Becker und Paul Denner stiegen die Stufen aufwärts
und erreichten die Öffnung, die in eine dunkle, tempelartige
Halle führte.
    Riesige Säulen, versehen mit bizarren Reliefs, stützten
eine Gewölbedecke, die sich wie ein fahler Himmel über die
eigenartige Szene spannte, die sie zu sehen bekamen.
    Auf einem thronähnlichen Aufbau saß eine Gestalt, die
einem Menschen glich und die man doch nicht als Mensch bezeichnen
konnte.
    Der Fremde hatte eine weiße, teigige Haut, einen
unförmigen Körper und einen riesigen Kopf, der kahl und
nackt zwischen runden, speckigen Schultern saß.
    Die Augen waren wimpernlos und quollen hervor wie die eines
Froschs. Die Wangen waren schwammig und hingen tief herab wie
schwabbelige Anhängsel, die nicht zu diesem Gesicht zu
gehören schienen.
    Das war Laathoos, der ›Einzige‹, der Herrscher über
eine Welt, in der es keine Menschen gab, keine Lebewesen, und in der
doch immer wieder Geschöpfe auftauchten, die seinem
geheimnisvollem Ruf folgten und seine Sehnsucht nach Erlebnis und
Gesellschaft stillten.
    In diesem Reich des Mikrokosmos’ herrschten ureigene
Gesetze.
    Eine ganze Welt gehörte einem Einzelnen, gehörte
Laathoos, der doch teilnahm an Schicksalen, die andere betrafen und
die er zum Teil beeinflußte.
    Dies war Laathoos’ Burgtempel. Hier versammelten sich jene,
die den Ruf aus dem Mikrokosmos vernahmen, die auf irgendeine Weise
in Laathoos’ Welt gerieten und dann wieder verschwanden, ohne
daß man je über ihr genaues Schicksal etwas erfuhr.
    Wie das passierte, davon erhielten Alexandra Becker und Paul
Denner in diesen Sekunden einen Eindruck.
    Mitten in dem riesigen Tempel zwischen den Säulen befand sich
ein schimmerndes Feld. Es war blau-schwarz und übersät von
winzigen, leuchtenden Punkten, die aussahen wie Sterne, daß man
meinen konnte, durch ein riesiges Loch in die Tiefe des unendlichen
Alls zu sehen.
    Die seltsamen Besucher des Tempels kamen von allen Seiten auf
dieses ›Loch‹ zu, gaben ihren seltsamen Singsang oder die
wie Gebete gemurmelten Worte von sich, hoben die Hände und
ließen sich dann einfach nach vorn fallen.
    Im gleichen Augenblick löste sich aus der Schwärze ein
riesiger, orangefarbener Tropfen, der den Fallenden hermetisch
umhüllte.
    Ein auffallend helles Leuchten im Zentrum des Tropfens zeigte die
Silhouette des Eingeschlossenen. Lautlos tauchte das
tropfenförmige Gebilde in die Unendlichkeit des von ihnen
überschaubaren Universums. Der Singsang wurde zum Jubilieren,
zum Jubelschrei der Erlösung und Erfüllung, als hätte
jenes Lebewesen, das kleiner wurde und schließlich nicht mehr
zu sehen war, den Sinn seines Lebens gefunden.
    Sie folgten einem geheimnisvollen, hypnotisierenden Ruf.
    Die beiden Beobachter von der Erde sahen, wie sich auch der Hagere
in das Universum
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