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Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Titel: Macabros 076: Ruf ins Vergessen
Autoren: Dan Shocker
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Steilküste
hinuntergefallen, noch den Berg nach oben geklettert. Der Wind hat
ihn emporgerissen wie ein welkes Blatt, und dann ist er verschwunden
in einem tief schwarzen Loch, das im Himmel gähnte und sich
schloß wie das Tor zu einer anderen Welt…«
    Elke Denner sagte es mit einer Stimme, die Alexandra Becker eine
Gänsehaut über den Rücken jagte.
    Hatte die Frau den Verstand verloren?
    Elke Denner gab sich alle Mühe, ihre Gefühle wieder
unter Kontrolle zu bringen und so sachlich und klar wie möglich
den Vorgang zu schildern.
    »Wir müssen die Polizei verständigen«, sagte
die junge Blondine aus Frankfurt.
    Sie überlegte rasch.
    Port-Bou lag einige Kilometer hinter ihr. Die
nächstgrößere Stadt war Llansa und da war sicher auch
ein Polizeiposten.
    »Bitte warten Sie auf mich. Ich fahre nach Llansa und gebe
dort Bescheid…«
    Elke Denner schüttelte heftig den Kopf. »Nein…
bitte lassen Sie mich nicht allein zurück. Ich habe Angst,
daß es noch mal anfängt…«
    Dann erzählte sie wieder von dem furchtbar kalten Wind, der
so stark gewesen sei, daß er sogar den Wagen quer über die
Straße schob und beinahe in den Abgrund drückte.
    Alexandra Becker hatte Verständnis für die Frau.
»Gut«, nickte sie. »Selbstverständlich
können Sie gern mitkommen. Aber wir können unmöglich
den Wagen mitten auf der Straße stehen lassen. Wenn andere
Fahrzeuge auftauchen, gibt’s noch mehr Blechschaden.«
    Alexandra Becker ging um den Pfad herum und öffnete die
Tür zum Fahrersitz.
    »Was haben Sie denn vor?« fragte Elke Denner mit
zitternder Stimme.
    »Das Auto auf die Seite zu fahren. Da – die Einbuchtung
rechts am Felsen reicht gerade aus als Parkplatz.«
    »Aber das Vorderrad… hängt über dem
Abgrund… Es ist ein Glück, daß der Wagen noch nicht
in die Tiefe gestürzt ist.«
    »Ich passe schon auf.« Mit diesen Worten drückte
Alexandra Becker mutig die vordere Tür ganz auf und stemmte sich
vorsichtig mit ihrem Gewicht dagegen, um zu sehen, inwieweit das
Fahrzeug aus dem Gleichgewicht geriet.
    Unter dem linken Vorderrad begann es bedrohlich zu ächzen.
Geröll löste sich und kullerte hörbar in die
Tiefe.
    Zu Tode erschrocken wich Alexandra Becker einen Schritt
zurück und hielt den Atem an.
    Einige Sekunden später herrschte wieder Stille.
    Nein! Das wagte sie doch nicht, ans Steuer zu sitzen und den Wagen
im Rückwärtsgang auf die Straße zu fahren. Durch die
Gewichtsverlagerung konnte der Ford noch abrutschen und in die Tiefe
stürzen.
    So blieb ihr nichts anderes übrig, als den Zustand zu
lassen.
    Sie bat Elke Denner, einen Moment auf sie zu warten. Sie wollte
von der Frau nicht verlangen, hundert Meter nach unten zu laufen, wo
ihr Alfasud stand.
    Alexandra Becker fuhr zur Unglücksstelle, nahm Elke Denner
auf und lenkte ihr Fahrzeug dann vorsichtig um den weißen Ford
herum. Es ging um Haaresbreite.
    Das Ziel der beiden Frauen war Llansa.
    Auf dem Weg nach dort saß Elke Denner steif wie ein Stock
neben der jungen Frankfurterin und sprach kein einziges Wort. Wie
leblos blickten ihre Augen durch die Windschutzscheibe.
    In der Polizeistation von Llansa führte Alexandra Becker das
erste Gespräch. Elke Denner fühlte sich außerstande,
den Wagen zu verlassen. Ihre Glieder waren eiskalt und sahen aus wie
weiß gepudert.
    Sie brauchte dringend einen Arzt. Offensichtlich setzte nun erst
die Schockwirkung ein.
    Die Darmstädterin wurde in ein nahes Hospital gebracht, wo
sie sofort behandelt wurde.
    Capitán Forgas schüttelte nur den Kopf, als Alexandra
Becker, die ein einigermaßen verständliches Spanisch
sprach, ihm all das erklärte, was sie von Elke Denner
gehört hatte.
    »Hirngespinste! So etwas gibt es nicht…«
    Zusammen mit einem uniformierten Polizisten fuhr er im Jeep zu der
angegebenen Stelle. Auch Alexandra Becker befand sich in dem Wagen.
Ihr Alfasud blieb zurück.
    An der Unglücksstelle angekommen, sorgten Capitán
Forgas und Leutnant Santos gleich dafür, daß der Ford auf
die Seite gefahren wurde.
    In der Zwischenzeit war ein Lastkraftwagen angekommen, der die
verengte Fahrbahn Richtung Llansa nicht mehr benutzen konnte.
    Mit Hilfe dieses Lkw war es verhältnismäßig
leicht, den Unglückswagen vom Rand des Abgrunds wegzuziehen.
    Der Lkw und zwei weitere wartende Fahrzeuge konnten ihre Fahrt
fortsetzen.
    Forgas sah sich die Umgebung an, zusammen mit Santos suchte er mit
einem Fernrohr die Tiefe ab und hielt Ausschau nach dem Fahrer.
    Da war nichts zu finden.
    Es wurde
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