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Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts

Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts

Titel: Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts
Autoren: Dan Shocker
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ovalen Verlieses, von dem
aus zwei Durchlässe in verschiedene Richtungen führten,
stand der Thron des Hestus mit den sieben Stufen. Der Thron wurde
links und rechts flankiert von zwei Ursen, die mit langen, spitzen
Lanzen bewaffnet waren und wie Salzsäulen standen.
    Im Gitterwerk gab es ein verschlossenes Tor, an das die Treppe
stieß.
    Wenn sie beide nun die letzte Kurve nahmen und die vorspringende
Mauer umgingen, würden sie genau im Blickfeld der beiden
Wächter des Thrones auftauchen.
    Die Situation sprach für sich.
    Sequus hatte den Thron in einen speziellen Raum schaffen lassen
und ließ ihn bewachen. Nachdem ihm bewußt geworden war,
daß seine Strafexpedition nichts gefruchtet hatte und Hellmark
mit dem Leben davongekommen war, rechnete er damit, daß dieser
Feind der Dämonen und aller böser Kräfte noch mal den
Versuch unternahm, in den Tempel einzudringen.
    Daß es jedoch – durch einen reinen Zufall –
über die Stollen der Monstertürme geschah, hatte auch ein
Sequus nicht erkennen können.
    Die fünf Siegel waren noch erhalten! Das bedeutete, daß
Molochos noch nicht in der dunklen Stadt in jenem wiederaufgetauchten
Teil Xantilons erschienen war.
    »Es ist alles noch drin«, flüsterte Björn dem
Freund zu. »Jetzt liegt’s nur an uns, was wir daraus
machen…«
    Sie mußten versuchen, die beiden Wachen dazu zu bringen, das
Gittertor zu öffnen. Beide Ursen zu überrumpeln,
dürfte ihnen allerdings nicht schwerfallen.
    Doch alles mußte so schnell gehen, daß keiner von
denen dazu kam, ein Signal weiterzuleiten oder einen Hilferuf von
sich zu geben.
    Lautlos mußte die Angelegenheit über die Bühne
gehen.
    Alles blieb ruhig. Die zwei Ursen ahnten nichts von der Nähe
der beiden Menschen.
    Björn und Rani überlegten noch, wie sie am besten
vorgingen, um einerseits die Fischmenschen auf sich aufmerksam zu
machen und andererseits zu verhindern, daß sie weitere
Hilfskräfte imstande waren anzufordern.
    Die Entscheidung wurde ihnen abgenommen.
    Aus einer Mulde in den porös wirkenden Wänden, die
beiderseits die steile, spiralförmige Treppe flankierten,
löste sich wie ein etwas größerer Vogel lautlos eine
Gestalt und schnellte direkt auf Mahay zu.
    Das gab’s doch nicht!
    »Wenn man an den Teufel denkt, dann taucht er auch
tatsächlich auf«, entfuhr es den Lippen des Inders.
    »Ich bin nicht der Teufel – sondern Whiss«, maulte
der Kleine mit den Glupschaugen, den regenbogenfarbenen Schwingen,
die er lautlos bewegte, und landete mit gespreizten Füßen
auf Ranis rechter Schulter.
    Mahay mußte sich eingestehen, daß die ganze Situation
mit Hilfe seines aus dem Mikroreich mitgebrachten, koboldartigen
Geschöpfes bedeutend besser zu meistern wäre.
    »Wie war’s denn, wenn du mal wieder deine Fühler
ausstreckst und versuchst, die Struktur der
Eisenstäbe…«, begann der Koloß von Bhutan. Doch
Rani brauchte das, was in seinem Kopf vorging, gar nicht erst
auszusprechen.
    Whiss drückte seinen schildkrötenartigen Schnabel an
Mahays Ohr und flüsterte ihm etwas zu.
    »Schon erledigt, großer Bruder! Du brauchst gar nicht
so komische Gedanken zu haben… von wegen, daß du bisher
nicht wußtest, daß wir eigentlich verwandt
sind…« Der Kleine vervollständigte sein Talent mehr
und mehr. Mit jeder Stunde, die verging, jedem Tag, der verstrich,
schien er an Wissen und Können zuzunehmen. »Dich
wundert’s auch, daß ich die ganze Zeit nicht bei euch
gewesen bin. Das macht doch gar nichts. Ich hab’ mich in der
Gegend ein bißchen umgesehen. Ich hab’ gemerkt: da sind
sie…«
    »Wer sind ›sie‹?« wisperte der Inder.
    »Meine besonderen Freunde. Die Ursen. Ich kann die Kerle
nicht riechen. Ich fang’ innerlich jedesmal an zu zittern, wenn
ich merke, daß sich einer in meiner unmittelbaren Umgebung
aufhält. Da wollte ich sie mir auch mal genauer
ansehen.«
    »Und das hast du getan?«
    »Aber ja, Bhutan-Mann«, säuselte Whiss.
    Unwillkürlich mußte Björn Hellmark lächeln.
Diesem vogelartigen Wesen mit dem Schildkrötengesicht
unterliefen immer wieder seltsame Wortspielereien, die es ganz
natürlich fand, die aber aus der Sicht von Björn und Rani
unwillkürlich zum Witz wurden.
    »Doch über all die Fragen, die du jetzt noch hast,
können wir ja später sprechen. Wenn’s ein Später
für euch beide gibt…«
    Whiss blickte sie abwechselnd mit großen, kugelrunden Augen
an und verzog sein Schildkrötenmaul, so daß er aussah wie
eine verzeichnete Karikatur. »Und nun beeilt euch!
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