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Macabros 064: Es erwacht der Ursen-Wahn

Macabros 064: Es erwacht der Ursen-Wahn

Titel: Macabros 064: Es erwacht der Ursen-Wahn
Autoren: Dan Shocker
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Angehörigen, die er in Stein geschaffen hatte
– eines Tages hier, in diesem Teil Kh’or Shans, lebend und
atmend begrüßen könne. Und dieser Zeitpunkt ist
gekommen. Das erste Siegel ist erbrochen – der erste Reiter der
Apokalypta unterwegs…«
    Das waren die gleichen Bemerkungen, die Carminia Brado auch schon
machte. Doch er hatte keine Gelegenheit gefunden, sich wegen dieses
Reiters näher zu erkundigen.
    Das tat er jetzt. »Was weißt du von ihm,
Susan?«
    »Nur das eine, daß Sequus von dieser Sekunde an die
Macht haben wird, auf die er seit einer Million Jahre wartet. Hier
auf Kh’or Shan, in diesen Hallen, wird sein Hauptquartier sein.
Von hier aus wird er seine Raub- und Vernichtungszüge in die
ganze Welt antreten. Er braucht dann nicht mehr die Wächter und
Puppen, die er aus Feuer schuf. Das alles weiß ich von jenen,
die seit längerer Zeit hier sind und die Vergangenheit in den
›gefangenen Bildern‹ miterleben konnten…«
    Auf Anhieb wußte Björn Hellmark, was Susan Andrews mit
den ›gefangenen Bildern‹ meinte. Alle Ereignisse, die sich
von jener Stunde an, seit dem Sequus sich auf Kh’or Shan befand,
abgespielt hatten, waren gespeichert. Und Sequus Geist konnte sie
jederzeit wieder lebendig werden lassen. Wer durch Zufall oder
bewußt Kh’or Shan ansteuerte, wurde Gefangener dieser
Menschenfalle. Das Paar in der Bucht, das Hellmark entdeckte, als er
mit seinem Doppelkörper Kh’or Shan betrat, um sich zu
informieren, ging vor langer Zeit mitsamt der ganzen Besatzung der
BLUE STAR verloren, deren Schicksal nie geklärt wurde. Wie ein
Film ließen sich die ›gefangenen Bilder‹ jederzeit
erneut abspielen, so daß Außenstehende getäuscht
oder geängstigt wurden.
    »Sequus fürchtet dich, Björn«, sagte Susan
Andrews. »Das ist die Hoffnung, die alle haben, welche zwar
verwandelt, aber nicht in ihrem Denken umfunktioniert wurden. –
Ich könnte dich umarmen. Aus Freude, Dankbarkeit und
Hoffnung… doch es würde dir Verderben bringen. Ohne,
daß ich es will, würdest auch du zu dem werden, was ich
nun darstelle. Sequus magisch-energetisches Feuer springt auf jeden
über. Außerdem…«
    Was sie ihren Ausführungen noch hinzufügen wollte, blieb
für immer ein Rätsel.
    Ein dumpfes Grollen ließ sie beide zusammenfahren. Das
Geräusch lief unter ihren Füßen entlang, die
Wände hoch und durch die Gewölbedecken. Die Säulen und
Standbilder vibrierten.
    Risse zeigten sich in den Wänden, in der Decke und im Boden,
auf dem sie standen.
    »Sequus Stunde!« kam es wie ein Aufschrei aus den
flammenden Lippen. »Alles, was er geschaffen hat in Stunden der
Nachdenklichkeit, der Ratlosigkeit, der Freude, der Trauer, der Liebe
und des Hasses – es wird sich verändern. Es wird alles zu
einem werden…«
    Als Hellmark diese Worte hörte, war es ihm, als ob die
letzten Bilder der Vergangenheit, die er bisher noch verschwommen
wahrnahm, in strahlendem Licht zu leuchten begännen.
    Er erinnerte sich der kurzen Vision, die er vorhin im ›Tempel
der Glückseligkeit‹ gehabt hatte. Im Augenblick, als er an
Carminias Rettung und Tod dachte, die er seinerzeit als Loana
über alles liebte, und deren Liebe wie die seine die Zeiten
überdauert hatte.
    Diese Zuneigung schlug eine Brücke in die Vergangenheit und
die Zukunft, denn die Erkenntnis, daß sie sich schon mal hier
die Treue geschworen haben und gemeinsam etwas Großes
vollbringen würden, war nun neu geweckt worden.
    Die steinernen Reliefs an den riesigen Wänden oberhalb der
regenbogenförmigen Kristalle waren keine Vision, sondern
Wirklichkeit gewesen.
    Sequus hatte sie getäuscht!
    Was er – Björn – einen Moment lang gesehen hatte,
war nichts anderes gewesen als sein eigenes Wissen um die Dinge von
damals. Er hatte den Ursenkönig in Stein gebannt. Der Fluch
seinerzeit hatte gelautet: »Wenn du wieder deinen Fuß in
jenen Tempel setzen wirst, wird Sequus nicht mehr Stein
sein…«
    »Pepe… Carminia!« entfuhr es dem blonden Deutschen.
»Ich muß ihm helfen, ehe der König der Ursen und sein
unheilbringendes Volk sie vernichtet!«
    »Lauf, Björn! Lauf, so schnell du kannst! Du hast es
erkannt – und das ist gut so. So wirst du auch uns noch helfen
können…«
    Die letzten Worte der Feuergestalt Susan Andrews klangen voller
Begeisterung und waren voller Hoffnung.
    Doch dies war nicht die Wahrheit… In Wirklichkeit
erfüllte Susan Andrews tiefe Trauer. Sie wußte, daß
es für sie keine Erlösung mehr geben würde. Sie hatte
sich
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