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Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Titel: Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg
Autoren: Dan Shocker
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das Fenster gemauert, und schwere Gitterstäbe verhinderten,
daß er das Zurückliegende nochmal wiederholen konnte.
    Seit Monaten lebte Rani Mahay in diesem Kerker, aus dem er nur in
nächtlicher Stunde von Zeit zu Zeit herauskam, um in den
Bergwerken Tamuurs zu arbeiten. Dort wurde ein Gestein gewonnen, aus
dem Häuser gebaut wurden und eine neue Burg, für die Tamuur
neue Pläne vorgelegt hatte.
    Sein neues Machtzentrum sollte das alte Herrscherhaus Ullnaks um
ein Vielfaches übertrumpfen.
    Rani Mahay atmete tief durch.
    Seine Spannkraft schien nachgelassen zu haben, und er hatte in der
Zeit seines Aufenthaltes hier in der Zwingburg einige Kilo an Gewicht
verloren.
    Mahay stand am Fenster, seine Finger umspannten die Gitter.
    Um die Mundwinkel des Inders zuckte es, und harte Furchen zeigten
sich.
    Mahays Wangenmuskeln spielten.
    Es ging etwas vor, aber er konnte nicht ergründen, was es
war.
    Aleana, die Fürstentochter dieses Hauses, die Tamuur sich wie
eine schöne Puppe hielt und auf deren freiwillige Liebe er
vergebens hoffte, lebte in ähnlicher Form hier in der Zwingburg
wie Mahay.
    Aleana war wie er eine Gefangene. Sie konnte sich jedoch frei
bewegen, und Tamuur kontrollierte nicht jeden einzelnen ihrer
Schritte. Es schien, als wäre Aleana in den letzten Wochen etwas
näher an Tamuurs Seite gerückt, würde ihm
entgegenkommen – und Tamuur belohnte sie mit größerer
Freiheit als je zuvor.
    Hatte er die Hoffnung, daß die wunderschöne Tochter des
Landes Ullnak ihm doch noch freiwillig ihre Gunst schenkte? Er
hätte sie erzwingen können, aber dazu war er zu stolz.
Alles, was er sonst gab, hatte er sich durch seine
übermächtige Magie selbst geschaffen oder verändert
und unterworfen. Aleanas Liebe aber wollte er freiwillig. Und er
hatte Zeit – die Ewigkeit stand ihm dazu zur Verfügung.
    Diese Zeit aber hatte Rani Mahay nicht.
    Doch die Hoffnung war nicht erloschen, daß es eine
Veränderung auch zu seinen Gunsten gab.
    Scheinbar hatte er sich geschlagen gegeben und erfüllte die
harte Fronarbeit, die ihm auferlegt worden war. Mit einem einzigen
Wort hätte er dem allem ein Ende bereiten können. Ein
einziges Wort – und aus Rani Mahay würde eine der vielen
seltsamen, unheimlichen Pflanzen werden, die Tamuur, der
scharlachrote Magier, in seinem Garten hegte, pflegte und über
alles liebte.
    Aber erst kam es ihm darauf an, den Inder, der Björn
Hellmarks alias Macabros’ Freund war und in dessen Adern das
gleiche Blut der alten Xantilon-Rasse floß, zu
zermürben.
    Mahay sollte ganz klein werden und sollte Kräfte
verlieren… Und diesen Eindruck schien Rani auch schon zu
machen.
    Er ging etwas gebeugt, seine Miene war hart geworden, als
hätte er das Lächeln verlernt.
    Dieser Eindruck aber täuschte. Ein Mann wie Mahay gab nicht
so schnell auf.
    Wer ihn genau ansah, der erkannte, daß die Spannkraft und
Leistungsfähigkeit dieses Mannes kaum gelitten hatten, daß
er wie ein Bündel Dynamit war, das jeden Augenblick explodieren
konnte.
    Die Energie des Koloß’ von Bhutan war ungebrochen.
    Rani Mahay hatte Hoffnung, sehr bald einen entscheidenden Schritt
zu tun.
    Aber er mußte warten, auf ein Zeichen Aleanas, der
Fürstentochter.
    Sie spielte ihr riskantes Spiel nicht weniger gut als er.
    Sie war eine kluge Person.
    Er wartete täglich auf ein Zeichen von ihr,
stündlich…
    Er durfte nicht ungeduldig werden, um nichts in Frage zu
stellen.
     
    *
     
    Der diensthabende Arzt kam in die Intensivstation.
    Schwester Ula und der Doktor wechselten einen Blick.
    »Sie war die ganze Zeit sehr unruhig, Doktor«,
flüsterte die Krankenschwester. »Aber die Werte sind alle
normal. Auf den ersten Blick meint man, sie würde träumen.
Aber die Beine… fehlen! Etwas geht hier vor, das jenseits
unseres Verstandes liegt.«
    Der Mann im weißen Kittel sah die Sprecherin mit einem Blick
an, der alles sagte.
    »Überzeugen Sie sich selbst«, bat Ula Maalan bleich
und irritiert, und der Arzt, der die Schwester schon lange kannte und
wußte, daß die junge Frau stets aufmerksam und
zuverlässig ihren Dienst tat, zuckte wortlos die Achseln und
näherte sich dem Bett der Frischoperierten.
    Anka Sörgensen atmete tief und ruhig. Auf ihrem Gesicht lag
ein ausgeglichener Zug und ein Hauch von Röte.
    »Sehen Sie Doktor.« Mit diesen leise gesprochenen Worten
zog Ula Maalan vorsichtig die Decke zurück und richtete den
Blick auf das Gesicht des Arztes, um seine Reaktion zu sehen. Im
Gesicht des Mannes regte sich
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