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Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Titel: Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg
Autoren: Dan Shocker
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dessen, was man
gerade noch als normal bezeichnen konnte.
    Anka Sörgensen, der es im Lauf des Tages so schlecht gegangen
war, hatte sich erholt.
    Herz, Kreislauf und Atmung funktionierten normal.
    Von dieser Seite waren in der Nacht mit Sicherheit keine
Komplikationen zu erwarten.
    Und doch sollte sie heute etwas erleben, das alles übertraf,
was sie je erlebt und gesehen hatte.
    Sie vernahm plötzlich einen schrillen Schrei.
    Ula Maalan fuhr zusammen.
    Ihr erster Blick galt den Kontrollen. Kein Grund zur
Besorgnis.
    Dann sprang sie sofort auf und beobachtete die kleinen Lampen
neben den Betten hinter der Glaswand, Sie hatte dadurch direkten
Sichtkontakt zu den Kranken.
    Anka Sörgensen?!
    Die junge Patientin warf sich mit geschlossenen Augen hin und her,
als wolle sie etwas mit Gewalt abschütteln.
    Ula Maalan lief ins Krankenzimmer.
    »Fräulein Sörgensen«, rief sie die Kranke an
und beugte sich über sie.
    Anka Sörgensen stöhnte.
    »Nein… nicht… ich will zurück… nach
Hause… ich träume… aber warum verschwinden die Bilder
nicht, die ich nicht mehr sehen will… ich sehne mich nach meinem
Bett, nach Ruhe… zurück… warum kann ich nicht
zurück ins Bett… zu Dr. Belman…«
    »Fräulein Sörgensen, hallo, Fräulein
Sörgensen, können Sie mich hören?« Ula Maalan
hatte eine angenehme Stimme, die zu ihrem charmanten
Äußeren paßte. »Sie phantasieren, Sie brauchen
keine Angst zu haben. Sie liegen doch in Ihrem Bett.« Mechanisch
legte die Krankenschwester ihre Hand auf die Stirn der jungen
Frau.
    Die Stirn fühlte sich normal an.
    Auch der Puls war gut.
    »Fräulein Sörgensen!«
    Die junge Patientin war voller Unruhe, warf ihren Kopf hin und her
und war überhaupt nicht ansprechbar.
    Sie mußte einen furchtbaren Traum haben und konnte nicht
wach werden.
    Anka Sörgensen bäumte sich auf.
    Die leichte Decke, mit der sie zugedeckt war, flog beiseite.
    Ula Maalans Blick wurde starr, ihre Haut bleich, und ohne
daß sie es wollte, entrann ihren Lippen ein Stöhnen.
    Anka Sörgensen fiel schlaff in ihre Kissen zurück –
sie hatte nur noch ihren Oberkörper!
    Die Beine waren verschwunden!
     
    *
     
    Ula Maalan glaubte zu träumen.
    Panik erfüllte sie, und sie begann, an ihrem Verstand zu
zweifeln.
    So etwas gab es doch nicht!
    Sie mußte sofort den diensttuenden Arzt unterrichten.
    Mit zitternden Händen zog sie die Decke über die Stelle,
wo ein anderer Mensch normalerweise seine Beine hatte. Eine breite,
flache Mulde bildete sich darunter, und erst in Höhe der
Hüften bewegte sich Anka Sörgensens Körper unter dem
Tuch.
    Voller Unruhe und verwirrt aktivierte sie ihr
Taschenfunkgerät und bat sofort den Stationsarzt auf die
Intensivstation.
    Sie stotterte irgend etwas zurecht und wagte nicht, die Dinge beim
Namen zu nennen, als der Arzt Näheres wissen wollte.
    »Ihre Beine sind weg, Doktor. Fragen Sie mich bitte nicht,
was das zu bedeuten hat… ich weiß es nicht, ich kann Ihnen
nur sagen, was ich sehe…«
    »Ist das ein Witz, Schwester Ula?«
    »Mit so etwas scherzt man nicht, Doktor!«
    Ula Maalan stand da wie aus Stein gemeißelt, und nur langsam
kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück, während sie Anka
Sörgensen unablässig beobachtete.
    Die Fiebernde, die kein Fieber hatte, bewegte noch immer die
Lippen.
    Es war nicht zu verstehen, was sie von sich gab.
    Was aber ging jetzt in ihrem Gehirn vor, was mochte sie sehen
– was glaubte sie zu sehen?
     
    *
     
    Anka Sörgensen sah einen dunklen Raum vor sich mit einem
winzigen, vergitterten Fenster.
    Es war alles ganz schnell gekommen…
    Sie hatte sich wiederum von dem Ort weggewünscht, der sie so
bedrückte.
    Einen Augenblick lang hatte sie intensiv den Gedanken gehabt zu
sehen, wohin diese Aneinandergeketteten gingen. Es handelte sich
offensichtlich um ganz andere Menschen als um jene, die sie auf dem
Tanzplatz gesehen hatte.
    Sie hatten eine andere Hautfarbe und waren anders gekleidet. Und
da sie in Ketten geschlagen waren, handelte es sich bei ihnen
offensichtlich um Sklaven.
    Wo waren sie zu Hause? Warum wurden sie so behandelt? Was hatten
sie mit den Geschöpfen zu tun, die nach einem Freudentanz zu
Skeletten geworden waren? Wie paßte der nachdenklich und
beunruhigend auf- und abgehende Ritter, den sie zuerst gleich nach
der Operation noch im Operationssaal gesehen hatte, in dieses
Bild?
    Das alles ging ihr durch den Kopf, während sie die Gestalt
sah, die sich aus dem Dunkeln löste und direkt auf sie
zukam.
    Kaltes Sternenlicht
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