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Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Titel: Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg
Autoren: Dan Shocker
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Intensivstation
verlegt, wo ihr Zustand ständig überwacht wurde.
    Es gab keinen plausiblen Grund, weshalb sich ihr Zustand so
veränderte. Aber das war wieder mal einer jener Fälle, wo
menschliches Ermessen in den Hintergrund trat und Kräfte sich
zeigten, die sich nicht vorausberechnen ließen.
    Am späten Nachmittag wurden Herz und Kreislauf wieder
stabiler. Anka Sörgensen erwachte und fühlte sich durstig.
Ihre Stimme klang schwach, die Patientin hatte leichtes Fieber.
    Aber das war ganz normal.
    Nicht normal war, daß Anka Sörgensen in diesem leichten
Fieber zu phantasieren begann.
    Ihre Augen glänzten leicht und befanden sich in
ständiger Bewegung.
    Was die junge Frau alles sagte, war nicht immer klar zu
verstehen.
    Als es Abend wurde, war der Zustand unverändert, ihre Stimme
kräftiger. Anke Sörgensen wirkte erholt und nahm sogar
einige Schlucke Tee zu sich.
    Noch immer lag sie auf der Intensivstation.
    Dr. Thorwald Belman hielt es für angebracht, sie in ihrem
unberechenbaren Zustand mindestens für einen Tag und eine Nacht
dort zu belassen.
    Anka Sörgensen lag still und nachdenklich in ihrem Bett.
    Wenn die Schwester nach ihr sah, dann lächelte sie der
Patientin freundlich zu.
    Und Anka Sörgensen lächelte zurück.
    Sie sagte ein paar belanglose Dinge, und die klangen ganz normal.
Hätte sie auch über das sprechen sollen, was wirklich in
ihr vorging? Das erwähnen sollen – was sie wirklich sah,
seit Stunden schon, was sie nicht träumte, was auch keine
Halluzination sein konnte?
    Sie schluckte, blickte auf die Wand gegenüber dem
Fußende ihres Bettes und sah wieder eine andere, aus fahlen
Knochen errichtete Wand, die dahinter lag.
    Jetzt fürchtete sie sich nicht mehr vor diesen Bildern, wie
zu Anfang, als sie sie zuerst wahrgenommen hatte.
    Schon immer hatte sie gefühlt, daß etwas los war mit
ihr, aber es war ihr nie gelungen, diesen Zustand in Worte zu
kleiden. Sie unterschied sich in so vielen Dingen von anderen
Menschen, in bestimmten Situationen war das immer wieder zum Ausdruck
gekommen.
    Sie sah die meisten Dinge mit anderen Augen und merkte, daß
sie bisweilen andere Gefühle und Stimmungen empfand, daß
sie etwas sah und erkannte, was andere gar nicht bedachten. Sie war
sehr sensibel. Schon lange bevor sich die Notwendigkeit einer
Operation eigentlich zeigte, wußte sie einfach, daß sie
diese Operation mit allen Sinnen wahrnehmen würde. Die
Betäubungsmittel sprachen nicht so an, wie sie ansprechen
müßten.
    Gestalten bewegten sich vor ihr.
    Es waren keine Krankenschwestern und Ärzte. Die Gestalten
bewegten sich auch nicht in diesem Krankenzimmer – sie bewegten
sich auf einem freien, fast kreisrunden Platz, der von bizarren
Steinen umstellt war, die seltsame Götter darstellten.
    Diese Gestalten wirkten verschwommen wie Schemen, und obwohl Anka
Sörgensen sie aus allernächster Nähe wahrnahm, gelang
es ihr nicht, die Umrisse schärfer zu erkennen.
    Es waren Menschen in bunten Gewändern, Männer und
Frauen, die einen rhythmischen, fremdartigen Tanz
vorführten.
    Es handelte sich um einen Gemeinschaftstanz. Auch von den
Außenstehenden kamen immer mehr in den Kreis, lösten sich
aus dem Schatten der heiligen Steine und schlossen sich den
Tänzerinnen und Tänzern an. Sie drehten sich nach den
Klängen einer fernen, die ganze Atmosphäre erfüllenden
Musik, die aus dem Himmel zu kommen schien.
    Dieser Himmel war von einem dunklen Smaragdblau und wirkte wie ein
geschliffener, riesiger Stein, der sich über den freien Platz
und die dunklen, würzig duftenden Wälder spannte, welche
hinter diesem Tanzplatz begannen.
    Dann traten aus dem Dunkel mehrere andersfarbig gekleidete
Männer, deren Köpfe kahl waren, die einen ernsten und
würdevollen Eindruck machten.
    Sie trugen eine gewaltige Rolle bei sich, ein Pergament, das sie
öffneten. Die Pergamentrolle war so groß, daß ein
einzelner sie unmöglich tragen konnte.
    Die Hände der Auserwählten rollten sie auf.
    Wie eine Wand spannte sich das Pergament am Ende des Platzes.
Riesige, flammende Zeichen waren darauf zu erkennen. Symbole,
Zeichnungen und Worte in einer fremdartigen Sprache geschrieben,
bewegten sich darauf wie selbständige, mit rätselhaftem,
gespenstischem Leben erfüllte Lebewesen.
    Erwartung und Spannung lagen in der Luft, Gefühle und
Stimmungen, die man beinahe körperlich spürte – auch
Anka Sörgensen.
    Sie meinte, mitten unter den Fremden zu sein, die menschlich
aussahen, aber keine Menschen waren.
    In der
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