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Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Titel: Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen
Autoren: Dan Shocker
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dieses Teils der Höhle inzwischen
aufgegeben zu haben.
    Herold schwindelte. Er konnte dies alles nicht auf einmal
verdauen.
    Er zog sich zurück durch die durchlässige Wand,
berührte in der vorgeschriebenen Weise die seltsamen Kurven,
Spiralen und Zeichen und eilte dann durch die einzelnen Höhlen
zurück in den Kellerraum, durch den er gekommen war. Heimlich
kehrte er zurück ins Zimmer, wo die Liege zum Schlafen
stand.
    Aber er legte sich auch jetzt nicht schlafen. Er war auf
gewühlter als zuvor.
    Er rief an und klingelte seinen Bruder Kenneth aus dem Bett.
    »Was ist denn passiert?« wunderte der sich
verschlafen.
    »Ich brauche dich, Ken. Ich bin hier in der Klinik. Komm
sofort her!«
    »Hast du getrunken, Henry? Oder bist du verrückt
geworden?«
    »Keines von beiden. Aber ich verlier den Verstand, wenn du
nicht umgehend kommst, Ken. Ich muß dir etwas zeigen.«
    »Jetzt? Weißt du, wie spät es ist?«
    »Ja, kurz nach zwölf Uhr nachts. Und was ist schon
dabei?«
    »Hat das, was du mir zeigen willst, nicht bis morgen
Zeit?«
    »Nein.«
    »Dann ruf doch Liz an.«
    Liz war Henry Herolds Frau.
    »Nein, das geht nicht. Komm’, Ken, mach keine
Umstände! Ich brauch jetzt dringend jemand, dem ich mich
anvertrauen kann oder ich dreh’ wirklich durch.«
    »Okay. Aber das dauert ’ne halbe Stunde.«
    Kenneth Herold, der ein gutgehendes Anwaltsbüro in der
nächst größeren Stadt hatte, seufzte und legte
auf.
     
    *
     
    Er brauchte fünfunddreißig Minuten für die Fahrt
zu dem weit außen liegenden Privatklinikgelände.
    Henry Herold stand schon am Tor. Er hatte die Nachtschwester davon
unterrichtet, daß sein Bruder hierherkommen würde, dem er
einen Versuch in seinem Labor vorführen wolle. Er könne
nicht schlafen und wolle die Zeit nicht sinnlos vergeuden.
    Kenneth Herold war einen Kopf größer und in den
Schultern breiter als Henry Herold. Die Familienähnlichkeit war
augenfällig.
    »Was ist denn passiert?« knurrte Kenneth Herold.
    »Ich muß dir etwas zeigen, Ken.«
    »Das hast du am Telefon schon gesagt. Was ist es?«
    »Das eben bekommst du zu sehen.«
    »Du bist unverbesserlich, Henry. Als Junge warst du schon ein
Sonderling. Wenn dich etwas beschäftigt hat, dann mußtest
du sofort jemand in dein Vertrauen ziehen. Dann hatte das nie Zeit
bis zum nächsten Tag.«
    »Genauso ist es, Ken«, bemerkte Dr. Herold ernst.
    Kenneth Herold folgte seinem Bruder in den Keller.
    »Was ich dir zeige, bleibt unser Geheimnis, Ken.«
    »Wenn du darauf bestehst, natürlich.«
    Henry Herold berührte die rätselhaften Bilder an der
Kellerwand, und die Steine wurden durchlässig.
    »Ich glaub’, ich spinn«, bemerkte Kenneth Herold
heiser. Er fuchtelte mit seinen Händen in der Luft. »Kein
Widerstand!«
    »Kein Widerstand, richtig.«
    Sie kamen in die fluoreszierende Höhlenwelt, und auf dem Weg
nach dort sprudelte es nur so über Henry Herolds Lippen. Erst
jetzt vertraute er sich seinem Bruder an und der erkannte, daß
es genauso war wie früher. Erst jetzt, da Henry zu einem
Ergebnis, zu einer Entscheidung gekommen war, brauchte er einen
Menschen, mit dem er sich aussprechen konnte.
    »Ich kann einen anderen Stern erreichen, mit einem einzigen
Schritt! Ich habe einen Teil des Geheimnisses um die grauen Riesen
gelöst.«
    Kenneth Herold konnte im Augenblick nichts sagen.
    Es kam ihm vor, als wäre er überhaupt nicht wach und
träumte. Er lag zu Hause in seinem Bett, und der späte
Telefonanruf seines Bruders war ebenso ein Traum wie die Fahrt
hierher in die Klinik.
    Er kniff sich in den Oberarm und spürte den Schmerz. Dieser
Schmerz war so wirklich wie das fluoreszierende Licht, wie die
rätselhaften Symbole an den Felswänden, wie die Mauern, die
Henry durchschritt, als wären sie überhaupt nicht
vorhanden.
    »Ich bin verrückt – oder du bist ein Hexenmeister,
Henry!«
    »Keines von beiden, Ken. Was hier geschieht, ist ein ganz
natürlicher Vorgang. Naturgesetze werden wirksam, Gesetze des
Geistes… für uns in eine Form gebracht, die uns in
Erstaunen versetzt, zugegeben. Aber für einen Menschen des
Mittelalters wäre ein Fernsehapparat ein Teufelsding –
für uns ist er eine Selbstverständlichkeit. Technik und
Geist haben ihn ermöglicht. Die Wesen, die ich als die grauen
Riesen erkannt habe, benutzten diese Höhlen als eine Art
Dimensionstransporter, um die Erde zu besuchen, möglicherweise
auch, um uns zu beobachten. Vor Jahrtausenden… vor
Jahrmillionen. Ich weiß es nicht. Aber schon lange haben
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